Margarete Schon (links) und Antje Perktold unterhielten die Gäste musikalisch. Foto: Schwarzwälder-Bote

Gute-Nacht-Geschichten in Fischingen unter dem Motto "Schule" / Vorleser begeistern die Besucher

Von Angela Baum

Empfingen/Sulz-Fischingen. Die diesjährigen Gute-Nacht-Geschichten in Fischingen standen unter dem Motto "Schule". Auch Rudolph Linsenmann, Rektor der Schule in Empfingen, trat als Leser auf.

Margarete Schon, die den Abend mit einem Team organisiert hatte, eröffnete den Abend musikalisch gemeinsam mit Gemeindereferentin Antje Perktold. Virtuose klassische Klänge der Altblockflöte und der Gitarre erfreuten die zahlreichen Zuhörer.

Als Geschichtenerzähler und Vorleser traten in diesem Jahr der Buchautor Günther Neidinger sowie Kaplan Martin Metzler und Rudolph Linsenmann als Rektor der Schule in Empfingen auf die Bühne. Motto des Vorleseabends war das Thema "Schule" – und was da vorgelesen wurde, ließ aufhorchen, verleitete zum Schmunzeln oder erinnerte an die eigene vergangene Schulzeit.

Rudolph Linsenmann wurde von Margarete Schon als "Fischinger Kind" vorgestellt. Er selbst sagte, dass auch er einmal Schüler gewesen sei und nun Anekdoten aus seiner eigenen Schulzeit im Haigerlocher Missionshaus der weißen Väter vortragen werde. Die Internatsschule in Haigerloch gebe es schon lange nicht mehr.

1966 kam Linsenmann ins Internat, was für ihn ein klein wenig den Touch eines Abenteuers innehatte. Sein Ziel sei es damals gewesen, als Missionar nach Afrika zu gehen.

Als Zehnjähriger kam er ins Missionshaus, Lehrer waren Jesuiten, deren weiße Kutten bis zu den Schuhen reichten. Zehn weiße Väter waren für 80 Jungs zuständig. "Das weibliche Geschlecht hatte keinen Zugang", meinte Linsenmann lachend. Die einzigen Frauen waren die Küchenchefin, eine Ordensschwester sowie ihre Küchenhilfe. Auch die Lehrerin, die die Studienzeit der Knaben betreute, war weiblich.

"Silencium war strengstens angeordnet", erzählte Linsenmann. Die Buben klappten aber ihre Tischplatten der Schulbänke hoch und spielten Karten oder tauschten Fußballbildchen. Hausaufgaben wurden nur oberflächlich oder gar nicht gemacht. "Bei uns Missionsschülern lagen die Hausaufgaben immer im Argen", meinte Linsenmann lachend. Viel Unsinn hätten die Schüler im Kopf gehabt, aber der Wille zu guten Leistungen sei dennoch da gewesen.

Um 6 Uhr habe der Schultag mit einem Gottesdienst begonnen, anschließend musste der Tisch gedeckt und anschließend das Geschirr für 100 Schüler gespült werden. Linsenmann wurde mit dem Amt des Glöckners betraut, und so musste er immer die Glocke läuten. Er sei sehr gerne ins Internat gegangen, so Linsenmann, heute gebe es dies aber nicht mehr.

Kaplan Metzler las aus dem Buch "Astern im Frost", in dem eine junge Frau aus der Schulzeit während des Ersten Weltkrieges erzählt. Beklemmend ist die Grundstimmung des Buches, und der Schulalltag zur damaligen Zeit ist mit nichts zu vergleichen, was heute den Schulalltag bestimmt. Es waren die Zeiten von Rohrstock und Co, und über dem Lehrerpult hing sogar noch ein Bild des Kaisers.

Günther Neidinger las aus seinem erst vor 14 Tagen erschienenen Buch "Bahn frei, Kartoffelbrei!". Er ist Autor von 465 Büchern, davon 188 eigenen Werken. In seinem neusten Werk hat er Geschichten aus der Nachkriegszeit zusammengetragen, ein Kapitel davon sind Schulgeschichten mit biografischen Zügen.

Neidinger berichtet vom harmlosen Singen am Klavier, vom cholerischen Geschrei des Lehrers bis hin zu Schlägen mit dem Stock. Aber es gab auch Heiteres, etwa die Religionslehrerin, die dem Autor immer Heiligenbildchen schenkte – vielleicht in der Hoffnung, dass dieser später einmal Pfarrer wird.

Klingelstreiche bei der Frau Professor waren ebenso Thema der Erzählungen wie der mathematische Sündenfall – Adam und Eva hatten es gewagt, durch "Null" zu teilen und flogen daraufhin aus dem Paradies.

Viel Beifall erhielten alle drei Geschichtenerzähler, und dank der tollen Bewirtung der Ministranten konnten die Zuhörer noch lange im Hof des Gemeindehauses verweilen.