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Jünger von "Dr. Sha" in Schulaula - darf das sein? Sektenbeauftragte beider Kirchen warnen.

Empfingen - Die Sektenbeauftragten der evangelischen Landeskirche Württemberg und der Diözese Freiburg sind sich einig: bei der "Lehre" von Zhi Gang Sha handelt es sich um ein unseriöses Heilungsangebot. Dürfen solche Seminare in der Aula der Empfinger Schule stattfinden?

Heilungen von austherapierten Menschen versprechen und Geld kassieren? Die Bewegung um Zhi Gang Sha ist seit einigen Jahren immer wieder in Empfingen. Anna K. (Name von der Redaktion geändert) erinnert sich noch gut an das Seminar in der Empfinger Schulaula. Eine Freundin habe sie gefragt, ob sie nicht auch mal mitkommen wollte. Master Petra Herz, eine der rechten Hände von "Dr. Sha" in Deutschland, sprach über Selbstheilung. "Ich habe schnell gemerkt, dass es hier um reine Geldmache geht", erzählt die Frau. "Das war schon so eine Art Gehirnwäsche. Am Ende sollten wir alle gesegnet werden, doch das ging mir dann doch zu weit." Eine Frau mit Krebs habe dann sogar die Reise nach Frankfurt aufgenommen, um den "großen Meister" höchstpersönlich zu treffen. Ein letzter Strohhalm, um doch noch gesund zu werden. Vor Kurzem sei die Frau gestorben. "Da sieht man mal: Die Kräfte von Dr. Sha sind wohl auch begrenzt", sagt die ehemalige Seminarteilnehmerin.

Vom 2. bis 4. Dezember will "Master Petra" wieder Seminare in Empfingen abhalten (wir berichteten). Und erneut, so steht es in den Ankündigungen auf der Homepage von Petra Herz, soll der Veranstaltungsort die Aula der Empfinger Schule sein.

Von anderen Medien wurde die Gruppierung um Zhi Gang Sha bereits als Sekte eingestuft. Auch in der Erzdiözese Freiburg ist die Gruppierung bekannt und wird sehr kritisch gesehen. Norbert Kössmeier, Beauftragter für Religions- und Weltanschauungsfragen, sagt: "Es ist ein deutliches Geschäftsmodell, da geht es um viel Geld. Und es gibt eine Gefahr von gewissen Abhängigkeiten für die Menschen." Diejenigen, die sich in das Netz von Zhi Gang Sha begeben, müssten tief in die Tasche greifen. "Es geht um zum Teil sehr hohe Beträge." Was aber für Kössmeier besonders fragwürdig ist: "Hier werden Heilungen versprochen, die gar nicht möglich sind." Menschen würden in ihrer großen Verzweiflung ausgenutzt.

Auch Svenja Hardecker, Referentin für Glaubensfragen der evangelischen Landeskirche Württemberg, hat sich schon intensiv mit dem Treiben von "Dr. Sha" und seinen Jüngern befasst. "Er tritt als Meister und Heiler auf. Er hat eine Art "Franchise-System" aufgebaut, bei dem mehrere sogenannte Master im Einsatz sind, im süddeutschen Raum ist das zum Beispiel Petra Herz. Die Hierarchie ist so ähnlich wie eine Pyramide aufgebaut." Für Hardecker ist ganz klar: "Es handelt sich um ein unseriöses Heilungsangebot, und es geht hier auch um Geldgewinnung. Und: "Menschen in Krisensituationen können durchaus in Abhängigkeiten geraten."

Auch Angehörige melden sich bei der Referentin: "Wir haben hier beispielsweise einen Fall einer jungen Frau, die sich in einer persönlichen Lebenskrise befand und sich deshalb der Bewegung angeschlossen hat. Sie hat sich immer mehr von ihrer Außenwelt isoliert und bereits viel Geld aufgebracht, da von ihr für weitere Stufen der Seelenreinigung immer mehr verlangt wird."

Wer Videos von Master Sha ansehe, merke schnell, dass viel Show dabei sei, findet Hardecker. " Menschen in diesem System versuchen, durch den Besuch von Kursen Stufen höher zu steigen und viele hoffen darauf, damit später selbst auch Geld zu verdienen, wobei man auf der unteren Stufe wohl nicht davon leben kann."

Dass solche Seminare in einem gemeindeeigenen Gebäude, der Schulaula, stattfinden, ist für Hardecker ein sehr heikles Thema: "Es ist aus unserer Sicht bedenklich, wenn für solche Seminare öffentliche Räume geöffnet werden, da das als eine Art öffentliche Legitimation für die Methoden interpretiert werden kann."

Bürgermeister Albert Schindler ist selbst überrascht über die Inhalte der Seminare. "Bereits sechs Mal haben sie bei uns stattgefunden", hat er mittlerweile rausgefunden. Auch Rektor Linsenmann habe ihn sofort nach der Berichterstattung angerufen: "Die Schule hat damit nichts zu tun, das ist eine Sache der Gemeinde." Er benötige noch Zeit zur Prüfung. "Wenn sich das genauso herausstellt, wie ich es bisher zu hören bekommen habe, dann werden wir handeln."