Der Empfinger Kirchturm in der Dämmerung. Nachts fühlen sich manche Anwohner durch den Glockenschlag gestört. Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirche: Einige Empfinger fühlen sich durch Glockenschlag der Kirchturmuhr in ihrer Nachtruhe gestört

Stört der Nachtschlag der Empfinger Kirchturmuhr die Anwohner so sehr, dass der Glockenschlag nachts ausgesetzt werden sollte? Darüber beriet der Pfarrgemeinderat. Die Entscheidung dürfte den geplagten Schlaflosen gefallen.

Von Jürgen Baiker

Empfingen. Als Beratungspunkt in der öffentlichen Sitzung des Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit Empfingen-Dießener Tal stand am Donnerstag auf der Tagesordnung "Antrag auf Abschaltung des Nachtschlages der Kirchturmuhr in Empfingen".

Wilfried Brenner, ehemals Pfarrgemeinderatsvorsitzender in Empfingen, hatte gemeinsam mit Heidi Molitor, ehemalige Pfarrgemeinderätin, und Susanne Teufel diesen Antrag am 12. September wegen schwerer Beeinträchtigung der Nachtruhe gestellt hatte, jedoch gleich einen Kompromiss angeboten. Brenner bat darum, die Entscheidung des jetzigen Pfarrgemeinderates dazu in einer nichtöffentlichen Sitzung herbeizuführen. Brenner wies darauf hin, dass dieser Antrag von Personen mitgetragen werde, die sich in der Kirchengemeinde engagieren. Es handele sich um alteingesessene Bürger. Ulrike Brendle, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, las den Antrag nochmals vor. Er ging den Räten bereits in der vergangenen Sitzung zur Kenntnisnahme zu.

Wilfried Brenner erhielt zu seinen Ausführungen das Rederecht. Er hatte noch ergänzende Argumente mitgebracht, so eine Tabelle mit der Anzahl der Schläge und mit seinem Kompromissvorschlag: derzeitige Uhrzeitschläge von 0 bis 24 Uhr: 552 (6 bis 22 Uhr: 400, 22.15 bis 5.45 Uhr: 152). künftige Schlagweise 0 bis 24 Uhr 438, nächtlich nur noch 38.

Im Antrag ist zu lesen: "Bisher schlägt der Hammer der Glocke zur Viertel-, Halben-, Dreiviertel- und ganzen Stunde jeweils ein-, zwei-, drei- beziehungsweise viermal. Zusätzlich werden bei der vollen Stunde noch die Gesamtstunden durch Glockenschläge doppelt wiedergegeben." Für den betroffenen Personenkreis sei es laut Antrag mittlerweile nicht mehr möglich, bei sommerlichen Temperaturen bei gekipptem oder geöffnetem Fenster eine durchgehende Nachtruhe zu finden. In anderen Pfarrgemeinden würden die Glocken deswegen teilweise schon über Nacht ruhen oder in der Zeit von 22 bis 6 abgestellt werden.

Kompromissvorschlag liegt vor

Die Kompromisslösung sehe so aus: Die Reduzierung des nächtlichen Glockenschlages sei dahin gehend, dass das viertel-, halb-, dreiviertel- und volle Schlagen unterbleibt und nur noch einmal die volle Stundenzahl mit dem Glockenschlag angezeigt wird, möglichst mit einer Glocke, deren Klang von der Lautstärke her am wenigsten Dezibel erreicht. Somit würde die Glocke um 23 Uhr nur noch elf statt bisher 26 Mal schlagen.

Der Antrag auf Reduzierung des nächtlichen Glockenschlages wurde von Heidi Molitor schon einmal vor sechs Jahren gestellt, damals abgelehnt mit der Empfehlung, diesen Antrag zwei Jahre später nochmals zu stellen.

In der Diskussion waren auch die drei Empfinger Mitglieder des Pfarrgemeinderats gefordert. So sagte Beatrix Söll-Bossenmaier: "Mir würde etwas fehlen. Die Kirche war vor mir da. Wenn ich das Fenster öffne, höre ich den Glockenschlag auch. Ich finde es nicht störend." Elmar Brendle meinte: "Entweder eine komplette Abschaltung oder gar nicht." Ein bisschen Glockenschlag gehe nicht. Rita Walter schlug vor, sich nochmals im Ort Meinungen einzuholen. Sie könne mit dem vorgeschlagenen Kompromiss leben. Dekan und Pfarrer Alexander Halter enthielt sich einer konkreten Stellungnahme.

Auch die weiteren Pfarrgemeinderäte waren gefordert, ihre Meinungen zu sagen. Dazu: "Ganz abschalten, da gibt es Ärger." Eine weitere Meinung: "Eine Abschaltung des Doppelschlages ist diskussionswürdig."

Kritisch wurde hinterfragt, warum Wilfried Brenner und Heidi Molitor dieses Thema nicht in ihrer Amtszeit als Pfarrgemeinderäte aufgegriffen haben. Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ulrike Brendle meinte, man habe auch Verantwortung für andere Pfarrgemeinden. Sie sei dagegen, dass sich etwas ändert.

In einer anschließenden nicht öffentlichen Sitzung traf der Rat dann eine nahezu einstimmige Entscheidung: Nur der Doppelschlag von 22 bis 6 Uhr soll abgeschafft werden, alles andere bleibt wie gehabt. Dies auch mit Blick auf die gesamte Seelsorgeeinheit. Damit wäre in allen acht Pfarrgemeinden der Seelsorgeeinheit Empfingen-Dießener Tal eine gleiche Regelung vorhanden.