Der neue Taktgeber für Empfingen: Wahlsieger Ferdinand Truffner dirigierte drei Kapellen auf einmal. Foto: Hopp

Nicht einmal Kandidat selbst hätte mit so hohem Ergebnis gerechnet. Viele Glückwünsche. Mit Kommentar

Empfingen - Die Empfinger Bürgermeisterwahl endet im ersten Wahldurchgang mit einem strahlenden Sieger: 83,84 Prozent der Empfinger haben Ferdinand Truffner zu ihrem neuen Bürgermeister gewählt.

Schon bevor das Wahlergebnis in der Tälesee-Halle offiziell verkündet wird, ist zu ahnen, dass es eine Entscheidung im ersten Durchgang gegeben hat. Truffner trifft gemeinsam mit seiner Ehefrau um kurz vor 19 Uhr an der Tälesee-Halle ein. Er freut sich, möchte aber noch nichts sagen.

Drinnen sind alle Plätze an den Tischen der gerade zu Ende gehenden Kirbe belegt. Die Empfinger warten gespannt auf das Ergebnis. Um kurz nach 19 Uhr ist es dann so weit: Bürgermeister Albert Schindler tritt vor die Menschenmenge und sagt: "Wir haben heute den fünften Empfinger Bürgermeister der Nachkriegszeit gewählt." Er verkündet das eindeutige Votum für den Verwaltungsfachmann Truffner: 83,8 Prozent. Das Publikum applaudiert. Die Wahlbeteiligung ist jedoch niedriger ausgefallen als erwartet: Nur 63,5 Prozent der Empfinger haben gewählt. Schindler verkündet die Ergebnisse der anderen zwölf Kandidaten. Die zweitgrößte Stimmenzahl hat die Empfingerin Eugenia Jung mit 7,7 Prozent erhalten.

Nach einer kurzen Glückwunschrede von Landrat Klaus Rückert tritt Truffner ans Mikrofon: "Liebe Bürger von Empfingen, Wiesenstetten und Dommelsberg: Geil! Wir sind überwältigt von diesem Ergebnis", spricht er für sich und seine Frau, die am Wahltag ihren ersten Hochzeitstag haben. Jetzt habe er nur noch einen großen Wunsch: "Wir suchen ab sofort in Empfingen, Wiesenstetten oder Dommelsberg eine Wohnung. Die schönste Wohnung gewinnt." Dann bleibt ihm nur noch zu sagen: "Ich freue mich auf die nächsten Jahre oder Jahrzehnte mit Ihnen." Jedem Besucher in der Tälesee-Halle gibt er ein Freigetränk aus. Ab Dienstag wolle er erst einmal Urlaub machen.

Wie die Stimmen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses zeigen, haben viele mit einem Sieg Truffners im ersten Wahldurchgang gerechnet, die Höhe des Ergebnisses überraschte aber dennoch. Gegenüber unserer Zeitung sagt Truffner später: "Es hat sich zwar abgezeichnet, dass die Wahl wahrscheinlich im ersten Durchgang entschieden wird, aber mit so einem hohen Ergebnis habe ich nicht gerechnet." Für Bürgermeister Schindler, der nach 31 Jahren am 31. Dezember wegen des Erreichens der Altersgrenze aus dem Amt scheidet, habe sich das Ergebnis im Laufe des Wahlkampfs abgezeichnet. "Ganz so hoch habe ich es aber nicht erwartet", sagt er. Auch die anderen anwesenden Kandidaten gratulieren Truffner.

Auch politische Prominenz ist vor Ort, um dem Wahlsieger zu gratulieren. Sie äußern sich gegenüber unserer Zeitung zu dem Wahlsieg: Stephan Neher, OB von Rottenburg: "Ich kenne Ferdinand Truffner noch aus seiner Zeit als Stadtrat in Rottenburg. Er hat immer klare Positionen gezeigt und ist durchsetzungsfähig. Empfingen hat schnell gemerkt, dass nicht alle Kandidaten gut für die Gemeinde sind. Insofern bringt auch das eindeutige Wahlergebnis hervorragende Voraussetzungen für das Bürgermeisteramt von Truffner in Empfingen."

Landrat Klaus Michael Rückert: "Ich finde es großartig, dass Truffner solch einen große Vertrauensvorschuss von den Wählern bekommen hat. Der Bürger hat sich auch für die fachliche Ausbildung entschieden – ein wichtiges Signal angesichts der vielen Bewerber. Trivial ist die Aufgabe als Bürgermeister nicht, auch wenn Empfingen im Moment wirtschaftlich großartig da steht."

Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger sagt: "Es ist gut für Empfingen, dass sich die Wähler so deutlich für ihre Zukunft entscheiden haben. Er wird – aus Sicht der Horber Interessen – sicherlich aber auch ein härterer Brocken sein als die anderen Kandidaten. Andererseits kann ich gut mit Ferdinand Truffner, wie ich aus der gemeinsamen Arbeit im Rathaus Horb weiß. Das ist wichtig, um die Projekte in der Raumschaft und der Verwaltungsgemeinschaft weiter voranzutreiben. Ich denke, mit ihm bleibt Empfingen in ruhigen Fahrwasser."

Dass Truffner gut mit den Empfingern klarkommt, beweist er gleich vor Ort: Er dirigiert drei Kapellen gleichzeitig und gemeinsam: die Trachtenkapelle Empfingen und die Musikvereine Empfingen und Wiesenstetten.

Kommentar: Souverän

Von Florian Ganswind

Der Profi hat sich durchgesetzt: Ferdinand Truffner ist mit großer Mehrheit zum Bürgermeister gewählt worden. Die Empfinger hatten eigentlich die große Auswahl – und doch entschieden sich 83,8 Prozent für den Mann, der aus Bieringen stammt. Überraschend ist das allerdings nicht. Souverän hat Truffner trotz seiner jungen Jahre seine kommunalpolitischen Trümpfe ausgespielt, ist ganz ruhig und zielorientiert gewesen, ließ sich frühzeitig in der Gemeinde sehen und kam mit vielen Menschen ins Gespräch. Die außergewöhnliche Suche nach einem Bürgermeister durch den Gemeinderat mit Werbevideo und Großplakaten an der Autobahn war eigentlich überflüssig und nur sinnvoll, um Empfingen deutschlandweit bekannter zu machen. Denn Truffner hatte schon als Erster seine Bewerbung in den Ring geworfen, ohne dass die Werbeoffensive eine Rolle gespielt hatte.