Isabella Schinacher Foto: Schwarzwälder-Bote

Seit über einem halben Jahr müssen die Epfendorfer schon ohne Lebensmittelgeschäft auskommen / Fahrdienst wäre wünschenswert

Von Karin Schmidtke

Epfendorf. Der letzte Lebensmittelgeschäft in Epfendorf hat seit Ende vorigen Jahres geschlossen. Ein Bäcker und ein Metzger halten die Stellung in dem Ort mit immerhin 2000 Einwohnern.

Wir haben nachgefragt, wie die Epfendorfer ohne den Lebensmittelladen der Familie "Rees" klar kommen. Einfach war es nicht, unter der Woche Leute zu finden. Da einer der Hauptmagnete des Ortskerns seine Pforten schloss, sieht man wenige Passanten auf den Gehwegen.

Isabella Schinacher, 45 Jahre, Bürokauffrau, Epfendorf: "Die Schließung des Geschäfts ist so schade. Ich habe dort fast alles bekommen, was wir die Woche über brauchen. Von Lebensmitteln über Hygieneartikel, Reinigungsmittel und sogar kleine Geschenke, Mitbringsel und Weine. Es gab so gut wie alles. Die Kinder haben sich manchmal ein Eis gekauft oder ihre Schulsachen. Da ich in Oberndorf arbeite, muss ich jetzt dort einkaufen. Ich kenne aber viele Epfendorfer, die keinen Führerschein haben und jetzt einen Fahrer für ihre Besorgungen brauchen. ›Rees‹ hatte sogar einen Warenbringservice für betagte Leute. Durch die Schließung riss eine riesige Versorgungslücke in Epfendorf auf. Vielleicht hatte der Inhaber durch die Straßensperrung Kunden verloren und gab auf?"

Hannelore Gundel, 74 Jahre, Rentnerin, Epfendorf: "Mich trifft die Schließung des Ladens schlimm. Da ich wegen meiner schlechten Sehkraft kein Auto fahre, bin ich auf meine Kinder angewiesen. Sie machen es ja gerne, aber dennoch – ich muss immer jemanden beauftragen, obwohl ich noch rüstig bin, und das ist mir unangenehm. Mein Sohn bringt mir die Getränke. Einmal pro Woche geht es zum Großeinkauf. Produkte wie Nudeln kann man auf Vorrat kaufen, das ist kein Problem. Schwierig ist es mit frischem Obst oder Salaten. Manchmal habe ich auch Lust auf bestimmte Früchte und kann sie mir nicht kaufen. Andererseits gehen Waren kaputt, weil ich den Vorrat an Frischem überschätzt habe. Für Epfendorf wäre ein Fahrdienst gut. Ich wünsche mir eine gute Lösung."

Peter Boch, 35 Jahre, Bürgermeister, Epfendorf: "Für meine Epfendorfer ist es unbedingt wichtig, dass wieder ein Laden in die Gemeinde kommt, und wir arbeiten daran. Schade, dass ›Rees‹ sein Geschäft nach so vielen Jahren schloss. Eine Wiederbelebung muss auf jeden Fall her. Der Laden ist ein guter Frequenzbringer, der Standort ist ideal. Ich denke, das Geschäft muss bestimmt neu strukturiert sein, damit alles zukunftsfähig und tragfähig gestaltet werden kann. Ein neuer Besitzer soll sich hier in Epfendorf langfristig halten können. Ich bin sehr froh, dass wir noch einen guten Metzger und einen guten Bäcker haben."

Elsa Sailer, 64 Jahre, Rentnerin, Epfendorf: "Ich habe über 40 Jahre bei ›Rees‹ im Haus gearbeitet. Die Mutter des Juniorchefs war sogar meine Freundin. Ich war nur eine "Rei’gschmeckte" aus Tirol, kam der Liebe wegen hierher. Einmal kam ich vom Bahnhof, die Ute Rees schaute aus dem Fenster und rief ›Mädle, hasch wieder Heimweh? Komm hoch, kriegst ein Cognacle, das wir miteinander trinken‹. Sie stammte selbst aus Nürnberg und verstand mich voll. Der Start war für mich als Fremde in Epfendorf nicht einfach. Ich begann dann bei ›Rees‹ im Haushalt zu putzen und stieg später in den Laden auf. Der Laden war meine zweite Heimat hier im Ort. Die Schließung tut mir so weh. Ich hätte so gerne bis 65 Jahren oder auch noch länger mit angepackt."