Mannhaft lässt Michael Jojade den Pikser in den Arm über sich ergehen. Von Claudia Schäfer, Mitarbeiterin des Blutspendedienstes, fühlt er sich bestens betreut. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Michael Jojade lässt sich beim Blutspenden in der Gemeindehalle über die Schulter schauen

Epfendorf. "Ich geb’ hier fast meinen letzten Tropfen für Epfendorf", sagt Michael Jojade und lächelt vergnügt. Als Bürgermeisterkandidat ist der 44-Jährige zum Aderlass bereit. Und das Grinsen vergeht ihm nicht mal, als ihm Claudia Schäfer vom DRK-Blutspendedienst mit einer doch recht beachtlichen Nadel in den Arm sticht.

Schokolädchen im Gepäck

Schnell hat sich am Freitagnachmittag in der Gemeindehalle rumgesprochen, dass ein Bewerber ums Bürgermeisteramt unter den Blutspendern ist.

Nicht zuletzt sorgt ein Karton, den er im Gepäck hat, für Gesprächsstoff. Darin finden sich kleine Schoko-Tafeln, die seine Frau in "mühevoller Arbeit" auf seine Wahlkampf-Kärtchen geklebt hat. "Jojade reimt sich schließlich auf Schokolade", begründet er seine Mitbringsel.

Michael Jojade ist Erstspender. Da gilt es erst einmal, ein paar Fragebogen auszufüllen. Beim Aufklärungs-Gespräch mit dem Arzt bleibt die Presse außen vor und damit hinter der mit Stoff bespannten, provisorischen Kabine. Ein wenig Privatsphäre sei schließlich sogar einem Bürgermeisterkandidaten gegönnt.

"Und was versprechen Sie den Epfendorferen so?" Claudia Schäfer will es ganz genau wissen, während der rote Lebenssaft in den Beutel läuft. "Nix, was ich nicht auch halten kann", erwidert Jojade. Ob das stimmt, wird die DRK-Mitarbeiterin vermutlich nie erfahren. Denn sie kommt aus Ergenzingen, darf also in Epfendorf gar nicht wählen. Bald schon hat sich eine ganze Traube mit DRK-Helfern um Jojades Liege herum gebildet. Ob es an den Schoko-Täfelchen liegt? Elf Minuten dauert es, dann ist der Beutel voll und der Kandidat um einen halben Liter Blut ärmer. Die Zeit vergeht wie im Flug. Jojade reißt den einen oder anderen Witz, flirtet ein wenig mit den Frauen des Blutspendedienstes, und sein Humor überträgt sich auf die Helfer. Ein Arzt lässt sich am Ende sogar mit ihm fotografieren – zur Erinnerung.

Der Gang ist völlig sicher

Nach der Spende muss sich der Bewerber noch mal für zehn Minuten hinlegen – so will es die Vorschrift. Zwar wird er von einem DRK-Mitarbeiter auf dem Weg zur Ruheliege gestützt. Nötig wäre das aber nicht. Der Gang ist sicher. Mannhaft hat er den Aderlass weggesteckt.

Bevor Michael Jojade die Gemeindehalle verlassen darf, muss er noch etwas essen. Maultaschen oder Bratwürste schlägt er aus. Keine Zeit – schließlich will er noch ein paar Flyer verteilen. Und so müssen eine Banane, eine Tasse Kaffee und ein Stückchen Kuchen ausreichen.

Jojade ist gerade auf dem Sprung, da betritt sein Mitbewerber Mark Prielipp auf dem Weg zur Blutspende die Halle. Ein nettes Pläuschchen zwischen den beiden Kandidaten ist noch drin – soviel Zeit muss sein. Dann packt Michael Jojade seine Kiste mit den Flyern und den Schokolädchen und macht sich auf zu neuen Taten – der Wahlkampf geht weiter. Abgestimmt wird schließlich erst am Sonntag.