Uwe Gfrörer am Schreibtisch in seiner Baufirma. Seine Rollen als Unternehmer und als Gemeinderat kämen sich kaum in die Quere, sagt er. Nur 0,3 bis 1 Prozent seines Umsatzes habe er in den letzten drei Jahren mit der Gemeinde Empfingen gemacht.                     Foto: Müssigmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Wir sind die Neuen im Gemeinderat: Teil 7 / Uwe Gfrörer: Empfingen muss Bürgermeisterkandidaten überzeugen

Von Lena Müssigmann

Empfingen. Uwe Gfrörer (52) ist der Begründer der neuen WIR-Liste. Er und drei weitere Kandidaten haben es bei der Kommunalwahl im Mai aus dem Stand in den Gemeinderat geschafft. Gfrörer will dort als Vor- und Querdenker auftreten.

Vor sechs Monaten, sagt Gfrörer, habe er noch nicht daran gedacht, dass er bald im Gemeinderat sitzen könnte. Bei einer privaten Geburtstagsfeier habe er dann mit "verdienten" Empfingern über die Lokalpolitik diskutiert. Er sei gefragt worden, warum er sich nicht engagiere.

"Du kannst nur was verändern, wenn du selbst was tust", habe man ihm gesagt, erinnert sich Gfrörer. Das war für ihn der gedankliche Startschuss der WIR-Liste.

Wenn er Mitstreiter findet, hat er sich gesagt, trete er an. Ein paar Tage und Telefonate später hat er eine Liste beisammen. Die Kandidaten hat er in seinem Umfeld gefunden. "Wir sind keine Unternehmerliste", sagt Gfrörer. Er habe "vernünftige Leute" angefragt, unter anderem Unternehmer, die er für ihren Sachverstand auf bestimmten Themengebieten schätze.

Gfrörer ist einer, der viele Kontakte in der Gemeinde hat. Er ist in Empfingen aufgewachsen, war jahrelang Vorsitzender der SG Empfingen und ist als Unternehmer eine bekannte Person. Vor 30 Jahren ist er ins Familienunternehmen eingestiegen, das ursprünglich Schotterwerk war, heute aber auch Bauunternehmen mit rund 100 Mitarbeitern ist.

Uwe Gfrörer ist geschäftsführender Gesellschafter. Man kann sich fragen, ob die starke Unternehmerrolle, mit der Gfrörer in Empfingen wahrgenommen wird, zum Interessenkonflikt im Gemeinderat führt? Was, wenn die Gemeinde ein möglichst günstiges Angebot für ein Bauvorhaben will, der Unternehmer aber naturgemäß Geld verdienen will? Gfrörer weist derlei Spekulationen zurück. "Die Firma Gfrörer hat in den vergangenen drei Jahren 0,3 bis 1 Prozent ihres Umsatzes mit der Gemeinde Empfingen gemacht". Das sei vernachlässigbar. Auch sein Vater sei als Unternehmer weit über 30 Jahre im Gemeinderat gewesen und habe dann eben – sofern erforderlich – den Ratstisch verlassen. So werde auch er es halten.

Er ist aus anderen Gründen angetreten: Gfrörer fehlt eine langfristige Entwicklungsperspektive für Empfingen. "Vor langer Zeit gab es Leute in der Gemeinde, die über Jahrzehnte visionär vorausgedacht haben", sagt er. Schon sehr früh sei eine Ortsumfahrung im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens in den Plänen ausgewiesen worden sei. Auch das Gewerbegebiet mit Anbindung an die A81 sei wegweisend gewesen.

Auf dem Rathaus habe man in den vergangenen Jahren vieles abhaken können, aber versäumt, neue Perspektiven zu entwickeln. "Es darf nicht passieren, was jetzt bald passiert: es gibt keine größeren freien Gewerbeflächen mehr in Empfingen". Aus der Nähe zur A81 müsse die Gemeinde mehr Kapital schlagen und Arbeitsplätze an den Ort binden.

"Aber man kann ja positiv anderer Meinung sein"

Grundsätzlich findet Gfrörer, sollte die Gemeinde das Heft des Handelns bei Wohn- oder Gewerbeflächen seltener aus der Hand geben. Gewerbeflächen solle die Gemeinde möglichst nur an solche Unternehmen verkaufen, die zum Wirtschaftskonzept Empfingens passen (das es noch zu entwickeln gelte). Auch wenn alte Häuser verkauft werden, setzt sich Gfrörer dafür ein, dass die Gemeinde zugreift und einem Investor vorschreibt, was er dort zu bauen hat – zum Beispiel kleine Mietwohnungen. "Um Leute am Ort zu halten, brauchen wir auch Mietraum für Singles und junge Paare", sagt er. Der Bevölkerungsrückgang müsse gebremst werden. Nur dann gebe es künftig genügend Kunden im Ort, die den Geschäften Geld bringen und die Empfinger Struktur am Leben halten.

Umgehungsstraße, Verkehrsberuhigung innerorts und Ortskernsanierung seien weitere Großprojekte, die der Gemeinderat angehen müsse.

Außerdem steht bald die Suche nach einem neuen Bürgermeister an. Albert Schindler wird 2017 die Altersgrenze von 68 Jahren erreichen und darf dann nicht mehr als Bürgermeister tätig sein. Gfrörer erwartet, dass die Suche schwer wird. "Es ist heutzutage bestimmt nicht vergnügungssteuerpflichtig, Bürgermeister in Gemeinden auf dem Land zu sein". Für den Wettbewerb um gute Bewerber müsse Empfingen "gut aufgestellt und für die Zukunft gerüstet sein". Die Gemeinde müsse "querdenken, um sich von anderen Orten zu unterscheiden", sagt er.

Gfrörer diskutiert souverän. Den neuen Gemeinderat hält er für einen "sehr guten Rat, von den Personen her". Meinungsverschiedenheiten werde es zwar geben. "Aber man kann ja positiv anderer Meinung sein", sagt er. Am Ende einer jeden Diskussion entscheiden die besseren Argumente, ohnehin werde nach dem Mehrheitsprinzip abgestimmt. Gfrörer bringt seine Stimme künftig ein. Bei den nächsten Geburtstagsfeiern muss er sich nicht mehr fragen lassen, warum er nicht politisch für seine Heimatgemeinde aktiv wird.