Bernd Umbreit berichtet den zahlreichen Besuchern des Kreuzwegabends von seinen Erlebnissen im "Dorf der Stille". Fotos: Reich Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Filmemacher Bernd Umbreit erzählt Geschichten aus einem Taubblindendorf bei Hannover

Bernd Umbreit brauchte nicht viel, um seine Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Der Filmemacher brachte zum ökumenischen Kreuzwegabend in Empfingen seine Dokumentation "Dorf der Stille" mit.

Empfingen. 60 Minuten ruhige, stille und einfühlsame Bilder, bewegend und eindrucksstark. Stärker war aber fast noch, was Kameramann Umbreit von den Dreharbeiten und der Entstehung des Dokumentarfilms erzählte. Jeder merkte: Hier steht ein Filmemacher, der das mit voller Überzeugung macht, dabei selbstverständlich vom christlichen Glauben spricht, mitleidet, mitfühlt und so für die Film-Betrachter Fenster in andere Welten öffnen kann. "Film-Mann" war sein Name im Taubblindendorf Fischbeck bei Hannover, in dem Menschen leben, die taub und blind sind.

Durch eine Reportage über Frühgeborene seien er und seine Frau, Heidi Umbreit, auf das Thema gekommen. Weil sie dabei erstmals Kindern begegneten, die von Geburt an nicht sehen und nicht hören konnten. Das "Dorf der Stille" hat sie fasziniert bis heute. Das merkt man bei jedem Satz. So sei der erste und wohl einzige Film weltweit über von Geburt an Taubblinde entstanden. Ein Jahr lang, 2014 bis 2015, haben sie in dem Dorf mitgelebt: "Es ist klar, da kannst du nicht kommen und gehen, da muss man ganz hinein", sagt Umbreit. Und ganz hinein in seine Emotionen und Erlebnisse nahm Umbreit die Gäste, die so zahlreich gekommen waren, dass fast die Stühle im evangelischen Gemeindehaus ausgingen. Die Meisten wussten vorher nicht, dass es diese Menschen gibt, waren erstaunt, wie die Kommunikation bei ihnen abläuft. Etwa, wenn man im Film sieht, wie sich auf dem Weg zwei begegnen und sich dann umeinander herum bewegen. Wohl gemerkt, sie sehen und hören sich nicht, betasten sich aber, erspüren Personen und ihre Stimmung, leben in einer ganz eigenen Welt. Manche orientieren sich zwar mit scheinbar großer Sicherheit, bleiben aber immer auf die Hilfe der Betreuer angewiesen. Deshalb müsse es auch ganz klare Bezugspersonen geben. Und diese Betreuer und ihre Haltung erstaunte und bewegte die Zuschauer beim Kreuzwegabend mindestens genauso stark wie die fremde Welt der Taubblinden. "Es braucht für jeden unserer Bewohner einen Betreuer, der ein uneingeschränktes Ja zu ihm hat", sagte die Leiterin der Einrichtung im Film. "Diese Betreuer haben eine von Gott geschenkte Begabung", wertete Umbreit und erzählte davon, wie die Lebensbegleiter mit den Mehrfachbehinderten arbeiten, leben, Gottesdienst feiern, aber auch zur Beerdigung des Vaters mitgehen oder während einer Tumoroperation ihrem Schützling nicht von der Seite weichen und die Hand halten. Sicherheit bieten, inmitten eines fremden Krankenhauses mit fremden Gerüchen und fremden Händen, die Dinge tun, die man dem Betroffenen nie erklären und vermitteln kann.

"Für mich ist das wie ein Fluss. Auf der einen Seite leben wir und auf der anderen Seite die Taubblinden. Wir müssen eine Brücke bauen, sonst kommen sie nie über diesen Fluss. Wir müssen sie willkommen heißen. Diese Brücke sind unsere Hände." Diese starken Filmsätze einer 19-jährigen Praktikantin waren für viele Zuschauer zentrale Schlüsselsätze. Darüber wurde im Anschluss noch lange gesprochen und sicherlich auch nachgedacht.

Pfarrer Christoph Gruber dankte Bernd Umbreit für den ruhigen und zum Nachdenken anregenden ökumenischen Kreuzwegabend, der von einem Team geplant und vorbereitet wurde. Kaplan Thomas Stricker von der katholischen Seelsorgeeinheit Empfingen Dießener-Tal gab den gut 80 Besuchern Gottes Segen mit auf den Weg.