Armin Gallatz sagt über das ehemalige Holzlager im Hintergrund: "Da will ich rein." Dafür muss zunächst das undichte Gebäude generalsaniert werden. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortstermin im Alten Munitionsdepot: Wasser kommt durch die Decke / Gallatz erklärt nächste Schritte

Von Lena Müssigmann

Empfingen. Seit einigen Tagen ist das Alte Munitionsdepot komplett geräumt. Das Brennholzlager ist aus-, das Büro von Armin Gallatz beinahe schon eingezogen. Beim Ortstermin auf dem Gelände mitten im Wald erklärt Gallatz das Konzept und warum er so "gierig" darauf ist, endlich loszulegen.

Erste Schritte

Die Innenwand des ehemaligen Holzlagers ist mit grau-schwarzen Schlieren überzogen. Das Dach ist an vielen Stellen undicht. Doch die Augen von Armin Gallatz leuchten. Er ist Inhaber der Empfinger MWI AG und entwickelt Mikrowellenzündungen für Verbrennungsmotoren. "Hier will ich rein", sagt er. "Wenn man Fantasie hat, wird das hier wunderschön." Bis die geplante Generalsanierung des ehemaligen Holzdepots in einem Jahr fertig ist, zieht er mit seiner Firma in Halle Nummer drei auf dem Gelände, bei der die Wände schon blütenweiß angestrichen sind. Fehlt nur noch die Heizung.

E2U GmbH

Die E2U hat das Geld eingesammelt, das nötig war, um das Alte Munitionsdepot von der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (BImA) abzukaufen. Eine einstellige Zahl an Investoren, die Mehrzahl davon aus Empfingen, hat nach Gallatz’ Angaben Geld beigesteuert. Ob ihr Investment erfolgreich ist, hängt davon ab, was auf dem Gelände entsteht. "Bisher haben wir für ziemlich viel Geld  Wald gekauft", sagt Gallatz.

Auch er ist an der E2U GmbH beteiligt. Er habe einen Teil des Risikos übernommen, weil er hier seine berufliche Zukunft sehe. Inzwischen ist er auch ordentlicher Geschäftsführer neben Hubert Grosser, der bisher meist für das Projekt gesprochen hat.

Anfang November stellt die E2U durch Vermittlung der Arbeitsagentur die zwei ersten Mitarbeiter ein. Einer kommt aus der Forstwirtschaft, ein anderer aus dem Maurerhandwerk. Sie sollen auf dem Gelände Unrat einsammeln und später zum Beispiel Wege zu den Gebäuden neu pflastern, sagt Gallatz. Die E2U ist letztlich nur für die Erschließung und Instandhaltung des Geländes zuständig – sozusagen der "Hausmeister" des Innovationscampus’.  

Innovationscampus

 Eine  Innovationscampus Empfingen GmbH soll Kopf des Projekts werden. Deren Gründung bereite Hubert Grosser gerade vor, sagt Gallatz.  Diese GmbH pachtet das Gelände von der E 2 U und stellt   den Unternehmen einzelne Gebäude oder Flächen gegen Miete zur Verfügung. Für die Erstellung von Gebäuden werde noch einmal Investitionskapital von drei bis fünf Millionen Euro benötigt, sagt Gallatz.  Werbung, Projektmanagement und Vertrieb sind weitere Kostenstellen. Er spricht von einer privaten Wirtschaftsförderung. Wobei seine Firma MWI durchfinanziert sei und keine Zuschüsse beanspruchen werde.

Das Investitionskapital versuche Grosser im Moment zu akquirieren – allerdings von ganz anderen Personen als denen, die sich an der E2U beteiligt hätten, so Gallatz. Er spricht von "vermögenden Leuten" und einem, "der einen Umweltfonds betreibt".

Um die Vorgänge  auf dem Alten Munitionsdepot transparent zu machen, kündigt Gallatz ein Konsortium an, dem zum Beispiel Vertreter der Gemeinde, des Umweltministeriums und der BImA ("um denen mal zu zeigen, was man aus so einem Gelände machen kann") sitzen sollen.

Bis im Alten Munitionsdepot das Campusleben stattfindet, werden fünf Jahre ins Land gehen, schätzt Gallatz. Er als erster Nutzer wolle hier  allen weiteren Besuchern zeigen, dass der Campus eine gute Atmosphäre haben werde.

Vision

Gallatz kommt ins Schwärmen, wenn er über den Campus geht. Er sei "gierig", dass es hier endlich losgehe und beißt sich im übertragenen Sinn fast die Zunge ab, weil er so viel erzählen möchte, was aber noch als vertraulich gelte. Schließlich liefen die meisten Verhandlungen noch. Die Firmen seien groß und auf Indiskretion, was ihre Forschung angeht, sicher nicht gut zu sprechen. Gallatz träumt vom "Silicon Valley für Umwelttechnologie".

Auf dem Campus soll erstmals ein Kreislauf aus vielen Umwelttechnologien entstehen. Erstens soll Energie alternativ erzeugt werden (zum Beispiel mit besonderen Biogasanlagen), zweitens an nichtfossilen Treibstoffen geforscht werden (kann aus Algen Öl gewonnen werden?), drittens könnten neue Energiespeichertechnologien erprobt (die Bunker seien als höchststabile Gebäude dafür begehrt) und viertens wird an Energieeffizienz getüftelt (mit der von Gallatz entwickelten Mikrowellen-Zündtechnik).

Zur Erinnerung: Viele Ideen für das Alte Munitionsdepot sind schon zerplatzt  wie Seifenblasen – eine Pilzzucht oder eine Klärschlammtrocknung. Doch Gallatz glaubt an die Idee, er spürt den Zeitgeist auf seiner Seite: "Grüne Politik und vernünftiges Wirtschaften kommen in Baden-Württemberg gerade zusammen", sagt er. "Wir müssen darüber nachdenken, wie wir uns mit grüner Technologie unabhängig machen können von Konzernen wie Gazprom und den großen Erdölkonzernen", sagt er.   Die Sensibilisierung der Wirtschaft und Gesellschaft für Umweltthemen durch grüne Politik sei "sicher hilfreich" bei der Verwirklichung des Campus’.