"Wir sind die Neuen im Gemeinderat" - Teil 4 / 23-jähriger Maurermeister will seine Generation am Ort halten

Von Lena Müssigmann Empfingen. Philipp Schaal ist mit 23 Jahren der jüngste Empfinger Gemeinderat. Er will sich für seinen Heimatort einsetzen und mitanpacken. Das kann er. Seit gut zwei Jahren ist er Betriebsleiter im Baugeschäft seiner Familie. Philipp Schaal hat sich nicht viel mit Kommunalpolitik beschäftigt. Bis einige Monate kurz vor der Wahl gleich zwei Anfragen bei ihm eingegangen sind. Ob er nicht antreten wolle? "Ich hab mich immer dafür interessiert, was in Empfingen passiert." Auch mit seiner Mutter habe er bis dahin schon einige Male darüber gesprochen, dass mehr junge Leute im Ort mitgestalten sollten. Dass er selbst es sein soll, daran hatte er nicht gedacht. Schließlich hat er auf der WIR-Liste kandidiert. 1094 Stimmen haben ihm den Einzug in den Rat gesichert.

Philipp Schaal sagt über sich, er sei einer, der gerne Verantwortung übernimmt und mitentscheidet. Schon als 17-Jähriger war er im Ausschuss des Jugendclubs Vöhringen aktiv. Vöhringen, weil er in Sulz zur Schule gegangen ist und viele Freunde dort hatte.

"Wir haben im Team zum Beispiel Feste organisiert, irgendwas haben wir immer auf die Beine gestellt. Verantwortung zu übernehmen, macht mir Spaß, weil man am Ende die eigene Leistung sieht. Man merkt, was man alles hinbringt."

Philipp Schaal hat schon viel "hingebracht". Nach dem frühen und unerwarteten Tod seines Vaters ist er in den Familienbetrieb eingestiegen – das Bauunternehmen Otto Kleindienst, auch Grabmale Schaal wird von der Familie geführt. Der Einstieg von Philipp Schaal erfolgte für ihn zwangsweise nebenbei – denn damals war er noch auf der Meisterschule. Mit 20 Jahren hatte er bereits den Titel "Maurermeister" in der Tasche.

Über diese schwere Zeit, den Verlust des Vaters, den Umbruch im Unternehmen sagt Philipp Schaal: "Herausforderung annehmen und weitermachen." Viel anderes bleibe einem nicht übrig. "Ich hatte nur zwei Möglichkeiten: Die Betriebe schließen oder weiterführen."

Heute ist er draußen unterwegs, seine Mutter erledigt alles im Büro. Er ist dankbar für die Unterstützung von Bekannten, Kollegen und Mitarbeitern, die er in schweren Zeiten erfahren hat. "Miteinander kann man immer mehr erreichen als alleine", sagt er. Sein Motto heute: "Alles ist möglich."

"Es geht um die Zukunft von meiner Generation"

Mit dem Gemeinderatsmandat hat er eine neue Herausforderung angenommen: Er will zusammen mit den Ratskollegen an der Entwicklung Empfingens mitarbeiten. Thematisch bleibt Philipp Schaal schnell bei Leuten seiner Generation hängen. Wenn sie den Ort einmal verlassen hätten, kämen sie nur schwer wieder zurück. Schaal hat mit Altersgenossen eine Jahrgangsgemeinschaft "Edelweiß" gegründet, um die Leute seines Alters zusammenzuhalten oder wieder neu kennenzulernen.

"Manche sind ja nur noch am Wochenende hier in Empfingen. Bei den Jahrgangstreffen trifft man Kameraden, zu denen man längere Zeit weniger Kontakt hatte."

Doch der Zusammenhalt allein kann es nicht richten. Wohnraum für junge Paare fehle. "Ähnlich wie auf dem Kronenareal sollten vielleicht mit Hilfe von Investoren erschwingliche Mietwohnungen in Empfingen geschaffen werden", fordert Schaal.

Im Gemeinderat würden oft Entscheidungen getroffen, deren Auswirkungen auch noch in 20 Jahren zu spüren sein werden.

"Es geht um die Zukunft von meiner Generation", sagt Schaal. Deshalb engagiert er sich. Es freut ihn, dass ihm viele Empfinger ihr Vertrauen geschenkt haben.

Dass er allerdings der einzige dieses Alters am Ratstisch ist, lässt ihn etwas ratlos dreinblicken. "Was will man dagegen machen?", fragt er.

Dabei verkörpert er selbst die Antwort. Sich aufstellen lassen und den Rat verjüngen.