Kirche: Figurentheater "Radieschenfieber" spielt biblische Gleichnisse / Evangelisches Gemeindefest

Die evangelische Kirchengemeinde Empfingen feierte ihr Gemeindefest. An zwei Tagen gab es Programm für Jung und Alt. Der Samstag war wie stets für besondere kulturellen Leckerbissen vorgesehen.

Empfingen. "Radieschenfieber" nennt sich Figurenspieler Matthias Jungermann. Am Samstagnachmittag waren zuerst die Kinder zu "Radieschenfieber" eingeladen. Aus der Bibel gab es bekannte Gleichnisse, erzählt und mittels Alltagsgegenständen visuell erfahrbar gemacht. Der Abend war für die Erwachsenen vorgesehen. Dieselben Gleichnisse wurden nochmals präsentiert, witzig und tiefgründig verpackt.

Altar mit vielen Erntedankgaben geschmückt

Der Gemeindesaal war gut gefüllt, alle etwa 70 Stühle waren besetzt. Matthias Jungermann erzählte die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, dem verlorenen Sohn und dem barmherzigen Samariter. Es fiel schnell auf: Es ist ein großer Unterschied, ob Gleichnisse nur erzählt, nur vorgelesen werden, oder visuell mit Alltagsgegenständen, seien es leere Bierdosen, verschiedene Gemüse- und Obstsorten, dargestellt werden. Die tiefgründigen Schlenker in unsere Zeit forderten zum Nachdenken auf. So ging es bei dem verlorenen Schaf um das Miteinander von zwei Schafen mit unterschiedlichen Charakteren. Beim Gleichnis zum verlorenen Sohn ging es darum, dem Ärger nicht freien Lauf zu lassen, sondern die Versöhnung zu suchen. Beim Gleichnis um den Samariter ging es um den Gedanken "Bin ich etwas Besseres – helfe ich deshalb nicht dem, der Hilfe benötigt?". Mit einem Tuch, das schon viele Jahre auf dem Buckel hat und Spuren aller Art aufwies – Risse, Flecken, Löcher – zeigte Jungermann auch einen Lebenslauf mit allen Höhen und Tiefen auf, dies intuitiv mit der Aufforderung, über das eigene Leben nachzudenken.

Matthias Jungermann ist Diplom-Figurenspieler. Er hat einen Figuren- und Theater- Studiengang absolviert. Studiert hat er bei Professor Albrecht Roser, der im dritten Fernsehprogramm früher als Stuttgarter Oma bekannt war. Es handelt sich um eine offene Spielweise, bei der der Figurenspieler mitspielt und mit seiner Mimik und Stimme der vorgetragenen Geschichte nochmals Leben gibt. Im deutschsprachigen Raum hat Jungermann im Jahr 60 bis 70 Auftritte.

Am Sonntag setzte sich das Gemeindefest mit einem Erntedankgottesdienst in der Friedhofskapelle fort. Der Altar war mit vielen Erntedankgaben geschmückt. An beiden Seiten der Kirche standen viele Lebensmittel, die die Konfirmanden bei Aktionen in Supermärkten in Empfingen für den Tafelladen gesammelt hatten. Vier volle Einkaufswagen kamen zusammen. Der Singkreis umrahmte den Gottesdienst, an der Orgel begleitete Sebastian Schick.

Konfirmanden wollen Aktion im kommenden Jahr wiederholen

Die Konfirmanden berichteten über ihre Tafelladenaktion. Eine Frau hatte nachgefragt, ob die Lebensmittel auch im Tafelladen ankommen. Sie wurde prompt zum Erntedankgottesdienst eingeladen. Für die Konfirmanden war es klar, diese Aktion auch im kommenden Jahr wieder zu machen. In seiner Predigt griff Christoph Gruber das Thema Geben auf. Manchmal müsse man fürs fröhliche Geben über einen breiteren Graben, nämlich seinen eigenen, springen. Geben lohne sich, schreibt Apostel Paulus, weil es den Notleidenden helfe.

Nach dem Gottesdienst ging das Fest weiter im evangelischen Gemeindehaus. Die Pfadfinder luden zum Essen ein. Sie hatten als echte Pfadfinder Schichtfleisch auf einem offenen Feuer in gusseisernen Kesseln zubereitet. Nachmittags unterhielt zunächst der Spiel- und Basteltreff Purzelkiste mit dem Lied "Wir sind die Kleinen der Gemeinde" und einem Biene-Maja-Tanz. Danach gab es im Freien viele Bastelangebote. Auch der Mundharmonikaclub aus Betra spielte auf. Die Mitglieder dieser Gruppe kommen aus den Landkreisen Calw, Rottweil und Freudenstadt. Georg Winter, ältester Mundharmonika-Musiker der Gruppe, hatte als Empfinger ein Heimspiel.