Experte für Westernreiten gibt einen Kurs: Henning Daude arbeitet zwei Tage lang mit Hobbyreitern in Empfingen

Von Lena Müssigmann

Empfingen. Er durchschaut Pferde schneller als man "Westernreiten" sagen kann: Henning Daude ist eine Koryphäe auf diesem Gebiet, mehrfacher Deutscher Meister der Ersten Westernreit-Union. Inzwischen gibt er nur noch Unterricht, diese Woche bei Elke Steeb im "Trail Rider". Eine Anstrengung für Mensch und Tier.

Elke Steebs Pferd Cisco stößt Dampf aus den Nüstern. Eine Dreiviertelstunde ist er durch die Halle getrabt und galoppiert. Alles unter den Augen des erfahrenen Lehrers. Henning Daude hat schnell erkannt, dass Cisco ein Gewohnheitstier ist, zu zögerlich auf Elke Steebs Befehle reagiert, wenn sie ihn schon nach der Hälfte der langen Hallenseite nach innen lenken will. Steeb ist baff: "Henning hat Cisco nicht gekannt, aber seinen Charakter ganz schnell erkannt."

Auch Steeb fand ihre Einheit anstrengend. Sie nimmt den typischen Westernsattel von Ciscos Rücken. Das Fell ist verschwitzt, sie zieht ihm eine Decke an und gönnt ihm Ruhe. In der eingestreuten Reithalle machen sich schon die nächsten zwei Pferd-Reiter-Kombinationen warm.

Zwölf Hobbyreiter arbeiten zwei Tage lang mit Henning Daude. Sie reiten Runden durch die Halle. Dabei geht es um Haltung von Pferd und Reiter. Oder darum, wie man das Pferd lenkt und dirigiert, ohne dass man von außen viel davon sieht, erklärt eine Reiterin, Simone Lupold aus Mühlheim. Sie reitet Turniere mit ihrer Joesy. Das Pferd der Rasse Quarter Horse ist hell und hat eine dunkle Mähne und einen dunklen Schweif, den Simone Lupold geflochten hat.

Wer gerade nicht reitet, der sitzt eingehüllt in Fließdecken hinter der Bande und schaut zu. Cindy Müller aus Balingen ist großer Daude-Fan. Schon zuschauen bringe ihr viel. "Er hat für jedes Problem zehn Lösungen." Für Müller ist es schon der zehnte Kurs bei Daude. "Er ist herausragend. Deutschlands bester Reitlehrer."

Stimmt das? Daude lacht, fühlt sich geschmeichelt, muss aber etwas relativieren. Die Zeitschrift "Mein Pferd" habe ihn vor ein paar Jahren unter die 100 besten Reitlehrer Deutschlands gewählt. Er kommt aus Adelheidsdorf bei Celle (Niedersachsen). Für seine Kurse reist er durch ganz Deutschland. In Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gibt er die meisten Kurse. In Empfingen ist er zum ersten Mal. "Es gefällt mir super", sagt er.

Er hat eine Karriere als professioneller Western-Turnierreiter hinter sich. Inzwischen hat er aber kein eigenes Pferd mehr, er unterrichtet nur noch. Dafür schöpft er aus einem großen Erfahrungsschatz.

Er ist inzwischen zum Pferdepsychologen geworden. "Ich muss mich schnell einstellen können auf die Reiter-Pferd-Kombi, und herausfinden: Wie kann ich das Pferd motivieren, ein Ziel zu erreichen?" Beim Westernreiten gehe es ganz besonders darum, auf die Psyche des Pferdes einzugehen. Im Ursprung dieser Disziplin waren Pferd und Reiter eine Schicksalsgemeinschaft – draußen in der Prärie, Rinder treiben, manchmal fast 24 Stunden im Sattel.

Elke Steeb erklärt, dass der Westernsattel deshalb bequem für Mensch und Tier sein müsse – er hat eine größere Auflagefläche. An einem sogenannten Horn kann sich der Reiter festhalten. Wildwestmanier strahlen auch die Sporen aus, die sich Elke Steeb um die Stiefel geschnallt hat, und die bei jedem Schritt auf dem Beton des Hallenflurs klappern.

Sie ist im Kurs mitgeritten, weil sie gerne wissen will, was sie anbietet. Ihr Urteil fällt positiv aus. "Ich glaube, dass wir ihn öfters bestellen."