Nils Schmid erwartet für das kommende Jahr eine robuste Wirtschaftsentwicklung. Foto: dpa

Der Konjunkturmotor im Südwesten schwächelt im kommenden Jahr nach der aktuellen Prognose etwas. Trotzdem ist Wirtschaftsminister Schmid optimistisch. Die Unternehmer selbst schlagen vorsichtigere Töne an.

Stuttgart - Das Wirtschaftswachstum im Südwesten schwächt sich nach der neuesten Prognose des Statistischen Landesamtes im kommenden Jahr etwas ab. Trotzdem versprüht Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) Optimismus. „Die Konjunktur zeigt sich trotz aller Widrigkeiten sehr robust und stimmt auch für das kommende Jahr positiv“, sagte Schmid am Montag in Stuttgart.

Das Statistische Landesamt geht für 2014 noch von einem Plus von 1,75 Prozent aus. Für 2015 erwartet es ein reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,25 Prozent. Die Vorhersagekraft des Indikators reicht bis zur Mitte des Jahres. Damit dürfte sich die Konjunktur im Südwesten wieder einmal besser entwickeln als im Bund. Die fünf Wirtschaftsweisen rechnen für 2015 in Deutschland nur mit 1,0 Prozent Wachstum.

Die verfügbaren Einkommen dürften die Binnennachfrage allerdings stärken, sagte der Vizepräsident des Statistischen Landesamtes Martin Votteler. Die Beschäftigung dürfte 2014 einen neuen Höchststand erreicht haben. Für 2015 rechnen die Statistiker noch mit einem Anstieg der Erwerbstätigenzahl. Auch der Export sei „bärenstark“, sagte Schmid. Das Statistische Landesamt erwartet trotz der schwierigen Lage in Russland einen Rekordwert bei den Exporten. Zwei Drittel der Ausfuhren gehen ins europäische Ausland, Russland macht den Angaben zufolge nicht einmal drei Prozent aus.

Die Unternehmer sind allerdings deutlich weniger optimistisch als Schmid: „Die Aussichten sind nicht berauschend“, sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. Der ständig stärker werdende Dollar mache zwar Hoffnung, Russland hingegen große Sorgen.

„Da sollte man versuchen, etwas Entspannung reinzubringen“, sagte Südwestmetall-Chef Stefan Wolf mit Blick auf die politischen Spannungen zwischen Europa und Russland. „Wenn wir beim Thema Russland keine Lösung finden für baden-württembergische, deutsche und europäische Unternehmen, wird uns der Markt mittelfristig wegbrechen.“ Es gebe dort viele Wettbewerber, die in den Startlöchern stünden. „Wir sind nach wie vor der gewünschte Handelspartner.“

„Mehr als ein Prozent Wachstum werden wir 2015 kaum sehen“, meint der Südwestmetall-Chef. Vor allem Südeuropa werde noch einige Jahre brauchen, um aus der Krise rauszukommen.

IG-Metall-Landesbezirksleiter Roman Zitzelsberger interpretiert die Zahlen anders: „Sämtliche Prognosen gehen 2015 grundsätzlich von einem stabilen Wachstum aus“, sagte er. Das stärke die Forderung von 5,5 Prozent mehr Gehalt in der anstehenden Tarifrunde. Verdi-Landeschefin Leni Breymaier bekräftigte: „Es tut uns gut, die Inlandsnachfrage zu stärken.“ Jede Tariferhöhung sei ein kleines Konjunkturprogramm.

Die Handwerker sind ähnlich optimistisch wie das Wirtschaftsministerium. Sie rechnen mit einem Wachstum von 1,5 Prozent im kommenden Jahr. Konsum und Bauinvestitionen würden durch die niedrigen Zinsen befeuert, sagte Handwerkspräsident Joachim Möhrle. Allerdings müssen sich auch die Handwerker im kommenden Jahr mit weniger Wachstum begnügen. 2014 erwartet der Handwerkstag noch ein Umsatzplus von 2,2 Prozent auf 84 Milliarden Euro.