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Unschuldiger Brummifahrer steht nach Online-Mob unschuldig am Pranger. Daten-Debatte befeuert.    

Endingen/Freiburg - Wehe, wenn sie losgelassen: Nutzer der "Sozialen Medien" haben nach der Festnahme des mutmaßlichen Mörders von Carolin G. am Wochenende im Internet eine Hetzkampagne gegen einen vollkommen unbeteiligten Kollegen des Verhafteten losgetreten. Mittlerweile hat der Mann Anzeige erstattet, nachdem er bedroht und sogar seine Familie von einem Fernsehteam belästigt worden ist.

Der fälschlich beschuldigte Fahrer ist ebenfalls rumänischer Staatsbürger und arbeitet, wie sein verhafteter Kollege, bei der Kaiserstühler Spedition, deren Partnerunternehmen wiederum den entscheidenden Hinweis auf den Täter an die Polizei gegeben hatte.

Der Spießrutenlauf, den das Internet für den unschuldigen Fahrer ausgelöst hat, hat am Sonntag sogar die Polizei bewogen, noch einmal darauf hinzuweisen, dass der mutmaßliche Mörder von Carolin G. längst in U-Haft sitzt: Der Mann, dessen Bild im Netz due Runde mache, habe nichts mit dem Mord zu tun, so Polizeisprecher Dirk Klose auf Nachfrage.

Bei der Ermittlung des Verdächtigen, die seit seiner Verhaftung am Freitag keine weiteren Angaben gemacht hat und die Morde an Carolin G. in Endingen und Lucile K. in Kufstein bestreitet, kam der Polizei übrigens zugute, dass es in Österreich möglich ist, Maut-Daten von LKW nicht nur (wie in Deutschland) für die Abrechnung der Mautzahlungen zu verwenden, sondern wie im vorliegenden Fall auch bei der Polizeifahndung auszuwerten.

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) forderte dies am Wochenende auch für Deutschland ein: "Wir müssen unseren Ermittlungsbehörden die notwendigen Instrumente an die Hand geben, um allen Spuren und Hinweisen auch konsequent nachgehen zu können. Wie entscheidend dies sein kann, hat dieser Fall gezeigt."

Bereits am Samstag hatte der Bürgermeister von Endingen/Kreis Emmendingen Hans-Joachim Schwarz (CDU) mit Blick auf die aktuelle politische Debatte um die Nutzung von DNA-Spuren bei der Fahndung in Deutschland die Ausweitung der Nutzung von Genspuren gefordert: Ermittlern sollten zumindest nichtöffentlich umfassendere Ergebnisse aus DNA-Analysen zur Verfügung gestellt werden als bisher vom Gesetz erlaubt, so Schwarz: "Vielleicht hätte man das eine oder andere rausfinden können, wenn man gesagt hätte: Wir haben noch zusätzliche Erkenntnisse, lasst uns in diese Richtung gehen."