Egle-Theurer versetzte die Besucher des Seniorenkreises 60Plus in die Zeit von Martin Luther. Foto: Kirchengemeinde Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchengeschichte: Artur Egle-Theuer setzt sich kreativ mit Martin Luther auseinander

E mpfingen. Mit Zitaten von Martin Luther entführte Artur Egle-Theuer beim Seniorenkreis 60Plus in Empfingen ins Mittelalter. Er gab einen Einblick in die Reformationszeit.

Durch eine feurige Ablasspredigt konnten die Besucher des 60Plus-Seniorenkreises nachfühlen, wie das Geschäft mit der Sündenvergebung ablief. Dabei wurde deutlich, wogegen sich der Reformator auflehnte. "Wobei ich sagen würde, dass Luther mit Papst Franziskus nicht so streiten müsste. Ich glaube, die beiden würden gut miteinander diskutieren", beschriebe Arthur Egle-Theurer, Bildungsreferent für die Evangelischen Kirchenbezirke Sulz und Balingen, seine Ansicht. Er schlüpfte beim Besuch in Empfingen in verschiedene Rollen, verkörperte vor lebensgroßen Lutherfiguren und -bildern selbst den Reformator bei seiner Verteidigungsrede vor dem Kaiser und den Wichtigen der damaligen Zeit. "Wenn ich nicht durch die Heilige Schrift selbst widerlegt werde, so will ich nicht widerrufen", hörten ihn standfest und selbstsicher die Senioren proklamieren. Dass dabei Mut und Standhaftigkeit notwendig waren, stellte Egle-Theurer deutlich heraus.

Im Lebenslauf Luthers fasste der Redner wichtige Lebensstationen und -situationen zusammen und würdigte Luthers Werk bei der Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache. Er streifte auch das Thema "Luther und sein Humor" und lieferte viele Anekdoten und Einsichten in die Zeit als Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen veröffentlichte. "Der wollte keine zweite, keine evangelische Kirche gründen", erklärte Egle-Theurer den aufmerksamen Zuhörern im bestens gefüllten evangelischen Gemeindehaus. Er habe nur die Kirche seiner Zeit korrigieren wollen. Dass daraus eine neue Bewegung geworden sei, habe Luther so nie vorhersehen können. Auch schwierige Kapitel aus Luthers Schriften, etwa seine problematische Haltung zu den Juden, verschwieg der Bildungsreferent nicht. Geschickt und dennoch deutlich verpackte er seine Kritik in einem "offenen Brief" an Martin Luther.

Bei einem Interview durften die Senioren Fragen stellen, die Egle-Theurer in der Rolle Luthers mit Originalzitaten beantwortete. So auch die Frage nach dem Verhalten in der Ehe. Zuvor hatten die Zuhörer augenzwinkernd erfahren, wie Martin Luther elf entlaufene Nonnen an Bekannte verkuppelt haben soll und selbst die ehemalige Nonne Katharina von Bora heiratete, mit der er sechs Kinder hatte.

Der Vortrag war der Auftakt der Angebote der Evangelischen Kirchengemeinde Empfingen zum 500-jährigen Reformationsjubiläum, das ab dem Reformationstag am 31. Oktober, ein Jahr lang gefeiert wird. Gabi Philipp und Pfarrer Christoph Gruber bedankten sich im Namen der Senioren beim Referenten mit einem Geschenk.