Vier Schüler der dritten Klasse an der Empfinger Grundschule hatten die Ehre, sich im Häs mit den Fasnetsprofessoren Werner Eggenweiler (links) und Werner Baiker (rechts) zu einem Gruppenbild aufzustellen. Zuvor genossen die Schüler den Fasnetsunterricht (unten links). Am Ende der Stunde unternahm die Klasse einen Umzug durch die Schulaula (unten rechts). Fotos: Begemann Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnetsprofessoren bringen Grundschülern in närrischer Unterrichtsstunde das Kulturgut der Empfinger Fasnet nahe

Von Daniel Begemann

Empfingen. "Die Fasnet soll gelebt werden, das muss von Herzen kommen", sagt Fasnetsprofessor Werner Baiker. Zusammen mit seinem Kollegen Werner Eggenweiler erklärte er den Drittklässlern in der Grundschule, dass es bei der Fasnet um mehr als nur Konfetti und Alkohol geht.

Auf dem Stundenplan der dritten Klassen stand am gestrigen Donnerstag nur ein Thema: Die Empfinger Fasnet mit all ihren Besonderheiten.

Werner Baiker steht mit einem Stück Kreide in der Hand an der Tafel in der Schulaula. Er fragt die Kinder nach den Rußhexen am "Rußigen". "Wird man an dem Tag in Empfingen weiß?" "Nein", lautet die klare Antwort. "Wer wurde schon einmal schwarz?", fragt Baiker in die Runde. Einige Hände schießen in die Höhe. Dass aber selbst die Rußhexen bestimmte Regeln zu befolgen haben, erklärte Baiker ebenso. "Nach 18 Uhr dürfen die Rußhexen nicht mehr draußen sein." Der Grund: Früher wurde um 18 Uhr zum Gebet gerufen, alle Hexen mussten von der Straße sein. Auch die Tatsache, dass der Fasnetsfreitag in Empfingen "Sofatag" ist, hat religiöse Ursprünge. "Jesus ist an einem Freitag am Kreuz gestorben, deshalb darf man an dem Tag keine Fasnet feiern", erklärt der Fasnetsprofessor.

Für die beiden Fasnetsprofessoren ist ihre Tätigkeit in der Schule eine Herzensangelegenheit. Schon seit 2005 besuchen Werner Baiker und Werner Eggenweiler, die bei den "Freunden Freier Flegga Fasnet" aktiv sind, immer in der Woche vor dem "Rußigen" die Schule. Baiker: "Wir möchten den Kindern beibringen, dass die Fasnet nicht nur Trinken ist, sondern ein Kulturgut. Je mehr die Kinder darüber erfahren, desto weniger Exzesse gibt es später einmal." Im Zuge ihrer Aufklärungsarbeit machen die Fasnetsprofessoren immer wieder gute Erfahrungen. "Es ist schön, wenn man merkt, dass die Kinder die Zusammenhänge verstehen und sich auch in den Elternhäusern etwas bewegt hat", sagt Baiker. Er erinnert sich an ein Kind, das Angst vor den Fasnet hatte. "Wir haben das Kind dann in der Schule mal ein Kostüm anziehen lassen, damit es merkt, dass das gar nicht so schlimm ist", sagt Baiker.

Auch in der gestrigen Stunde hatten vier Kinder das Privileg, in die vier mitgebrachten Häser zu schlüpfen, und erleben, wie es ist, als Osterbachmännle oder Hexe verkleidet zu sein. Mit ihrer Leidenschaft für die Fasnet steckten die Professoren die Kinder spätestens am Ende des Unterrichts an – mit einem Umzug quer durch die Aula. Nicht ohne den immer wieder von den Kindern lautstark gerufenen Narrenspruch: "Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz’, un’ wenn die Katz’ ‘et horig isch, na fängt se keine Mäus’!"