Nördlich des Industriegebiets will man in Empfingen weitere Unternehmen ansiedeln. Foto: Hopp

Wo ist Raum für neue Firmen in Empfingen? Gemeinderat sortiert Aufgaben aus Entwicklungsplan 2025.

Empfingen - Was braucht Empfingen, um eine zukunftsfähige Gemeinde zu sein? In einer Klausurtagung hat der Gemeinderat jetzt einhellig die drängendste Aufgabe identifiziert: Es müsse ein neues Gewerbegebiet geschaffen werden.

Auf dem Tisch vor Bürgermeister Albert Schindler liegt die Broschüre: "Mein Empfingen. Entwicklungsplan 2025". "Das ist unsere Bibel, sag’ ich mal frech", sagt Schindler. Die Empfinger, Wiesenstetter und Dommelsberger hatten 2009 in Arbeitsgruppen Ideen für die Zukunft ihrer Gemeinde erarbeitet. "Davon ist viel angestoßen, anderes noch total offen", sagt Schindler. Als nächstes will sich der Gemeinderat auf die Gewerbepolitik konzentrieren, das ist das Ergebnis einer Klausurtagung im Kloster Kirchberg.

Schindler berichtet, dass die Landesregierung darauf dränge, ersteinmal freie Flächen in bestehenden Gebieten zu verkaufen, bevor ein neues Gewerbegebiet geschaffen wird. "Aber das geht bei uns nicht mehr so leicht", sagt Schindler. Die Gemeinde habe nur noch sechs Hektar erschlossene Gewerbeflächen, 5,8 Hektar davon zersplittert in Kleinflächen, hauptsächlich im Auchtert. "Wenn ein Großunternehmen anfragt, kann ich den im Moment nicht mehr bedienen", sagt Schindler. Das wurmt ihn, müsste er doch womöglich ein Vorzeigeunternehmen ziehen lassen und mit ihm die potenziellen Gewerbesteuereinnahmen und Arbeitsplätze. Das dürfe nicht sein, "deshalb drängelt auch der Rat", sagt Schindler.

Ein neues Gewerbegebiet könnte nördlich der Straße zwischen Empfingen und Wiesenstetten im Gebiet Stocken liegen oder östlich der Autobahn im Gebiet Elme. An beiden Standorten wäre theoretisch ein Gewerbegebiet von maximal 30 Hektar möglich. "Man wird aber nicht auf einen Schlag 30 Hektar genehmigt bekommen", schränkt Schindler ein.

Empfingen gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Horb, wie auch die Gemeinde Eutingen – im Gebiet der ganzen Verwaltungsgemeinschaft ist nur ein gewisser Bedarf an Gewerbeflächen gegeben. Deshalb wird sich Schindler in seinen Planungen mit Peter Rosenberger, Oberbürgermeister von Horb, und Armin Jöchle, Bürgermeister von Eutingen, absprechen müssen. Zu diesem Vorgespräch wollen sich die Kommunalpolitiker noch vor den Sommerferien treffen.

Ein gemeinsames interkommunales Gewerbegebiet gibt es bereits von Sulz und Vöhringen. Ein solches Modell sieht vor, dass jede beteiligte Gemeinde einen bestimmten Anteil an den Investitionen, zum Beispiel für die Erschließung, bezahlt, und den selben Anteil an Gewerbesteuereinnahmen erhält.

Sollte Empfingen ein Gewerbegebiet ohne Beteiligung von Eutingen oder Horb planen, dürfte in Horb und Eutingen entsprechend weniger Bedarf für neue Gewerbegebiete vorhanden sein. "Wenn unsere Partnergemeinden bei ihrer eigenen Entwicklung dann zurücktreten müssten, wird es kommunalpolitisch noch schwieriger, ein neues Gebiet durchzusetzen", sagt Schindler. Wenn andererseits in Horb das Gewerbegebiet an der Autobahn oberhalb von Mühringen realisiert wird, hätte Empfingen schlechte Karten, neue Flächen im großen Stil genehmigt zu bekommen.

Schindler muss in dieser Angelegenheit realistisch sein, er hat keine Mehrheit in der Verwaltungsgemeinschaft. "Ich bin nicht in der Position der Stärke, ich muss mit Argumenten für unsere Lösung eintreten." Es bahnt sich eine Auseinandersetzung um die Gewerbeansiedelungen der Zukunft an.

Zwischen 1987 und 2013 hat sich die Zahl der Arbeitsplätze von 855 auf 1500 fast verdoppelt. Der Wunsch von Schindler und dem Gemeinderat wäre es, auf diesem Weg weiterzugehen.