Max Heinrich Thalheimer ist 90 Jahre alt. Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Max Heinrich Thalheimer feiert seinen 90. Geburtstag / Als Schreiner sehr gefragt gewesen

Empfingen. Max Heinrich Thalheimer aus Empfingen feiert am heutigen Dienstag seinen 90. Geburtstag.

Max Heinrich Thalheimer wurde am 8. August 1927 in Bühlertann im Kreis Schwäbisch Hall geboren. Nach der achtjährigen Volksschule – eine Lehrerin musste in der Kriegszeit sieben bis acht Klassen unterrichten – begann er eine Lehre als Schreiner. Diese musste er im August 1944 unterbrechen, wurde er doch zum Arbeitsdienst eingezogen. Vier Monate später, am 24. Dezember (Heiligabend) 1944, musste er mit 17 Jahren zur Wehrmacht nach Königsberg. Im August 1945 kam er aus der englischen Kriegsgefangenschaft zurück und beendete seine Lehre als Schreiner. Er erinnerte sich, dass er bei der Heimkehr nur noch an Kleidung hatte, was er auf dem Leibe trug. Sein Schrank war leer geräumt.

In seinem Beruf als Schreiner arbeitete er 18 Jahre. Dann ging er 1968 zu Bosch in Leinfelden, wo man Elektrowerkzeuge herstellte. 1987 ging Thalheimer in den Vorruhestand.

Am 7. Juni 1952 heiratete er seine Hildegard. Damals war es sehr schwierig, eine Wohnung zu bekommen. 1968 kaufte das Ehepaar ein sehr altes Haus in Kaltental und begann, es zu renovieren. Im Kellergeschoss war eine alte Waschküche, in der sich Thalheimer erstmals eine kleine Hobbywerkstatt einrichten konnte. Vom elterlichen Zuhause brachte er eine alte Werkbank mit, die heute noch beste Dienste erweist, und nach und nach vervollständigte er seine Werkstatt mit Handwerkzeug und kleinen Maschinen. So baute er selbst eine Drehbank aus Einzelteilen, die er von Bosch erhielt.

Nachbarn bitten um Hilfe

Auch gab es immer etwas zu tun, baten doch auch die Nachbarn um Hilfe, kannten sie doch sein handwerkliches Geschick. Im Laufe der Zeit hat Thalheimer viele Möbelstücke, die in seiner Wohnung stehen oder hängen, selbst geschreinert und sich dabei auch mit der Tiffani-Glastechnik befasst. Circa 20 Weihnachtskrippen hat er für seine Familie und Verwandtschaft gemacht.

2007 zog Max Thalheimer mit seiner Ehefrau nach Empfingen, wollten sie doch in der Nähe ihrer Töchter sein, die auch teils schon lange in Empfingen wohnen.

Als passionierter Schreiner und handwerkliches Allroundtalent hatte sich Thalheimer im Hause einer Tochter eine kleine Werkstatt aufgebaut, in der er noch im rüstigen Alter jeden Tag viele Kreationen und Ideen verwirklichte, sei es ein Sekretär für seine Wohnung oder Langholzwagen und anderes mehr. Übrigens war dieser Raum einmal das Wartezimmer des Allgemeinarztes Josef Seidel.

In Empfingen hatte Thalheimer auch mit dem Heimatkreis Kontakt aufgenommen. Im Heimatmuseum sind viele Gegenstände zu sehen, in denen sich auch Thalheimers Lebensgeschichte widerspiegelt. Thalheimer hat auch für das Heimatmuseum einige Holzfuhrwerke mit Pferden und Leiterwagen im Modell angefertigt. Diese sind dort zu bewundern.

Max Heinrich Thalheimer ist mit zwölf Geschwistern aufgewachsen. Thalheimer erinnert sich noch gern an die Zeiten mit seinem Großvater und seinem Vater. Es waren damals sehr ärmliche Verhältnisse. Sein Vater konnte nur für den Lebensunterhalt und eine Schlafstelle sorgen. Mehr war nicht möglich. Seine Schwester hatte einen Berufsschullehrer im Bekanntenkreis, der eine Hobelbank zu verkaufen hatte, dafür wollte er Lebensmittel. Das war 1947. Thalheimer feststellend: "Ohne Hobelbank ist ein Schreiner nichts wert." So blieb Thalheimer nichts anderes übrig, als im Hohenloherischen Ähren zu lesen, sich auch in den Tauschhandel einzubringen, bis er die notwendigen Lebensmittel beieinander hatte, um die Hobelbank eintauschen zu können. Diese Hobelbank ist ihm heute noch ein Herzstück, von der er sich nie trennen möchte.

Beide, Max Heinrich Thalheimer und seine Ehefrau Hildegard, sind noch sehr rüstig, auch wenn sich das eine oder andere im hohen Alter bemerkbar macht. In diesem Jahr durften sie die eiserne Hochzeit erleben.

Thalheimer liest jeden Tag noch gerne die Zeitung. Da er in seiner Werkstatt altersbedingt nicht mehr werkeln kann, hat er sich ein neues Hobby ausgesucht, die Malerei. Dies sei eine Therapie, bei der man das drum herum vergesse, so Thalheimer. Interesse hat er auch an der Astronomie und Naturfilmen im Fernsehen. "Wir sind im großen Ganzen zufrieden", so Thalheimer.