Phänomenaler bunter Abend in der Täleseehalle / Schantle feieren ihre Rückkehr auf die große Fasnetsbühne

Von Peter Morlok

Empfingen. Die Kulturgemeinschaft Empfingen hatte am Samstag zu ihrem 62. "Bunten Abend" in die gut besuchte Täleseehalle eingeladen. Was in Horb der Eröffnungsball ist, das ist in Empfingen der "Bunte Abend".

Tradition, Brauchtum, Garde- und Showtanz, professionell präsentiert und gewürzt mit Wortwitz und ganz viel lokalem Hintergrund prägen diesen Abend, zu dessen Höhepunkt sicher der Auftritt des "Empfinger Fasnetschors" (EFC) gezählt werden darf, der in diesem Jahr seinen 30. Auftritt geradezu zelebrierte.

Los ging die kunterbunte Show mit dem Einmarsch der Narrenzunft, die sich zu den Klängen der Trachtenkapelle präsentierte. Mit jeder Menge Schwung und tänzerischem Können zauberten die Mädels vom Hofballett ihren Gardetanz auf die Bretter, die auch bei der Fasnet die Welt bedeuten, und lieferten damit einen besonderen Hingucker.

Nicht als optischer Leckerbissen präsentierten sich später die "Gscheidles", die von Sabine Lutz und Klaus Brendle imitiert wurden. Sie übten sich dafür gekonnt in schwäbisch-derber Verbalkomik, und wer‘s bisher nicht wusste – DVD heißt bei den beiden "Deine verrotzten Daschatücher". Frau Gscheidle trug Angora-Unterhosen, die so groß waren, "dass man mit denen auch noch die Kellertrepp nah wischa kah. Keine Slips, die so klein sind, dass man damit noch nicht mal den Briefkastenschlitz sauber bekommt". Dass der Herr Gscheidle bei so viel geballter Weiblichkeit nicht viel zu sagen hatte, versteht sich von selbst und sogar vom spendierten Weizen gab‘s für ihn keinen Tropfen ab. LWL – "Lecker Weizen leer" hieß es nach einem Ansatz von Elsbeth G.

Mit einem tänzerischen Dreierblock, bei dem das Jugendballett ins "Land der Pharaonen" entführte und dabei menschliche Pyramiden baute, dass einem fast der Atem stockte, ein paar Herren der Hexengrupp, die als "Saiwald-Säcke" im bunten Ganzkörperkondom mit toller Akrobatik und noch mehr Spaß die Lachmuskeln der Besucher anstrengten, und die "Schantle", von denen es vor ein paar Jahren nur sieben Maskenträger gab, ihre Rückkehr auf die große Fasnetsbühne feierten, ging es in die erste Pause.

Hofballett macht auch als Wikingerinnen eine gute Figur

"In der Baumallee der Jahrgänger" trafen sich danach einige Protagonisten, um das "Dorfgeschehen" aufs Korn zu nehmen. Die Damen vom Hofballett zeigten mit Unterstützung von zwei männlichen Mittänzern, dass sie auch als Wikingerinnen eine gute Figur machten.

Dann hieß es aber Vorhang auf für den Höhepunkt des Abends. Das wilde Dutzend des EFC baute Mikrofone und Zubehör auf, während vor der Bühne Jürgen Walter und Willi Brändle einen nostalgischen Rückblick – den Video-Profi Ralf Berger und sein RaBe-Team gekonnt auf die Leinwand projizierten – hielten. Es waren Zeiten der Magersucht mit Haaren, zweier Bürgermeister in den 30 Jahren und jede Menge toller Erinnerungen.

Die zwölf Stimmen, die sich selbst mit Akkordeon, Gitarre, Tuba, Posaune, Trompete und Tamburin begleiten, sind heute "gesanglich einen Tick besser als optisch", so die realistische Selbsteinschätzung und vorbei sind auch die Zeiten, als man "Weiber g’hett hot ohne Ende – hond Blusa vom Leib ra grissa und BH uff d‘ Behne geschmissa".

30 Jahre gehen halt auch an gestandenen Empfinger Mannsbildern nicht spurlos vorbei. In einer gesungenen Verneigung "Ciao Doktore, leb wohl, ade" vor dem Frankfurter Arzt Rainer Blumenschein, der fast 30 Jahre im Flecken praktizierte, verabschiedete sich der EFC vom beliebten Arzt.

Falls jemand die Autowerkstatt von Walter Bubser noch nicht kannte – seit Samstag kennt er sie. In einer sauglatten Videoproduktion wurde das Unternehmern vorgestellt. Ach ja, ein gewisser Herr Hank, Helmut mit Vornamen, und Möchtegern-Flugunternehmer, musste beim Bubser landen, da seine "Maschine knatterte". Der Hank, mit Hang zum Luftigen, ist ein spezielles Thema, dem jedoch noch gesonderte Aufmerksamkeit zuteil wird.

Nach dreieinhalb Stunden bester Unterhaltung verabschiedete Zunftmeister Thomas Joachim die Hästräger, Sänger und Tänzer und gab die Bühne frei für das Tanzvergnügen der Besucher.