Der alteingesessene Epfendorfer Lebensmittelmarkt steht vor dem Aus. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Betreiber des Epfendorfer Lebensmittelmarkts Rees hören auf / Gemeinde hofft auf Nachfolger

Von Marcella Danner Epfendorf. Viel Kraft, Zeit und nicht zuletzt Geld haben Martin und Angelika Rees in der Vergangenheit in ihr Lebensmittelgeschäft gesteckt. Doch die Umsätze fielen immer mehr in den Keller. Nun ist für die beiden eine Grenze erreicht. Sie wollen den Laden nicht weiter betreiben.Seit 1856 können sich die Epfendorfer mit Waren aus dem örtlichen Einkaufsmarkt versorgen. 1998 übernahm Martin Rees den Laden von seinem Vater, zehn Jahre später stieg seine Frau Angelika mit ein. Immer mehr Lebensmittelmärkte siedelten sich in diesen Zeiten auf der grünen Wiese an und machten es dem Ehepaar nicht gerade leicht, ihr Geschäft über Wasser zu halten.

An mangelnder Kreativität, davon sind sie überzeugt, habe es nicht gelegen. Immer wieder entwickelten sie neue Ideen, die Kundschaft in den Laden zu holen. Da gab es ein Blumengeschäft, ein Weinkeller wurde etabliert.

Konzept für einen Landmarkt liegt bereits in der Schublade

Die jüngste Idee ist ein Café, das mittlerweile auch sonntags geöffnet hat. Somit ist die Familie Rees, auch der Vater arbeitet noch mit, an sieben Tagen in der Woche im Einsatz. An das Gefühl von Urlaub kann sich Martin Rees schon gar nicht mehr erinnern.

Bereits vor vier Jahren stand es für den Familienbetrieb Spitz auf Knopf. Das war für die Kommunalpolitik ein Thema, erinnert sich Gemeinderat Uwe Mei. Mit Metzger, Bäcker, Ärzten und Banken – Parkplätze gibt es vor der Tür und alles ist fußläufig zu erreichen – habe man ein El Dorado in Epfendorf. Da schmerze der Wegfall dieser Nahversorgung vor Ort natürlich besonders, sagt Bürgermeister Peter Boch.

Der Gemeindeverwaltung sei durchaus bewusst, dass sich eine funktionierende Infrastruktur nicht auf den Straßenbelag und die Kanalisation beschränke. Dieses Bewusstsein hätten auch die Gemeinderäte

Jedoch könne man von politischer Seite nichts anderes tun, als die Rahmenbedingungen zu schaffen. Boch hatte seinerzeit Gespräche mit Vertretern großer Lebensmittelketten geführt. Ausfallbürgschaften oder dergleichen dürfe die Gemeinde jedoch schon aus rechtlichen Gründen nicht übernehmen. Dazu komme, dass alle Einzelhändler im Ort das Recht auf eine Gleichbehandlung hätten.

Das Lebensmittelschäft Rees gehört mit ihrem Nahkauf zum Verbund der Rewe-Gruppe. Und von der gibt es ganz klare Umsatzvorgaben, erklärt Martin Rees. Die könne man nicht mehr erfüllen. Mittlerweile gelte der Richtwert von 1,5 Millionen Jahresumsatz für einen rentablen Laden. Davon sei er meilenweit entfernt. Ihm ist wichtig, dass dies bei den Epfendorfern auch so ankomme. Denn keiner seiner Kollegen in der Umgebung, der bereits schließen musste, habe dies aus Reichtum getan.

Fünf Mitarbeiter und ein Azubi wollen bezahlt sein, dazu kommen immer weiter steigende Fixkosten. Ihre eigene Arbeitskraft rechnen die Familienmitglieder schon gar nicht mehr. Wenn aber bei der ganzen Energie, die in den Laden fließe, unterm Strich nichts mehr hängen bliebe, sei es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.

Mittlerweile gibt es von der Okle GmbH das Konzept des Landmarkts, das für kleinere Gemeinden gedacht ist. Es umfasst das gesamte Lebensmittel-Sortiment, wobei das Frische-, Convenience-, Bio- und Regionalsortiment in Qualität und Umfang im Mittelpunkt stehen sollen.

Martin und Angelika Rees wollten mit diesem Konzept nochmals einen Neuanfang wagen. Seit März sind ihnen jedoch die Umsatzzahlen erneut eingebrochen. Die Motivation ist endgültig dahin. Sie sehen ihre berufliche Zukunft nun woanders.

Das Ehepaar ist allerdings bereit, den Laden noch bis in den Herbst hinein offen zu halten, um einem eventuell nachfolgenden Pächter den Anfang zu erleichtern. Bürgermeister Peter Boch könnte sich auch eine Genossenschaft vorstellen. Allerdings müsse dafür die Initialzündung aus der Bevölkerung kommen, Das könne sich die Verwaltung nicht leisten.

Und so entscheiden sich Familie Rees und Gemeindeverwaltung für den unkonventionellen Weg, einen potenziellen Nachfolger, Pächter – was auch immer – über die Presse zu suchen.

Denn wenn das Kind erst mal in den Brunnen gefallen und der Laden womöglich geschlossen sei, wäre die letzte Chance vertan, sind sich Boch und Mei sicher. u Interessenten können sich bei Familie Rees, Telefon 07404/8  91 04, oder bei der Gemeindeverwaltung, Telefon 07404/92 12 20, melden.