Gruppenfoto auf dem Pausenhof der Empfinger Schule: die zwölf syrischen Asylbewerber mit Mitarbeitern des Lenkungskreises Asyl. Rechts oben ist Gabriele Reich zu sehen. Sie bringt den Flüchtlingen Deutsch bei. Fotos: Begemann Foto: Schwarzwälder-Bote

Gabriele Reich bringt den Syrern in Empfingen mehr als nur Deutsch bei / Einladung zum Badminton-Spielen

Von Daniel Begemann

Empfingen. In Empfingen sollen die syrischen Flüchtlinge mehr als nur deutsch lernen. Gabriele Reich, die den Sprachkurs leiten wird, versteht sich nicht nur als Lehrerin, sondern vielmehr als Integrationsbeauftragte. Den ersten Schritt hin zur Integration sind die Syrer gestern Nachmittag gegangen.

Beim Deutschunterricht für Flüchtlinge in Empfingen kommt sicherlich keine Langeweile auf. Die pensionierte Lehrerin aus Empfingen sagt: "Ein reiner Sprachkurs reicht nicht aus. Wir müssen auch gesellschaftliche Fragen ansprechen." Auch praktische Hilfe bei Dingen des alltäglichen Lebens möchte Reich den Flüchtlingen anbieten. "Ich würde zum Beispiel darauf eingehen, wie man sich gesund ernährt. Man könnte eine Gemüsesuppe zusammen kochen und ihnen nebenbei noch die deutschen Wörter für die Zutaten beibringen", sagt Reich. Derartige Aktivitäten sind zusätzlich zum Deutschkurs, der drei Mal pro Woche stattfinden soll, geplant. Unterrichtssprache wird zunächst Englisch sein. Doch die Syrer lernen gleich in den ersten Stunden , wie sie sich auf deutsch begrüßen und einander vorstellen können.

Ihr Engagement für Flüchtlinge nimmt Gabriele Reich nun zusätzlich zu ihrer Betreuungstätigkeit an der Empfinger Grundschule und der Werkrealschule auf. 14 Grundschüler betreut sie im Rahmen des Ganztagesangebots der Schule in den Fachbereichen PC und Schwimmen. An der Werkrealschule hilft sie bei der Hausaufgabenbetreuung. Auch bei dieser Tätigkeit habe sie schon viel Erfahrung im Umgang mit Schülern mit Migrationshintergrund gesammelt, sagt sie. Ihnen helfe sie auch regelmäßig bei der Erweiterung ihrs Wortschatzes.

Gestern Nachmittag in Empfingen. Gabriele Reich trifft die Syrer in der Schule, um anschließend einen Spaziergang zu unternehmen.

Außer Reich sind noch zwei weitere Engagierte des Lenkungskreises Asyl vor Ort und warten auf die Ankunft der zwölf syrischen Männer. Die meisten sind Anfang bis Mitte 20, der Älteste 40 Jahre alt. Kurz nach 16 Uhr: Noch ist niemand da. "Wie halten es die Syrer mit der Pünktlichkeit?", fragen sich die Mitarbeiter des Lenkungskreises. Doch kurze Zeit später, als alle zwölf gemeinsam im Klassenzimmer eintreffen, löst sich die Frage: Die Männer sind nicht etwa unpünktlich, sie wollten lediglich ihre Gebetszeit einhalten.

Dann beginnt Gabriele Reich mit ihren neuen Schülern die Tour in Richtung Tälesee-Halle. Sie zeigt ihnen den Schulhof, die Sportanlagen, den Platz mit den Müllcontainern nebenan, geht auf die deutsche Mülltrennung ein. Dann geht es weiter, am Fußballplatz vorbei zur Tälesee-Halle. Die Syrer sollen sich in Empfingen zurecht finden. Und da der Badminton-Verein Bemwido in der Tälesee-Halle trainiert und die Syrer offiziell eingeladen hat, sollen sie wissen, wohin sie nächsten Montag nach dem Unterricht zum Badminton-Training gehen können.

Der erste Eindruck, den die bisher hauptsächlich arabisch sprechenden Männer von Empfingen haben, ist positiv: "Es ist ein sehr schöner Ort", sagt einer von ihnen. "Wir wollen Deutsch lernen", fügt er hinzu. Diesen Satz kann er schon auf deutsch sagen. Die Absicht, sich im Ort zu integrieren, äußert er ebenfalls: "We want to find German friends" (Wir wollen deutsche Freunde finden).