Holger Dopp entdeckte schon früh seine Leidenschaft für Kakteengemälde. Fotos: Dopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Holger Dopp hat über die Jahrzehnte fast 200 Kakteen-Gemälde gesammelt / 1959 fuhr er nach Portugal

Empfingen. Der Empfinger Kakteen-Experte Holger Dopp sammelt schon seit langer Zeit Kakteengemälde. Eine Kunsthistorikerin hat sich seine Gemäldesammlung angesehen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich dabei wohl um eine der größten und bedeutendsten Sammlung in Europa handeln könnte, zumal alles Unikate sind.

Allgemein ist ja bekannt, dass der Kakteen-Experte aus Empfingen nicht nur seine riesige Kakteen-Sammlung in Empfingen, sondern auch seine über die Grenzen Baden-Württembergs bekannte Sammlung winterharter Kakteen in Horb unterhält. Eine überaus zeitraubende Aufgabe, die aber nur einen Teil der Dopp’schen Aktivitäten umfasst. Dass er zusätzlich noch eine riesige Fachbibliothek mit vielen Tausend Büchern und Fachzeitschriften unterhält, ist mittlerweile vielen seiner Experten-Kollegen bekannt.

Kaum bekannt ist, dass Holger Dopp seit Jahrzehnten auch eine große Sammlung von Kakteengemälden von Künstlern aus aller Welt zusammengetragen hat, die sich an zwei verschiedenen Orten befinden und dort sach- und fachgerecht gelagert werden. Die meisten der nahezu 200 Kunstwerke sind Öl- oder Aquarell-Gemälde, aber auch Bleistift- und Tuschezeichnungen befinden sich in seiner umfassenden Sammlung ebenso wie Schwarz-weiß- und colorierte Stiche. Aber auch zahlreiche zum Thema passende Kakteen-Lithografien, Gouachen und Kunstwerke in Schabe- und Schlitzblendentechnik sowie Exlibris können in der Dopp’schen Sammlung bestaunt werden. Einige dieser Gemälde sind etwa 250 Jahre alt und befinden sich noch in einem ausgezeichneten Zustand.

Vor kurzer Zeit hatte sich dann eine renommierte Kunstgeschichtlerin die Dopp’sche Kakteen-Gemäldesammlung eingehend angesehen. Sie stellte fest, dass es sich bei allen Gemälden um Unikate handelt, die meist von völlig unbekannten Künstlern geschaffen wurden. Und zwar von Künstlern, die von blühenden Kakteen derart fasziniert waren, dass sie diese exotischen Pflanzen in mühevoller Arbeit auf die Leinwand beziehungsweise aufs Papier gebracht haben.

Und in der Tat, die ersten Zeichnungen von Kakteen entstanden in einer Zeit, als diese Pflanzen aus der neuen Welt wirklich noch etwas ganz Besonderes, ja sogar etwas besonders Wertvolles waren. Man staunte über das oftmals bizarre Aussehen dieser bedornten Pflanzen und war fasziniert von deren ungewöhnlich großen und farbenprächtigen Blüten.

Bereits als junger Gymnasiast war der seinerzeit einige Jahre in Wiesbaden wohnende Holger Dopp begeistert von vielen botanischen Themen und vor allem natürlich von den Kakteen, die bereits damals jede freie Fensterbank in seinem Zimmer füllten. Sehr früh, auch in seiner Internatszeit, hatte er den Ruf, jeden botanischen Begriff erläutern zu können und jeden wissenschaftlichen Pflanzennamen sofort parat zu haben.

Seine Alterskollegen lasen lieber Micky-Maus-Heftchen

Und so war es nicht verwunderlich, dass der junge Dopp nur anspruchsvolle Fachliteratur sammelte und auch studierte, während seine Alterskollegen lieber Tarzan- oder Micky-Maus-Heftchen lasen. Ihn störte es keineswegs, dass er bereits sehr früh als Sonderling bekannt war – so wie sein Lieblingsmaler, der humorvolle bayerische Biedermeiermaler Carl Spitzweg (1808 bis 1885). Dopps erste historische Pflanzen-Abbildung war ein Stich (Holzschnitt) des italienischen Arztes und Botanikers Pietro Andrea Mattioli, den man auch Matthiolus nannte. Er lebte von 1501 bis 1577. Mattioli, der bedeutende Fachliteratur verfasste, war unter anderem auch Leibarzt von Kaiser Ferdinand (1503 bis 1564).

Der 16-jährige Gymnasiast Holger Dopp fuhr im Jahre 1959 mit dem Fahrrad von Wiesbaden durch Frankreich, Spanien und Portugal nach Lissabon und entdeckte dort nach einigen Tagen in einem winzigen Antiquariat der historischen Altstadt den oben erwähnten Stich von Mattioli und war sofort begeistert. Das Motiv war seinerzeit bezeichnet als "Mandragora femina", heute unter "Mandragora officinarum" (Alraunwurzel) bekannt. Dieser etwa 440 Jahre alte Stich beansprucht auch heute noch, nach 56 Jahren, einen Ehrenplatz im Dopp’schen Büro.

Nahezu jedes seiner in ganz Europa gesammelten Gemälde von Kakteen wird von einer eigenen Geschichte umgeben. Einige Künstlernamen sind trotz Signatur und umfangreicher Recherche nicht zu enträtseln, dennoch ist jedes Gemälde, jede Zeichnung und jeder Stich ein Unikat. Und so entstand im Laufe der Jahrzehnte eine Gemälde- und Kunstwerke-Sammlung.