Aus den unterschiedlichen Quellen im Ort brachten die Empfinger Hexen das Wasser für das Hexengebräu. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: 200 Zuschauer sind Zeugen des Hexenwasserbrauens in Empfingen / Narreneinsammeln

Die Empfinger "Saiwald-Hexen" outeten sich am Samstagabend als traditionsbewusste Schwarzbrenner.

Empfingen - Die Empfinger "Saiwald-Hexen" outeten sich am Samstagabend als traditionsbewusste Schwarzbrenner. Im Rahmen eines schaurig schönen Spektakels brauten sie vor den Augen von rund 200 Besuchern aus den Wassern von vier Quellen, die von den Hexen aus den vier Himmelsrichtungen herbeigeschafft wurde, im großen Kupferkessel, der hinter der Kirche auf dem Kehlhofplatz aufgestellt war, ihr Hexenwasser.

Ein Wasser, das angeblich gegen so manches Zipperlein helfen soll. Das Wasser aus dem Jorger-Brunnen sei gut gegen die Verweichlichung des menschlichen Gehirns und das einer anderen Quelle trage zur Fruchtbarkeit bei, wusste Hexen(brau)meister Patrick Kolb zu berichten. Und diese Wirkung, die durch den hexenmäßigen Brennvorgang noch unterstützt würde, sollte auch als Destillat erhalten bleiben, so zumindest der Glaube an diesen Brauch. Auf jeden Fall schmeckte das, was hinterher von den Hexen an die Zuschauer ausgeteilt wurde nicht mehr wie Quellwasser, sondern eher wie Zaubertrank und wurde deshalb oft nur zögernd getrunken. Der Gassenhauer "Kornblumenblau", der über den Lautsprecher plärrte, passte dazu wie die Faust aufs Auge.

Der Hexenrat zieht durch das Dorf

Vorausgegangen war diesem alten Empfinger Brauch das Narreneinsammeln. Der Hexenrat zog durchs Dorf und sammelte die kostümierten Narren der Narrenzunft ein. Aus allen Ecken des Areals hörte man das Peitschenknallen der "Kneller" und auch die "Zottla" vom Musikverein stimmten sich schon auf den kleinen Nachtumzug ein, mit dem die einzelnen Gruppen später über die Hauptstraße Richtung Festplatz zogen.

Überall auf der Wegstrecke wurden die wartenden Narren eingesammelt. Beim Einmarsch auf den Kehlhof marschierten die Gardemädels des Empfinger Hofballetts voraus, gefolgt von den Musikanten. Dann kamen die lustigen Osterbachmännle und die "Schantle" mit ihrem prächtigen Geschell sowie der Bajass und Domino mit ihren Stoffmasken. Auch "D’Hex" (Alte Hexe), die Urform der Empfinger Hexe und die Rußhexe, eine urige Gestalt der freien Empfinger Fleckenfasnet liefen im Umzug mit. Fast die gesamten Traditionsmasken versammelten sich auf dem Platz hinter der Kirche, um auf die Ankunft der "Saiwald-Hexen" und ihren Hexen-Rat zu warten.

Die getauften Hexen, die man an ihrem rundgebundenen Reisigbesen mit der traditionell roten Masche erkennen kann, bildeten für ihre Chefs ein Hexenbesenspalier. Bevor man mit dem Hexenwasserbrauen und dem dazugehörigen Hexentanz begann, verkündete Zunftmeister Thomas Joachim noch die wichtigsten Regeln der Empfinger Fasnet. "Seid ihr bereit für die fünfte, die schönste Jahreszeit", fragte er die Menge und fügte an: "Total egal, hier gibt’s kein Maß, in der Fasnetszeit zählt nur der Spaß".

Für den Zunftmeister ist wichtig, dass der Hästräger mit Stil und Benehmen die Wurzeln des Brauchtums weiterträgt. Dass er immer mit dem Umzug und nie dagegen marschiert, und vor allem, wenn der Empfinger Narrenmarsch erklingt, noch höher und schneller springt als sonst. "Jedem zur Freude und niemand zum Leid" so die wichtigste Parole, die er ausgab.

Aber dann wurde gebraut, getrunken und auf dem Kehlhof fröhlich gefeiert.