Peter Boch und seine Frau Monika strahlen vorm Pforzheimer Rathaus um die Wette. Foto: Schwarzwälder-Bote

37-Jähriger schafft im ersten Wahlgang spektakulären Sprung auf Chefsessel. Nachfolger gesucht.

Epfendorf/Pforzheim - Damit hatten wohl die wenigsten gerechnet – Epfendorfs Bürgermeister Peter Boch ist der neue OB von Pforzheim. Der 37-Jährige erreichte gleich im ersten Wahlgang mit 51,5 Prozent die absolute Mehrheit.

Da ist am Sonntagabend wohl gleich zwei Männern eine Stein vom Herzen gefallen: Peter Boch, der als Verwaltungs-Quereinsteiger Mut zum Risiko bewies, als er für die CDU als Oberbürgermeister-Kandidat der Stadt Pforzheim antrat, aber auch seinem Stellvertreter Uwe Mei in Epfendorf, der jetzt erst mal durchschnaufen kann.

"Ich freue mich ganz arg, dass er’s geschafft hat", sagt Mei gestern Abend im Gespräch mit unserer Zeitung. Er habe zwar damit gerrechnet, dass Boch "das packt", allerdings nicht gleich im ersten Wahlgang. Auf die Gemeinde Epfendorf komme jetzt allerdings eine schwierige Übergangszeit zu, schiebt Uwe Mei gleich hinterher.

Peter Boch hatte seinen kompletten Urlaub auf einmal genommen und in Pforzheim einen wahren Wahlkampfmarathon hingelegt. Bis zu sechs Terminen habe er im Schnitt pro Tag absolviert, "einmal waren es sogar 16", berichtete Boch am Tag vor Wahl. Für seine Gemeinde Epfendorf bedeutete dies allerdings, dass sie sehr lange auf ihren Bürgermeister verzichten musste.

Nachdem bekanntgeworden war, dass der 37-Jährige für das Amt des Oberbürgermeisters in der Goldstadt kandidiert, war ihm von vielen Epfendorfern Verständnis für diese Entscheidung entgegengebracht worden. Sie gönnten ihren Schultes diese Chance. "Es war auch ein gewisser Stolz, dass unser Bürgermeister womöglich OB von Pforzheim werden könnte", erzählt sein Stellvertreter Mei. Denn dass einer von einer Kommune mit 3500 Einwohnern direkt ins Rathaus einer 120 .000-Einwohner-Stadt einzieht, sei wohl einzigartig in der Landesgeschichte.

Epfendorfer nehmen Peter Boch seine lange Abwesenheit zunehmend übel

Je länger Boch aber vor Ort abwesend war, umso unzufriedener wurden die Epfendorfer. Manch einer fühlte sich von seinem Gemeindeoberhaupt im Stich gelassen.

Viele gute Ideen habe er gehabt, attestiert Uwe Mei dem Epfendorfer Rathauschef. Einiges habe er bereits umgesetzt, anderes angestoßen. Die Realisierung des Gewerbegebiets "Schroten" bei Trichtingen etwa zählt Mei zu Bochs Glanzleistungen. Der Schwung, den Boch in die Gemeinde gebracht habe, sei schon raus. Nun sei es ganz wichtig, dass der Ort nicht zum Stillstand komme. "Das wäre das Schlimmste", meint Mei.

Für ihn waren die vergangenen Wochen hart. Schließlich ist er Geschäftsführer einer eigenen, kleinen Firma. Gerade die Gemeinderatssitzungen haben ihn "ganz schön geschlaucht", verhehlt Mei nicht. Nach einem Acht- oder Neun-Stunden-Arbeitstag am Abend noch mal fünf Stunden lang konzentriert eine Sitzung zu leiten, sei nicht gerade einfach. Zudem stehe er oft zwischen den Stühlen. Schließlich ist der Bürgermeisterstellvertreter selbst ein gewähltes Mitglied des Gremiums. Vorbereitungen für die Ausschreibungen der Bürgermeisterstelle habe man noch nicht getroffen. Man wollte zunächst einmal die Wahl in Pforzheim abwarten. Bei Wahrung aller Fristen rechnet Mei nicht vor dem Oktober mit einer Wahl in Epfendorf.

Bochs Urlaub ist aufgebraucht, er wird spätestens am Dienstag wieder im Epfendorfer Rathaus erwartet. Es erfolgt eine Übergabe, und dann geht Mei gemeinsam mit seiner Frau Ende des Monats erst mal in den Urlaub. "Den brauche ich auch wirklich." Deshalb ist er froh, dass gleich im ersten Wahlgang eine Entscheidung gefallen ist. Sonst hätte er bei einer Stichwahl am 28. Mai womöglich von einer griechischen Insel aus mit den Vertretern der Presse telefonieren müssen, meint er lachend.

Nun kann er einfach abschalten – das Handy und mental. Es ist aber nur ein Durchschnaufen. Am 1. August tritt Peter Boch sein neues Amt als OB an. Und bis zu einer Wahl im Herbst ist dann Uwe Mei wieder gefragt. Unterstützt werde er vom zweiten Bürgermeisterstellvertreter Holger Berndt. Das Rathaus-Team sei in dieser Zeit zudem ganz besonders gefragt.

Bei Peter Boch war gestern Abend erst mal Feiern angesagt. Mit einem Sieg im ersten Wahlgang hatte er selbst kaum gerechnet. Ab Dienstag kümmert er sich aber zunächst wieder um seine Amtsgeschäfte in Epfendorf.

Peter Boch kommt mit 18. 170 Stimmen auf 51,5 Prozent. Amtsinhaber Gert Hager wählten 14 .414 Bürger (40,8 Prozent). Dimitrij Walter bekommt durch 1683 Stimmen 4,8 Prozent. Andreas Kubisch landet mit 1002 Stimmen und 2,8 Prozent an vierter Stelle. Die Wahlbeteiligung lag bei 38,6 Prozent.