Albert Schindler, Bürgermeister von Empfingen, hört Ende des Jahres aus Altersgründen auf. Foto: Hopp

Große Plakate an der Autobahn und ein Video sollen Bewerber anlocken. "Wir suchen nicht verzweifelt".

Empfingen - 30 Jahre lang ist Albert Schindler nun schon Bürgermeister von Empfingen. Wenn er Ende des Jahres aus Altersgründen aufhören muss, dann hinterlässt er kaum Baustellen. In Zeiten notorisch klammer Kommunen herrschen in der rund 4000 Einwohner großen Gemeinde paradiesische Zustände. Empfingen ist schuldenfrei, die Bevölkerung wächst, und immer mehr Firmen siedeln sich an. Natürlich hat Schindler daran einen großen Anteil. Der manchmal zum Knausrigen neigende 67-Jährige ist ein echter Finanzfuchs. Bisweilen führt das in Gemeinderatssitzungen zu manchem Augenroller, wenn er bei Bauvergaben jeden Cent umdreht.

Doch der Gemeinde hat dieses strenge Haushalten gut getan. Und natürlich auch der Autobahnanschluss, die stark pulsierende Lebensader von Empfingen. Direkt an der Autobahn liegen die Gewerbegebiete, die das Geld bringen. Das alte Kasernenareal, das auch mal als Aussiedlerunterbringung diente (und der Gemeinde damals ebenfalls Geld in die Kassen spülte) wird mehr und mehr vermarktet.

Perfekte Bedingungen für Schindlers Nachfolger. Doch die Empfinger Verantwortlichen machten sich schon früh Gedanken, ja sogar ein bisschen Sorgen, einen richtig guten Kandidaten zu finden. Denn mittlerweile ist es gar nicht mehr so selbstverständlich, geeignete Kandidaten zu finden. Bürgermeister gehört aktuell eher zu den aussterbenden Berufswünschen.

Man wollte es deshalb nicht dem Zufall überlassen. Überdimensionale Plakate, die an der Autobahn und am Ortseingang stehen, locken mit dem Slogan "Empfingen sucht Bürgermeister/in". Darüber hinaus wurde ein Video produziert, das auf humorvolle Art Werbung für Empfingen macht. Man habe auch attraktive Singles, rüstige Rentner und ein lebendiges Vereinsleben zu bieten, heißt es dort.

Dass nun eine Medienwelle auf die Gemeinde einbricht, das hatten die Verantwortlichen dann wohl doch nicht erwartet. ZDF, "Stern", "Welt" und viele mehr berichten entweder unter dem Slogan "Bürgermeister verzweifelt gesucht" oder "Empfingen sucht den Super-Bürgermeister". Verzweifelt sei man nun wirklich nicht, heißt es im Rathaus. Man habe sich eher als moderne Gemeinde mit Humor präsentieren wollen.

Kampagne ohne Einfluss auf Kandidat Truffner

Drei Bewerbungen für die Wahl am 15. Oktober sind laut Hauptamtsleiter Theo Walz bereits eingegangen. Nur ein Kandidat hat sich bisher namentlich bekannt. Ferdinand Truffner, 28-jähriger CDU-Mann aus Rottenburg-Bieringen (Kreis Tübingen). Verwaltungserfahren und mit ansprechender Biografie. Nein, er sei nicht wegen der Werbekampange auf die Kandidatur gekommen, erzählt er.

Natürlich werden sich auch Spaßkandidaten angesprochen fühlen. Im Jugend- und Lifestylemagazin "Vice" schreibt beispielsweise Journalist Niclas Seydack seine als Satire gemeinte Bewerbung für das Empfinger Bürgermeisteramt. Er wolle die SG Empfingen, das fußballerische Aushängeschild der Gemeinde, in die Champions League bringen, schreibt er.

Dabei spielt die Gemeinde ja schon finanziell gesehen längst in der Champions League der Kommunen. Und dieser Platz soll unter neuer Führung auch gehalten werden.