Ein Blick durchs Refraktometer gehört bei den Winzern zum Handwerk dazu. In Dietlingen kontrolliert Winzer Robin Bischoff die Traubengüte. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirschessigfliege sorgt für Sorgenfalten. Nach Regenwetter bleibt Hoffnung auf Endspurt mit viel Sonne.

Enzkreis - In Alarmbereitschaft sind die Winzer der Region. Grund dafür: Die Weinbauern müssen ein Argusauge auf die aus Asien eingewanderte Kirschessigfliege haben.

Inge Häußermann vom Weingut Häußermann aus Diefenbach sagt, dass diese erhebliche Schäden anrichten kann. Das Insekt mit dem wissenschaftlichen Namen "Drosophila suzukii" hat sich in Deutschland rascher verbreitet, als es Experten vermutet haben und tritt mittlerweile in großer Zahl auf. Der Befall ist stellenweise so ausgeprägt, dass sich der in Baden-Württemberg für Weinbau zuständige Minister Alexander Bonde (Grüne) dieser Tage einen persönlichen Eindruck von den Folgen des Schädlingsbefalls gemacht hat.

Erst vor wenigen Jahren wurde das mit biologischen Mitteln nur bedingt abzuwehrende Insekt vermutlich mit Obst und Früchten aus Asien nach Europa eingeschleppt. Seither vermehrt es sich munter und wird zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für die Weinbauern. Entsprechend gering sind die Erfahrungswerte mit den Fliegen, die erst Weinlagen im östlichen Enzkreis ins Visier nahmen, mittlerweile aber auch in einigen Bereichen im westlichen Enzkreis ihr Unwesen treiben. Die Kirschessigfliege ist zunächst auf Obst aus, genießt aber auch die Beeren der Weinberge. Insbesondere dort, wo sich Obstanbaugebiete oder Brombeersträucher in Nachbarschaft zum Wein befinden, wechselt der Eindringling schnell sein Revier.

Sebastian Zaiß vom Weingut Zaiß aus Schützingen warnt vor einer gefährlichen Kombination. Die Stiche der Kirschessigfliege begünstigten im Zusammenspiel mit dem seit Wochen feuchten Umfeld Fäulnisprozesse, die schnell ein beachtliches Ausmaß annehmen könnten. Wichtig sei, so Zaiß, dass Winzer in den kommenden Wochen von hoffentlich besserem Wetter profitieren könnten. Noch so viele Sonnentage wie möglich, seien notwendig für einen guten Jahrgang. Schon im Juli sei das Wetter umgeschlagen. Für die Jahreszeit seien die Temperaturen tagsüber zu kühl. Diese Schlechtwetterperiode sollte sich aus Sicht der Winzer schleunigst ändern. Diese Einschätzung bestätigen viele Weinanbauer.

So hofft Robin Bischoff vom ökologischen Weingut Bischoff aus Dietlingen auf einen goldenen September und Oktober. Wie der Jahrgang werde, könne man aber erst sagen, wenn die Ernte abgeschlossen und der Wein im Keller sei, also im November. An einer Stelle sei man bislang von der Kirschessigfliege betroffen und habe mit einer Selektierung reagiert. Für die kommenden Jahre sei man zumindest vorgewarnt. Hoffentlich komme es zu einem koordinierten Handeln von Obstbauern und Winzern.

Lese soll in einer Woche beginnen

Jens Rüdiger von Rüdigers Weinwelt aus Ottenhausen zeigte sich konsterniert aufgrund der schnellen Ausbreitung der Kirschessigfliege. Er sei zwar nicht betroffen. Aber das heiße nichts, denn der Schädling verbreite sich rasant. Die Krux: Die Rotweinbeeren müssten so lange wie möglich an der Rebe bleiben, wenn ein großflächiger Befall durch den Schädling erfolge, sei das aber nicht möglich. Rüdiger wird zunächst gestaffelt die unterschiedlichen Qualitäten seines Müller-Thurgaus lesen und mit dem Sektgrundwein beginnen. Erst zum Schluss kommt sein Schwarzriesling an die Reihe.

Patricia Jaggy vom Weingut Jaggy aus Schönenberg ist die Einzige in der Umfrage, die durch und durch optimistisch gestimmt ist. Die zurückliegenden, kälteren Nächte seien im Zusammenhang mit der Kirschessigfliege sogar positiv zu beurteilen. Im Übrigen gebe es Insekten wie Wespen und Hornissen, die gefährlicher seien als die genannte Fliege. Der Zuckergehalt in Trauben entwickele sich gut und wenn es noch warme Tag gebe, könnten die Nächte kühl bleiben. Wenn die nächsten Wochen regenfrei seien, wäre das für "uns Winzer wie ein Sechser im Lotto.".

Je nach persönlicher Einschätzung und Reifegrad vor Ort wollen die Winzer der Region zwischen dem 8. und 13. September mit der Lese beginnen.