Will die Stadt hin zu erneuerbaren Energien lenken: OB Fritz Kuhn Foto: dpa

In Dezember 2014 hat OB Fritz Kuhn (Grüne) seinen Entwurf eines Energiekonzepts vorgelegt. Am Dienstag debattierten Bürgergruppen darüber. Einig sind sich die Parteien, dass die Stadt bei Energieeinsparung und alternativer Erzeugung zulegen muss.

Stuttgart - Bis 2020 soll in Stuttgart 20 Prozent weniger Energie verbraucht werden als 1990. Um die Zielmarke noch zu erreichen „müssen wir bei erneuerbarer Energie deutlich zulegen und beim Energiesparen weitermachen“, sagte OB Fritz Kuhn (Grüne) am Dienstag bei einer Gesprächsrunde mit rund einem Dutzend Bürgergruppen.

Deren Forderungen und Ideen können in das Energiekonzept aufgenommen werden und so mit zur Leitlinie künftigen Handels werden. Sie decken ein weites Spektrum ab, reichen vom Bau neuer Radwege und Ladestation für E-Räder bis zur Vorgabe, auf städtischem Grund nur noch Passivhäuser bauen zu dürfen.

Mehrfach angesprochen wurde im Rathaus bei der öffentliche Debatte das Thema Wärme. Stuttgart müsse das Fernwärmenetz von der Energie Baden-Württemberg (EnBW) notfalls zurückklagen, fordert Barbara Kern vom Wasserforum. Nur dann könne Wärme zum Beispiel aus Blockheizkraftwerken eingespeist werden. Über eine mögliche Klage werde der Gemeinderat in diesem Jahr entscheiden, sagte Kuhn, denn die EnBW wolle das Netz nicht herausgeben.

Der Ausgang der Klage sei aber offen: „Man kann das Verfahren auch verlieren, und es ist nicht gesichert, dass man das Netz ohne die Kraftwerke der EnBW betreiben kann“, so Kuhn. Der Energiemulti hat angekündigt, das Fernwärme-Kraftwerk Gaisburg von Kohle auf Gas zu modernisieren. Kuhn sieht die EnBW beim Energiekonzept trotz Streit als möglichen Partner. Ein Ausschluss, der gefordert wurde, sie nicht sinnvoll, „schließlich hat die EnBW die Mehrzahl der Stromkunden“. die tragende Rolle bei der Energiewende müssten allerdings die Stadtwerke spielen. „Sie müssen der Motor sein“, findet Kuhn.

Mehrere Bürgergruppen wie Stuttgart Solar, die Bürgerenergiegenossenschaft oder der Naturschutzbund fordern, die Stadt solle mehr eigene Dachflächen für Fotovoltaik zur Verfügung stellen. „Von 187 möglichen Schuldächern sind nur 14 bestückt“, sagte Frank Schweizer von Stuttgart Solar. Hier müsse die Verwaltung an „Tempo zulegen“.

Zur Energiewende seien mehr Blockheizkraftwerke nötig, die Stadt müsse den Bürgern klar machen, „dass man damit Geld verdient“, sagte Gerd Hansen vom Stadtplanungsforum. Viele kleine gasbetriebene Anlagen zur Wärme- und Stromerzeugung würden „die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern fortschreiben“, warnte Josef Michl vom Landesnaturschutzverband. Die Stadt müsse Flächen für Energiespeicher vorsehen, riet Hans-Peter Kleemann vom Naturschutzbund. „Wir brauchen eine richtige Bürgerbewegung“, forderte Manfred Niess vom Klima- und Umweltbündnis intensive Aufklärung. Dazu werde man in die Stadtteile gehen, versprach Kuhn.