Empfinger Gruppe löst sich nach 37 Jahren auf / Kinder und Jugendliche haben immer weniger Zeit für Hobbys

Von Tim Geideck

Empfingen. Bedingungslose Kapitulation: Nach 37 Jahren löst sich in Empfingen die Katholische Junge Gemeinde (KJG) auf – weil einfach keine Kinder mehr kommen. Beim Gottesdienst am Sonntag, 28. September, wird die Gruppe in der St.-Georg-Kirche ein letztes Mal öffentlich in Erscheinung treten und offiziell Abschied nehmen.

Es ist schon traurig, was in letzter Zeit mit der KJG in Empfingen passiert ist: Kamen vor rund zehn Jahren noch bis zu 100 Kinder zu den wöchentlichen Gruppenstunden, um mit Gleichaltrigen zu basteln, zu spielen oder zu kochen, waren es vor den Sommerferien gerade einmal noch vier Mädchen im Alter von zwölf Jahren, die das Angebot der KJG wahrnahmen. Gleichzeitig fehlen Jugendliche, die als Leiter nachrücken und in den Gruppenstunden Verantwortung übernehmen.

Die KJG hat daher den Entschluss gefasst, sich nach 37 Jahren aufzulösen. "Schweren Herzens", wie Yvonne Gaus von der Empfinger Pfarrjugendleitung betont. Sie ist seit rund 20 Jahren bei der KJG dabei, stellte in letzter Zeit aber immer häufiger fest: "Durch die Ganztagsschule haben die Kinder immer mehr um die Ohren und damit weniger Zeit für Hobbys. Meist bleiben da nur noch Sportverein oder Musikverein übrig, aber alles andere fällt weg." Und damit zum Beispiel die Gruppenstunden der KJG.

Dass es auch immer weniger Jugendliche gibt, die sich bei der KJG als Betreuer einbringen wollen, sei ebenfalls ein Trend der Zeit. "Das war früher anders", bedauert Gaus. Doch die Jugendlichen seien nicht nur durch in der Schule stärker eingespannt, sondern auch sei das Freizeitangebot heute wesentlich größer als früher. Gaus: "Es wird in Empfingen einfach viel geboten."

Nicht mehr geboten werden dafür ab sofort die Gruppenstunden der KJG. Was mit den vier Mädchen passiert, die sie bis zuletzt besucht haben, kann Gaus nur vermuten: "Die werden sich ab sofort vielleicht privat miteinander treffen, aber nicht mehr als KJG."

Verloren geht damit auch der christliche Input, den die KJG vermittelt hat. Schließlich haben die Kinder Gottesdienste mitgestaltet, beim Pfarrfest mitgeholfen und an Fronleichnam Blumenteppiche gelegt. Ein neues Angebot mit ähnlichen Inhalten, aber einem anderen Konzept zu schaffen, damit dieser christliche Input nicht verloren geht, sei jedoch laut Gaus nicht geplant. Eine spätere Neugründung der KJG sei hingegen nicht ausgeschlossen: "Wenn sich begeisterte Jugendliche finden, die etwas aufbauen wollen, stehen die Wege immer offen."

Doch zunächst einmal wird die KJG in Empfingen Geschichte sein. Beim am 28. September um 10.30 Uhr beginnenden Sonntagsgottesdienst in der St.-Georg-Kirche nimmt sie offiziell Abschied. Es könnte ein sehr emotionaler Abschied werden, denn jeder, der in den letzten 37 Jahren mit der KJG zu tun hatte, ist dazu eingeladen. "Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Ehemalige kommen", hofft Gaus.