Doris Kronenbitter beglückt gerne Freunde und Bekannte mit ihren Weihnachtsplätzchen. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Doris Kronenbitter hat 29 Plätzchensorten gebacken / Insgesamt zirka 3500 Bredle / Bekanntenkreis freut sich

Von Martina Lachenmaier

Empfingen. Eine Adventszeit ohne Plätzchen ist wie ein Cappuccino ohne Milchschaum. Man sitzt beim Kaffee, am Adventskranz brennen die Kerzen, man plaudert und genießt dazu Weihnachtsplätzchen oder Bredle, wie man hier im Schwäbischen sagt. Wer keine hat, schaut traurig drein. Es sei denn, er gehört zum Bekanntenkreis von Doris und Wolfgang Kronenbitter.

Das Empfinger Ehepaar beglückt rechtzeitig zum Advent Freunde und Bekannte mit Weihnachtsplätzchen. "Wer alles hat, hat seine größte Freude an einem Gebäckteller", sagt die Weihnachtsbäckerin. Und manch einer wartet insgeheim schon darauf, denn die Plätzchen aus Doris Kronenbitters Backstube sind einzigartig in jeder Beziehung. Lecker, wahre Kunstwerke und so schön klein, dass man gleich mehrere davon naschen kann.

Doris Kronenbitter backt, seit sie verheiratet ist. Seit 38 Jahren also. Seither hat sie das Bredlebacken nicht mehr losgelassen. Im Gegenteil, jedes Jahr backt sie mehr. Mit zehn bis fünfzehn Sorten hat sie einmal angefangen. Heuer waren es 29 Sorten. Eigentlich wollte sie es auf 30 Sorten bringen, aber dann hatte sie genug von dem "klebrigen süßen Zeug". Das kann man gut verstehen, denn immerhin backt Doris Kronenbitter rund 3500 Bredle. Makronen in vielerlei Spielarten, Lebkuchen, Spritzgebäck, Spitzbuben oder Vanillekipferl, Nougatmützchen, Florentiner oder Himmel und Hölle. Letztere dürften eine Kombination aus himmlisch süß und teuflisch lecker sein.

Doris Kronenbitter ist immer auf der Suche nach neuen Rezepten. Doch nur was sie selbst gekostet und für tauglich befunden hat, schafft den Sprung auf ihren Gebäckteller. Und außerdem: Sie kann die Rezeptfülle nicht ins unermessliche Treiben. Bei 30 Sorten dürfte wohl endgültig Schluss sein.

Einen festen Platz in ihrer Weihnachtsbäckerei haben die Lieblingsplätzchen der Familie. Ihr Mann Wolfgang bekommt seine Wespennester. Nicht weil er als Chef für Recht und Ordnung bei der Horber Stadtverwaltung regelmäßig in selbige stechen würde. Nein, sie schmecken ihm einfach. Seine Mitarbeiter im Rathaus verwöhnt er traditionell in der Adventszeit mit den Plätzchen seiner Frau. Dass er sie selbst backt, glaubt aber schon lange niemand mehr. Dabei könnte er die Zutaten einiger Plätzchen auswendig herunterbeten. Er hat es besonders gut, denn er sitzt direkt an der Plätzchen-Quelle. Das Aufessen der nicht ganz perfekten Plätzchen übernimmt er übrigens freiwillig.

Die meisten Sorten erforderten mehrere Arbeitsschritte. Für Mokkaplätzchen werden zuerst die Plätzchen gebacken, dann zwei davon mit einer Mokkamasse zusammengeklebt. Doch damit nicht genug. Auf den Doppelbredle wird dann mit feinen Pinselstrichen, wozu ein Wasserfarbenpinsel zum Einsatz kommt, eine Mokkaglasur aufgestrichen. Und als Krönung des Ganzen kommt eine Schokobohne obendrauf. Puh! Das hört sich nach richtig viel Arbeit an. "G’schäft ist es schon – aber Spaß machts trotzdem", meint Doris Kronenbitter. Das Komplizierte scheint die Herausforderung für die Zuckerbäckerin zu sein. Ausstecherle hingegen kommen nicht mehr in die Gebäcktüte. "Die sind mir zu einfach", sagt sie. Das Buttergebäck kann halt nicht mit den fein verzierten Plätzchen mithalten und "bleiben oft bis zum Schluss liegen".

Es ist eine Kunst, kleine Plätzchen zu backen. Da überlistet sich die Hausfrau selbst und nimmt fürs Makronenformen Eier- statt Kaffeelöffel. "Da passt einfach weniger drauf." Und weil es früher keine kleinen Ausstechförmchen gab, war sie erfinderisch und hat Sprudelflaschendeckel genommen.

Doris Kronenbitter fängt früh mit der Weihnachtsbäckerei an. Schon zu Allerheiligen stehen die ersten Lebkuchen auf dem Tisch. Danach sind die Wochen der Hausfrau straff durchgetaktet. Jede Woche hat sie drei Backtage. Macht neun insgesamt. Dann sind alle Plätzchen gebacken, denn die letzte Novemberwoche steht ganz im Zeichen der weihnachtlichen Dekoration des Wohnhauses. Wenn andere Bäckerinnen im Advent noch in der Küche rotieren, sitzt Doris Kronenbitter schon in aller Ruhe mit der Familie oder Freunden beim gemütlichen Adventskaffee. "Frisch schmecken die Bredle einfach am besten, und nach Weihnachten mag sie ohnehin keiner mehr."