Brigitte Hirt (rechts), Vorsitzende des katholischen Altenwerkes St. Georg in Empfingen, dankt Sigrid Maute mit einem Blumenstrauß. Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Professionelle Märchenerzählerin Sigrid Maute liest Empfingern vor / Gäste hängen an ihren Lippen

Von Jürgen Baiker

Empfingen. Märchennachmittag in der Georgsstube mit Märchenerzählerin Sigrid Maute aus Balingen: Das katholische Altenwerk hatte dazu eingeladen. Brigitte Hirt, Vorsitzende des katholischen Altenwerkes, begrüßte.

Es ist ein großer Unterschied, ob man selbst in einem Märchenbuch liest, ob man Märchen vorgelesen bekommt, oder ob ein Märchen erzählt wird, dies mit einer sehr lebendigen Stimme und der dazugehörigen Gestik.

Sigrid Maute ist eine professionelle Märchenerzählerin. Schon immer hat sie gerne Märchen gelesen. Zuhause hat sie mehrere Meter an Märchenbüchern im Bücherregal stehen. Rund 100 Märchen hat sie in ihrem Erzähl-Repertoire. Märchen sind nicht einfach Geschichten, sondern sie wollen auf etwas hinweisen, über etwas nachdenklich machen.

In ihrem ersten Märchen ging es um die Wahrheit: Die Wahrheit ging durch die Straßen, erzählte Maute. Keiner wollte sie ins Haus einlassen. Als sie wieder durch die Straßen ging, traf sie das Märchen. Niemand will, dass ich mit nach Hause komme, so die Wahrheit klagend. Ich bin alt, niemand will etwas mit mir zu tun haben. Auch das Märchen war alt, aber nicht so deprimiert wie die Wahrheit. Das Märchen schenkte ihr ein buntes Kleid und schon funktionierte es. Die Wahrheit war willkommen.

Ein schottisches Märchen mit keltischen Mythen

"Märchen gibt es in allen Kulturkreisen", so Maute. Ein weiteres Märchen handelte von einem Mann mit sieben Söhnen, der sich endlich auf eine Tochter freuen durfte. Durch einen unbedachten Wunsch wurden die sieben Söhne in schwarze Raben verwandelt. Die Tochter, die erfahren musste, dass sie schuld an diesem Unglück sei, machte sich auf den Weg, ihre Brüder zu erlösen, was ihr auch gelang.

Ein weiteres Märchen stammte aus Schottland und hatte die keltischen Mythen zum Inhalt, so die Feensagen. Dabei ging es um einen Feenritter Temlin, der von Jennet aus den Fängen der Feenkönigin gerettet und erlöst wurde. Ein weiteres Märchen handelte von einer blauen Rose, deren Farbe auch anders sein kann, wenn das Herz mitspricht.

Sigrid Maute wollte von den Gästen auch wissen, welche Märchen aus ihrer Kindheit ihnen am besten gefallen haben. Welches Märchen sie erzählen solle? Rumpelstilzchen, so die Antwort. Die Gäste hingen an Mautes Lippen, ist es doch ein riesiger Unterschied, ein Märchen erzählt zu bekommen oder es selbst zu lesen.

Zum Abschluss gab es noch ein Märchen vom schwäbischen Froschkönig, vorgetragen in schwäbischer Sprache. Dabei zeigte sich, wie farbig der schwäbische Dialekt sein kann, gepaart mit ein paar deftigen Formulierungen. Um Märchen im schwäbischen Dialekt zu erzählen, müsse sie sich intensiv vorbereiten, so Maute.

Die Gäste waren ob dieses Märchen-Nachmittags voll des Lobes, fühlten sie sich doch in ihre Kindheit versetzt, in der sich vieles um Märchen der Gebrüder Grimm gedreht hatte.