Hexenmeister Lars Deisinger präsentiert die Maske der Weilerhexen Dommelsberg. Sie soll grimmig, aber nicht scheußlich wirken. Foto: Begemann

Gemeinschaft ist höchstes Gut. Probejahr für Anwärter. In nahe gelegenen Ortschaften immer wieder Kinder verschwunden.

Empfingen - Grimmig, aber nicht scheußlich sehen sie aus – die Weilerhexen Dommelsberg. Von unangenehmen Aufnahmeritualen halten sie nichts. Stattdessen ist der kleinen Hexengruppe ein gutes Miteinander wichtig.

Nur acht Maskenträger gehören derzeit zu den Weilerhexen. Die jüngsten Mitglieder – die Kinder des Hexenmeisters Lars Deisinger – lernen gerade erst das Laufen. Auch seine Frau ist eine Weilerhexe. Entsprechend familiär ist das Miteinander in der Gruppe. Zum Treffen mit unserer Zeitung in der Empfinger Wohnung des Hexenmeisters sind auch der stellvertretende Hexenmeister Manuel Philipp und Oberhexe Daniel Rebmann gekommen. Sie erzählen vom Ursprung und der Bedeutung, die die Hexengruppe für sie hat.

Gegründet hat Deisinger, ein Empfinger, die Gruppe im Jahr 2013. Er sagt: "Ich war schon immer närrisch." Nur auf die Fasnet zu gehen war ihm nicht genug. "Mir war es wichtig, dass ich auch eigene Ideen umsetzen kann", sagt der Hexenmeister.

Doch warum gründet ein Empfinger eine Hexengruppe, die mit ihrem Namen eher auf eine Gruppe aus Dommelsberg schließen lässt? Der Hexenmeister: "Der Name Dommelsberg hat für mich einen mythischen Klang." Außerdem stieß er bei Recherchen zu dem Weiler auf eine Dommelsberger Sage, die vom unheilvollen Treiben wüster Hexen erzählt. Die Ursprünge der schaurigen Geschichten, die man sich über Dommelsberg erzählt, reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert. Demnach habe sich damals in dem Weiler eine Ziegelhütte mit zwei Brennöfen, in der Ziegel und Backsteine gefertigt wurden.

In nahe gelegenen Ortschaften sind immer wieder Kinder verschwunden

Die Ziegelei sei damals ein florierender Betrieb gewesen, doch immer wieder seien Ziegel und Backsteine verschwunden. Der Ziegler habe sich nicht erklären können, wo die Ziegel abgeblieben sein könnten. Doch noch viel schlimmer: In den nahe gelegenen Ortschaften seien immer wieder Kinder verschwunden. Daraufhin habe sich der Ziegler mit seinen Knechten nachts auf die Lauer gelegt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei hätten die Männer beobachtet, wie wüste Hexen ihr Unwesen trieben. Auch heute noch sollen diese Hexen in den Wäldern um Dommelsberg ihr Unwesen treiben.

Der Hexenmeister sagt: "Wenn etwas verschwunden ist, waren es meist die Hexen." Zu ihren Kindern hätten die Leute damals gesagt: "Kind, sei artig und folgsam, sonst holen dich die Weilerhexen."

Ganz so scheußlich wie die Original-Hexen aus den Erzählungen wollen die heutigen Weilerhexen Dommelsberg aber nicht sein. Das zeigt sich auch an ihren Masken. Die haben sie vom Holzschnitzer Josef Baur aus Starzach schnitzen lassen. Deisinger sagt: "Unsere Maske ist grimmig, aber nicht scheußlich." Auch auf die Reißzähne, die bei Hexenmasken üblich sind, hat die Gruppe verzichtet. Das Häs der Gruppe hält sich farblich an das Empfinger Wappen, das einen gelben Anker auf schwarzem Hintergrund zeigt.

So wie die Maske nicht zu wüst sein soll, halten die Weilerhexen auch nichts von Aufnahmeritualen. Deisinger sagt: "Wir möchten nicht, dass jemand etwas Unangenehmes über sich ergehen lassen muss." Menschlichkeit und gute Gemeinschaft zählen. Gemeinsame Aktivitäten beschränken sich daher nicht auch nicht auf die Fasnetszeit. Der Hexenmeister: "Wir treffen uns monatlich, zum Beispiel zu einem Essen. Im Sommer machen wir Grillfeste. Außerdem haben wir schon bei der Beatparade geholfen."

Voraussetzung für eine Mitgliedschaft bei den Weilerhexen ist es, dass die Interessenten zur Gruppe passen. Der Hexenmeister sagt: "Es gibt zunächst ein Probejahr. Danach treffen wir gemeinschaftlich eine Entscheidung darüber, ob derjenige dauerhaft aufgenommen wird."