Aus dem Obergeschoss mussten Personen mit dem Leiterwagen gerettet werden. Foto: Hellstern Foto: Schwarzwälder-Bote

Übung: Feuerwehr Wiesenstetten übt Menschenrettung aus einem brennenden Mehrfamilienhaus

E mpfingen-Wiesenstetten. "Feuerwehrabteilung Wiesenstetten, Gruppe eins der Feuerwehrabteilung Empfingen sowie das Rote Kreuz, Ortsverein Mühringen angetreten", meldete Abteilungs- und zugleich Feuerwehrkommandant Dieter Eger dem obersten Feuerwehrmann, Bürgermeister Albert Schindler.

19 von 24 aktiven Wiesenstetter Löschmännern und zwei Mitglieder der Altersabteilung standen zusammen mit der zehn Mann starken ersten Gruppe der Empfinger Wehr mit Gruppenführer Marc Link am Feuerwehrgerätehaus beim Dorfgemeinschaftshaus bereit. In Anwesenheit des Empfinger Abteilungskommandanten Rolf Hauser und Ehrenkommandant Karl-Anton Hellstern erläuterte Einsatzleiter Matthias Lohmiller die Brandannahme.

In einem Mehrfamilienhaus mit Werkstatt an der Hauptstraße ist bei Schweißarbeiten ein Brand ausgebrochen. Starker Rauch breitet sich blitzschnell durch offenstehende Türen im Treppenhaus und in den Wohnungen im Obergeschoss als auch in der Werkstatt aus. Ein Nachbar setzte über 112 einen Notruf ab, konnte aber über die im Haus befindlichen Personen keinerlei Auskunft geben. Die Leitstelle Freudenstadt verständigt in solchen Gefahrensituationen für Menschen stets beide Feuerwehrabteilungen Wiesenstetten und Empfingen per digitalem Meldeempfänger, damit möglichst viele Atemschutzträger zur Verfügung stehen. Das Rote Kreuz Mühringen-Wiesenstetten und die Drehleiter Horb werden bei einem Wohnhausbrand zusätzlich automatisch angefordert.

Tadelloses Hand- in-Hand-Arbeiten der beiden Gruppen

Als Erste rückte die Wiesenstetter Wehr mit dem MLF 10/6 und dem KLF an und Einsatzleiter Lohmiller erkundete sofort den Brandort, während die Mannschaft rasch die Wasserversorgung von einem Unterflurhydranten beim früheren Gasthaus Hirsch in der Hauptstraße aufbaute. Hilferufe aus der stark verrauchten Werkstatt waren zu hören. Im Obergeschoss auf einem Balkon, im Dachgeschoss und auf einer Dachterrasse am anderen Gebäudeende machten sich Personen bemerkbar, deren Entkommen aus dem Haus durch ein massiv verrauchtes Treppenhaus nicht möglich war. Auch so drohte den Eingeschlossenen eine Rauchgasvergiftung. Die Ausbreitung des Brandes durch Fenster zu den Nachbargebäuden war zu befürchten.

Priorität eins hatte jedoch die Rettung der Menschen im Gebäude. Mit dem ersten neongelben und damit leuchtenden Rohr rückten zwei Atemschutzträger in die Werkstatt vor. Der zweite Angriffstrupp Atemschutzträger mit dem zweiten Rohr gelangte mit Hilfe einer Steckleiter auf die Dachterrasse im ersten Obergeschoss. Der Einsatzleiter beorderte parallel ein drittes Rohr zur Riegelstellung und zum Schutz vor Funkenflug für das Nachbarhaus auf die Gebäuderückseite. Der Lüfter wurde in Stellung gebracht. Mit Blaulicht und Martinshorn raste derweil die Abteilung Empfingen mit dem großen Löschfahrzeug LF 20/16 und dem Löschfahrzeug 8/6 zur Brandstelle und postierte sich auf der Hauptstraße. Gruppenführer Marc Link beorderte sofort einen Atemschutztrupp zur Menschenrettung und Brandbekämpfung zur Unterstützung der Wiesenstetter in die Werkstatt, und einen zweiten Angriffstrupp zur Menschenrettung über eine mehrteilige Steckleiter vom Balkon im ersten Obergeschoss. Weitere Rohre rückten zur Riegelstellung an den Westgiebel des Gebäudes und fungierten als Sicherungstrupp für die Empfinger und Wiesenstetter Angriffstrupps. Sorgfältig überwacht von zwei Sicherungsmännern mit Funk suchten nun vier Atemschutztrupps mit jeweils zwei Mann fieberhaft nach Personen im Gebäude. Ein Kind konnte schnell von der Dachterrasse und ein weiteres vom Balkon geborgen werden. Rasch trugen zwei Feuerwehrleute einen schwer verletzten jungen Mann aus der verqualmten Werkstatt. Sofort waren die Rettungshelfer mit einer Trage zur Stelle und versorgten die Verletzten.

Nach unendlich scheinenden Minuten rückte die Feuerwehr Horb mit der Drehleiter und drei Mann Besatzung an und positionierte sich auf der breiten Hauptstraße. Problemlos fuhr der Tragekorb zum offenen Fenster ins zweite Obergeschoss und nahm ebenso problemlos eine verängstigte junge Frau auf. Der offensichtlich schwer verletzte und bewusstlose Hauseigentümer musste liegend transportiert werden und so fuhr die Leiter mit einer blitzschnell angebrachten Schleifkorbtrage erneut nach oben, und der junge Mann wurde in der Wanne festgezurrt und zurück am Boden sofort dem DRK übergeben. 23 Meter Höhe kann die Drehleiter erreichen und wird im sogenannten B5-Alarmierungsfall wie einem Wohnhausbrand automatisch mit alarmiert.

Der Überdruckbelüfter entrauchte das Gebäude und die Feuerwehrmänner konnten sich nun auf die Suche nach eventuellen weiteren Menschen konzentrieren. Die hierfür unentbehrliche Wärmebildkamera spürte schnell ein weiteres Kind auf, das über eine Steckleiter von der Dachterrasse gerettet werden konnte. Drei sachkundige Sanitäter des DRK Mühringen-Wiesenstetten unter der Führung von Bereitschaftsleiter Timo Fischer versorgten und betreuten derweil die drei verletzten Kinder und die drei Erwachsenen mit Rauchgasvergiftungen an einem ruhigen Ort auf einem Parkplatz entfernt vom Brandort.

"Feuer aus", meldete schließlich der Einsatzleiter, und nach einer halben Stunde war für die wie immer zahlreichen interessierten Schaulustigen, darunter viele Kinder, das Spektakel vorbei. Feuerwehrkommandant und Abteilungskommandant der Feuerwehr Wiesenstetten Dieter Eger, der das Geschehen per Megafon erläuterte und verständlich machte, war mit dem Übungsverlauf ebenso wie sein Einsatzleiter sehr zufrieden. Er lobte den ruhigen und disziplinierten Verlauf der Übung und das tadellose Hand-in-Hand-Arbeiten der beiden Gruppen.