Blumen und Kerzen erinnerten vor einem Jahr an die getötete junge Frau in Endingen. Foto: dpa

Straftat erschütterte vor einem Jahr Region Freiburg. 40-jähriger Lkw-Fahrer vor Gericht.

Endingen - Ein 40-jähriger Lastwagenfahrer aus Rumänien muss sich ab diesem Mittwoch wegen Mordes und besonders schwerer Vergewaltigung vor dem Landgericht Freiburg verantworten.

Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit die damals 27 Jahre alte Carolin G. aus Endingen (Kreis Emmendingen) nicht von ihrer sonntäglichen Jogging-Runde in den Kaiserstühler Reben zurückkehrte. Tagelang suchte die Polizei Anfang November 2016 nach der Vermissten, bis dann am vierten Tag nach ihrem Verschwinden aus angstvoller Sorge traurige Gewissheit wurde: Die junge Frau war einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen, ihre Leiche fand man in einem kleinen Waldstück in den Reben zwischen Endingen und Bahlingen am Kaiserstuhl. Offensichtliche Parallelen mit dem damals noch ungeklärten Mord an der 19 Jahre alten Studentin Maria L., die im Oktober in Freiburg ebenfalls vergewaltigt und getötet worden war, gab es damals zwar nicht. Dennoch versetzte der Mord an Carolin G. eine ganze Region in Schrecken und verunsicherte die Bevölkerung massiv, da nicht mit letzter Sicherheit klar war, ob nicht doch ein Serientäter sein Unwesen trieb.

Erst Anfang Juni 2017 konnte die Sonderkommission Erle der Freiburger Polizei nach akribischen Ermittlungen den mutmaßlichen Mörder von Carolin G. fassen. Der rumänische Lkw-Fahrer Catalin C. (40) wurde – unweit einer Firma, in der sein Opfer beschäftigt war – an seinem Arbeitsplatz in Endingen verhaftet, ohne Widerstand zu leisten. Sechs Monate nach Hussein K. aus Afghanistan, dem mutmaßlichen Mörder von Maria L., kam nun auch der Mann hinter Gitter, der Carolin G. mit einer Eisenstange aus dem Bordwerkzeug seines Lastwagens erschlagen haben soll. In die Trauer um die beiden Mordopfer mischte sich ein Gefühl der Erleichterung darüber, dass nun kein frei herumlaufenden Sex-Täter mehr im Freiburger Raum für Angst und Unruhe sorgte.

Angeklagter soll auch in Kufstein eine Frau getötet haben

Catalin C., mehrfacher Familienvater und zuletzt von seiner Familie getrennt lebend, steht nun in Freiburg vor dem Landgericht. Die Anklage lautet auf Mord und besonders schwere Vergewaltigung. Drei Mordmerkmale sind laut Staatsanwalt Thomas Orschitt gegeben: Heimtücke, die Befriedigung des Sexualtriebs und die Verdeckungsabsicht. Ähnlich wie im Mordprozess gegen Hussein K. rechnen die Justizbehörden mit einem großen Presse- und Publikumsandrang zu Prozessbeginn. Die Sicherheitsvorkehrungen werden verschärft.

Der Mann ist kein unbeschriebenes Blatt. Wie sich anhand von Genspuren schon früh gezeigt hat, geht wohl auch der Mord an der aus Frankreich stammenden Austauschstudentin Lucile K. (20) in Kufstein/Tirol im Januar 2014 auf sein Konto. Weitere schwere Straftaten, unter anderem eine juristisch nicht geahndete Messerattacke auf eine Prostituierte im Jahr 2005, soll er in seinem Heimatland begangen haben. Gegenüber den Ermittlungsbehörden hat er seit seiner Festnahme, bei der er die Tat an Carolin G. bestritten hat, eisern geschwiegen.

Im Freiburger Prozess wird es ausschließlich um die Tat in Endingen gehen. Der Mord in Österreich dürfte zwar bei der Beweisaufnahme eine Rolle spielen, sagte Oberstaatsanwalt Michael Mächtel. Verhandelt werden wird er wohl aber erst nach dem Urteil in Freiburg vor einem Gericht in Österreich. Für den Prozess in Freiburg sind acht Verhandlungstage bis zum 22. Dezember vorgesehen. Zehn Zeugen und sechs Sachverstände sollen gehört werden.