Gehört ein Bild mit vielen strahlenden Kindern im Kindergarten bald der Vergangenheit an? Die geringen Geburtenraten machen den Kindergärten in Empfingen zu schaffen. Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildungsangebot in Empfingen wird langfristig eingeschränkt werden / Gemeinderat könnte sich Privatschule vorstellen

Von Lena Müssigmann

Empfingen. Die Schülerzahl in Empfingen ist in den vergangenen 15 Jahren um gut 60 Prozent gesunken. Der Trend wird sich fortsetzen. Was kann die Gemeinde tun, um den Bildungsstandort Empfingen zu sichern?

Bei der Klausurtagung auf Kloster Kirchberg hat der Gemeinderat neben der Gewerbe- und Bauplatzentwicklung in Empfingen (wir berichteten) auch über die Bildungslandschaft beratschlagt. Die Zahlen sind alarmierend: Zum ersten Mal seit langer Zeit wird es im September nur eine erste Klasse an der Empfinger Grundschule geben.

Auch die Empfinger Außenstelle der Werkrealschule Sulz steht auf der Kippe. Zum zweiten Mal liegt die Schülerzahl eines Jahrgangs unter 16. "Das staatliche Schulamt bittet uns um Klärung, wie es mit der Werkrealschule weitergehen soll", sagt Bürgermeister Albert Schindler. In den nächsten Wochen werde entschieden, ob die Außenstelle geschlossen werden muss. "Das wäre ein großer Schlag", sagt Schindler. "Dann bräuchte man den Flachdachanbau am Schulgebäude praktisch nicht mehr."

Die Gemeinderäte haben bei ihrer Klausurtagung mehrere Szenarien durchdacht, wie das Schulhaus wieder mit Leben gefüllt werden könnte. Könnte die Werkrealschule erhalten bleiben, wenn die Klassen acht, neun oder zehn zum Teil von Sulz nach Empfingen verlegt werden? Schindler sagt dazu klar: "Die Schüler hier herkarren? Das kann man vergessen."

Könnte man in Empfingen eine Gemeinschaftsschule einführen? Fazit der Räte: Geht nicht, weil man die erforderlichen 40 Schüler pro Jahrgang nicht zusammenbekommen wird, wo es doch in der Grundschule immer weniger Kinder gibt. Eine Realschule oder ein Gymnasium anbieten? Dafür gebe es keinen Bedarf, weil es diese Schularten in Haigerloch, Horb und Sulz gibt.

Einzige nicht völlig ausgeschlossene Alternative wäre, eine Privatschule in Empfingen anzusiedeln. Fazit der Räte: "Wäre zu eruieren." Doch Schindler hat sich kundig gemacht und weiß von der Gemeinde Starzach, dass sie für Börstingen versucht hat, einen privaten Schulträger zu finden, und damit gescheitert ist.

Die geringen Geburtenraten machen auch den Kindergärten in Empfingen zu schaffen. Je weniger Kinder hier betreut werden, desto höher werden die Kosten pro Kind. Deshalb sieht man sich in Empfingen zu Einsparungen gezwungen. Es sei nicht mehr notwendig, fünf Gruppen (je zwei an den Empfinger Kindergärten und eine in Wiesenstetten) anzubieten. "In Wiesenstetten rutscht die Kinderzahl gegen zehn", sagt Schindler. "Da wird es bis in zwei Jahren auch knistern." Heißt: Möglicherweise muss langfristig über eine Schließung nachgedacht werden. "Das ist ein Thema mit Sprengstoff", ist sich Schindler bewusst.

Alexandra Deuringer, Leiterin des Wiesenstetter Kindergartens, hat noch Hoffnung. Schon vor ein paar Jahren sei die Frage, wie lange es den Wiesenstetter Kindergarten noch gibt, diskutiert worden – noch sei aber nichts passiert. Die Kinder kann auch sie nicht aus dem Hut zaubern. Sollte es langfristig zu einer Schließung kommen, wäre das schade für den Ort, der ohne Kindergarten weniger attraktiv wäre. Für Kinder könnte ein größerer Kindergarten aber von Vorteil sein, weil sie unter viel mehr Spielpartnern wählen könnten, sagt Deuringer. Erste Einsparungsmöglichkeiten im Bereich der Kinderbetreuung sehen Schindler und der Gemeinderat darin, die Nachmittagsbetreuung des katholischen und des gemeindeeigenen Kindergartens in Empfingen zusammenzulegen und dadurch Personal einzusparen. Noch diesen Monat führe er mit der Kirche Gespräche darüber, wo es sinnvoll sein könnte, zu sparen. Die Gemeinde trägt die Kosten des gemeindeeigenen Kindergartens zu 100 Prozent und die des katholischen Kindergartens zu 86 Prozent.