Steinplatten und Kakteen markieren die Grenze des Schildkrötenterritoriums in Holger Dopps Garten. Fotos: Begemann Foto: Schwarzwälder-Bote

Tiere: Schildkröten sind einfallsreich, wenn es darum geht, auszubrechen / Tipps für eine sichere Haltung

Von Daniel Begemann

In mehr als 60 Jahren ist Holger Dopp aus Empfingen keine Schildkröte abhanden gekommen. Im Gegensatz dazu sorgten in den vergangenen Jahren in Empfingen immer wieder Fälle des Verschwindens von Schildkröten für Aufsehen. Bei einer exklusiven Führung in seinem Garten zeigt Dopp, wie die Tiere sicher gehalten werden können.

Empfingen. Kakteenexperte Holger Dopp hat nicht nur Kakteen in seinem Garten, sondern auch Schildkröten unterschiedlicher Art. Schon mehr als 60 Jahre besitzt Dopp Schildkröten – und weiß, wozu sie fähig sind. Bis heute sind die mysteriösen Fälle aus den vergangenen zwei Jahren, in denen in Empfingen immer wieder Schildkröten verschwunden sind, nicht gelöst. Eine Theorie war, dass die Tiere entführt wurden. Doch ebenso wahrscheinlich ist, dass sie aus ihren Gehegen ausgebrochen sind.

Gute Kletterer

Schildkröten können äußerst geschickt und kreativ sein, wenn es darum geht, aus einem Gehege in die Freiheit zu entkommen. Dopp sagt: "Wasserschildkröten sind am geschicktesten. Sie sind sehr gute Kletterer und kommen fast überall raus." Er fügt hinzu: "Wenn sie einmal weg sind, sind sie sehr schwer wieder einzufangen." Selbst wenn man eine entflohene Wasserschildkröte – die sich ziemlich schnell fortbewegen könne – wieder finde, sei noch nicht garantiert, dass man tatsächlich mit ihr fertig werde. "Wasserschildkröten können in Verteidigungsstellung gehen, das Maul aufreißen und fauchen." Der Biss einer Schildkröte ist nicht zu unterschätzen. "Sie haben keine Zähne, sondern ein scherenartiges Gebiss", sagt Dopp. Der Kakteenexperte hat einen Teil seiner Wasserschildkröten – Rotwangen und Gelbwangen – in einem Wasserbecken im Gewächshaus untergebracht. Die gepanzerten Tiere mit ihren auffälligen roten oder gelben Wangen geraten in Aufregung, als sie mich erblicken. "Die wollen etwas zu essen", sagt Dopp. "Sie können ja mal Ihre Hand ins Wasser halten", meint er scherzhaft. Das lasse ich lieber sein. Gierig recken die Schildkröten ihre Köpfe aus dem Wasser. Dopp erzählt, wie gefräßig die Tiere sind: "Einmal habe ich ihnen eine gefrorene Forelle reingeworfen. Von ihr war nach kurzer Zeit nichts mehr übrig, nicht einmal mehr die Gräten."

Sie sehen niedlich aus

Wasserschildkröten würden oft gekauft werden, weil sie niedlich aussehen, wenn sie klein sind. "Doch ab einer gewissen Größe sind sie kein Spielzeug mehr."

Dopp führt mich weiter zu seinen Landschildkröten. Sie leben in einem Abschnitt seines Gartens, der auf den ersten Blick nicht wie ein Gehege oder Gefängnis für die Tiere wirkt. Bei genauerem Hinsehen fällt aber auf, dass der Abschnitt durchaus ausbruchsicher ist. Dopps kleines, mit zahlreichen Kakteen versehenes Schildkrötenparadies ist von etwa 30 Zentimeter hohen Steinplatten umgeben. Er sagt: "Da kommen sie nicht drüber." Auch unter der Erde reichen die Platten rund 30 Zentimeter in die Tiefe. Denn: "Schildkröten können sich vergraben. Also sind sie auch im Stande, sich unter einer Absperrung durchzugraben", sagt Dopp. Seine Landschildkröten bekommen hauptsächlich Pflanzen wie Löwenzahn zu fressen. Aber auch sukkulente Pflanzen würden sie gerne verspeisen.

Dopps Schildkröten sind aber nicht nur vor einem Ausbruch geschützt, sondern auch vor potenziellen Entführern. Er sagt: "Unser Garten ist zu allen Seiten hin zu oder mit Kakteen nach außen hin abgeschlossen." Eine stachelige Angelegenheit für jeden Dieb. Er empfiehlt jedem Schildkrötenbesitzer, die Tiere diebstahlsicher zu halten. Schildkröten seien teuer und daher immer wieder begehrtes Gut für Diebe.

Doch die Gefahren für Schildkröten gehen auch von anderen Tieren aus. Gemeint sind hauptsächlich Katzen, Marder, Ratten und Spitzmäuse. Dopp sagt: "Marder gehen auch an größere Schildkröten. Spitzmäuse sind gefährlich, weil sie keine Nage-, sondern ein Raubtiergebiss haben."