Bilder vom Täter von der Überwachungskamera der Bankfiliale in Merklingen. Foto: Polizei

Mann legt Geständnis ab und entschuldigt sich. Staatsanwaltschaft fordert sechs Jahre Haft.

Empfingen/Rottweil - Im Prozess um den versuchten Bankraub in Empfingen (Kreis Freudenstadt) wurden am Montag elf weitere Zeugen und der psychiatrische Gutachter gehört. Außerdem hielten der Staatsanwalt und die Verteidiger ihre Plädoyers.

Ehrliche Entschuldigungen und Zeugenaussagen mit einigen Wiederholungen – im Fall des Banküberfalls in Merklingen (Alb-Donau-Kreis) und des versuchten Banküberfalls in Empfingen stand am Montag ein langer Verhandlungstag bevor. Es wurden elf Zeugen zur versuchten schweren räuberischen Erpressung gehört.

Zunächst äußerten sich vier Angestellte der Empfinger Bankfiliale. Drei davon waren beim eigentlichen Vorfall am späten Nachmittag des 23. Dezembers 2016 dabei, eine Zeugin hatte den Angeklagten nur mittags gesehen, als er erstmals in die Filiale kam. Die Schilderung des Vorfalls ähnelte sich bei den Zeugen, doch zeigte sich in ihren Ausführungen, wie unterschiedlich stark sie das Erlebte getroffen hatte.

Während ein Kassierer den Angeklagten mit Pfefferspray attackierte und laut "Alarm!" rief, hatte sich eine andere Bankangestellte unter ihren Schreibtisch geflüchtet. Das Wort "Bombe" habe sie aus der Fassung gebracht. "Ich dachte nur noch: ›Das war’s jetzt‹", erinnert sie sich vor Gericht. Bei allen Angestellten entschuldigte sich der Angeklagte, den Tränen nahe. Manche taten das nur mit einem Nicken oder einem "Ist ok" ab, doch eine Angestellte nahm die Entschuldigung ganz offensichtlich an: "Danke für Ihre Worte. Ich hoffe, dass Sie den richtigen Weg zurück ins Leben finden, das wünsche ich Ihnen wirklich."

Anschließend kamen die Geschäftsführer des letzten Arbeitgebers des Angeklagten zu Wort. Beide waren sich einig, dass der Angeklagte ein zuverlässiger Mitarbeiter war. Dass er sich jedoch das Vertrauen von Kunden erschlichen hatte, um an Geld für seine Spielsucht zu gelangen, habe auch dem Unternehmen Probleme bereitet. Von der Sucht des Angeklagten hätten sie nichts gewusst. Sie hätten sich in ihrem Mitarbeiter getäuscht.

Nur knapp wird eine Kollision mit anderen Fahrzeugen vermieden

Ähnlich äußerte sich auch die Lebensgefährtin des Angeklagten. "Das ist, als wären das zwei verschiedene Menschen. Den einen kenne ich gar nicht", sagte sie. Von der ersten Phase der Spielsucht habe sie gewusst und den Angeklagten auch bei seiner Therapie unterstützt. Den Rückfall habe sie aber nicht bemerkt und auch vom ersten Banküberfall und der Beute nichts gewusst. "Bei mir war er wie immer."

Nach dem versuchten Überfall in Empfingen floh der Angeklagte mit seinem Auto. Im Beisein von zwei Polizisten, die bei der Verfolgung dabei waren, wurde in der Verhandlung am Montag unter anderem das Video aus dem Polizeihelikopter angeschaut. Der Angeklagte entging mehrfach nur knapp einer Kollision mit anderen Fahrzeugen, bis er schließlich in Balingen-Engstlatt (Zollernalbkreis) gestoppt werden konnte.

Der psychiatrische Gutachter ging noch einmal ausführlich auf die Biografie des Angeklagten ein. Entgegen früherer Gutachten kam er zu dem Urteil, dass die Spielsucht nicht mit einer Psychose zu vergleichen ist. Daher sei der Angeklagte schuldfähig.

Der Staatsanwalt wertete zugunsten des Angeklagten, dass dieser ein umfassendes Geständnis abgelegt, sich mit der Tat auseinandergesetzt und sich bei den Opfern entschuldigt hatte. Er forderte eine Gesamtfreiheitsstrafe von sechs Jahren. Die Verteidigung plädierte auf drei Jahre und neun Monate. Das Urteil fällt am Freitag.