Die Horber Energieagentur hat in Empfingen wieder einmal viel Kritik einstecken müssen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufreger: Empfinger Gemeinderäte und Energieagentur Horb machen sich gegenseitig Vorwürfe

Horb/Empfingen. Erhebliche Differenzen zwischen der Energieagentur Horb und dem Empfinger Gemeinderat haben sich offenbart. Martin Heer wollte dem Gremium berichten, was die Agentur in Sachen Energie bewegt hat. Die Reaktion der Empfinger war eine klare Kritik an der Arbeit der Energieagentur.

Martin Heer wollte dem Gemeinderat die Fischperspektive eines Eisbergs zeigen. "Nur zehn Prozent eines Eisbergs sind über Wasser sichtbar. Wir müssen das Bild umdrehen", sagt er zu Beginn seines Vortrags. Sein Ziel: Zu erklären, was die Energieagentur seit 2012 in Sachen Energieeinsparungen bewegt hat. Laut seines Berichts habe die Energieagentur in Empfingen rund 30 000 Euro unerklärbarer Mehrkosten bei der Energiekostenabrechnung des Kindergartens Reichenhalden aufgedeckt. Heer: "Ich hoffe, dass die Gemeinde Empfingen durch das Energiemanagement 30 000 Euro wieder bekommt." Davon abgesehen sei rund eine Million Euro durch Maßnahmen wie Wärmedämmung, Fenstertausch oder Heizungssanierungen investiert worden.

Die Gemeinde Empfingen bezahlt derzeit 3500 Euro pro Jahr an die Energieagentur. Dafür erhält sie Auswertungen zum Energieverbrauch in neun Gebäuden und der Straßenbeleuchtung. Doch bei diesen Kosten ist es nicht geblieben. 3400 Euro muss Empfingen nachzahlen, weil die Bundeszuschüsse für die Agentur gekürzt worden seien (wir berichteten).

Kostendeckende Arbeit?

Deshalb hatte sich der Gemeinderat schon im Oktober empört. Nun wollte Gemeinderätin Kerstin Hönle wissen, wie die Agentur in Zukunft kostendeckende Arbeiten könne. Eine Frage, auf die sie keine klare Antwort bekommt. Doch Bürgermeister Albert Schindler bringt ein, was er aus dem Kreistag weiß. "Wahrscheinlich wird sich der Landkreis ab 2017 mit 50 000 Euro an den Kosten beteiligen. Dann wäre unser Problem gelöst." Andererseits zahle Empfingen dann über die Kreisumlage indirekt auch wieder.

Dass es dennoch günstiger ist, die Energieagentur zu beauftragen als ein Ingenieurbüro, ist den Gemeinderäten klar. Trotzdem sind sie mit der Arbeit bisher nicht zufrieden. Uwe Gfrörer sagt: "Die Qualität ist entscheidend und das war für mich so was von unbefriedigend." Armin Hellstern meint: "Die Berichte waren unbefriedigend. Ich möchte da etwas rausholen können. Die Tabellenwerte müssen aussagekräftig sein." Auch Michael Gfrörer sagt: "Es fehlt die Klarheit. Ich kann aus den Zahlen nichts rauslesen." Sprich: Die Agentur präsentiert zwar Zahlen, aber trotzdem bleibt unklar, welche Konsequenzen gezogen werden sollten.

Auch beim Energiebericht 2015, den Anna Neumann in der Sitzung vorgetragen hat, lief nicht alles glatt. Als Armin Hellstern nach einer Zahl fragt, die ihm unverständlich vorkommt, sagt Neumann: "Da sind die Zahlen wohl verdreht worden." Verständlich, dass die Gemeinderäte nicht selbst die Zahlen kontrollieren wollen. Auch Andreas Seifer sagt: "Übersichtlichkeit und Qualität sind wichtig." Dann sieht auch Neumann den Zeitpunkt für gekommen, um ihre Arbeit zu verteidigen: "Die Zahlen aus Empfingen kommen immer erst kurz, bevor der Bericht fertig sein muss. Es läuft überall gut, nur in Empfingen nicht!" Schindler darauf: "Dann gibt es wohl noch Nachholbedarf in unserem Hause."

Zu dem Vorwurf, dass aus den Zahlen keine Schlüsse gezogen werden könnten, sagt Neumann: "Es ist bisher noch nie eine Feinanalyse eines Gebäudes gewünscht worden." Was sie nebenbei erwähnt, ist, dass eine Feinanalyse auch nicht in dem Preis, der bisher bezahlt wird, enthalten ist. Sie müsse extra beauftragt werden. Heer schlug vor, sich schon vor der Präsentation der Energieberichte mit der Verwaltung zusammenzusetzen, um eventuelle Auffälligkeiten im Energieverbrauch gemeinsam zu analysieren.

Wie die Gemeinde Empfingen mit der Energieagentur in Zukunft zusammenarbeitet, ist noch unklar. Bürgermeister Schindler hält am Ende der Diskussion fest: "Wir sind nicht ganz zufrieden, aber andererseits müssen wir auch rechtzeitig liefern. Wir hoffen, im April den Energiebericht für 2016 zu bekommen und entscheiden dann."