Holger Dopp pflückt mit einer Greifzange die Früchte der Opuntia robusta var. maxima in seinem Gewächshaus. Fotos: Begemann Foto: Schwarzwälder-Bote

Kulinarik: Wie schmecken eigentlich Kakteenfrüchte? Ein Selbsttest mit der Opuntia robusta var. maxima

Von Daniel Begemann

In Mexiko nichts außergewöhnliches, hierzulande aber reichlich exotisch: Die Zubereitung von Kakteenblättern und -früchten. Gehen etwa die Früchte der Opuntia als Dessert für ein Weihnachtsmenü durch? Mein Selbsttest zeigt mir: eine köstliche Erfrischung!

Empfingen. Im Gewächshaus des Empfinger Kakteenexperten Holger Dopp ist es auch im Dezember grün, die Temperaturen sind angenehm warm. Perfekte Bedingungen für die faustgroßen, ovalen Früchte mit der Farbe von Kidneybohnen, die an den etwa mannshohen Kakteen der Art Opuntia robusta var. maxima wachsen. Kurz vor Weihnachten erreichen sie ihre volle Reife.

Dopp bittet mich in sein exotisches Pflanzenparadies: "Vorsicht, stechen Sie sich nicht", sagt er. Er hat eine lange Greifzange und einen Teller dabei. Denn die vollreifen Früchte der Opuntia robusta var maxima müsse ich unbedingt einmal probieren, meint er. Ich bin neugierig, zu erfahren, wie Kakteenfrüchte schmecken. Geschickt greift Dopp mit der Zange nach einer Frucht. Von Hand könne man sie nicht pflücken. Auf der Außenhaut befinden sich tausende kleine Stacheln. Dass die Frucht vollreif ist, zeigt sich sofort. Kaum hat Dopp sie von der Pflanze gelöst, tropft roter Saft auf die weiße Untertasse. "Die können wir jetzt mit dem Messer durchschneiden", sagt Dopp.

Fünf Minuten später sitzen wir an Dopps Küchentisch. Er zeigt mir, wie man die Frucht mit dem Messer teilt. Auf der Haut der Früchte befinden sich in regelmäßigen Abständen kleine braune Stellen, die von winzigen Dornen übersät sind. "Auf keinen Fall darf man durch diese Dornen schneiden", sagt er. Sonst könnten die kleinen Dornen mit Widerhaken in die Frucht gelangen. Er erinnert sich an eine Silvesterfeier, die weder er noch seine damaligen Gäste jemals wieder vergessen werden.

Beherztes Zugreifen mit fatalen Folgen

Auch damals habe er die stacheligen Kakteenfrüchte zur Zubereitung aus dem Gewächshaus geholt. Einer seiner Gäste habe dann einen großen Fehler gemacht: Er habe die Frucht in die Hand genommen und einfach hineingebissen. Ein beherztes Zugreifen mit fatalen Folgen. Lippen und Zunge seien mit tausenden der kleinen Stacheln, die zudem fiese Widerhaken haben, übersät gewesen. "Die sind so klein, dass man sie kaum sieht und auch mit der Pinzette bekommt man sie kaum raus", sagt Dopp.

Ich bin gewarnt. Wie gut, dass ich bei meinem kulinarischen Experiment einem Fachmann vertrauen kann.

Während Dopp erzählt, schneidet er die Opuntia-Frucht in zwei Teile. Saftgetränktes himbeerrotes Fruchtfleisch kommt zum Vorschein. Dopp sagt: "In dem Fruchtfleisch sind kleine, harte Kerne enthalten. Die kann man aber einfach schlucken." Er nimmt einen Teelöffel zur Hand und löst damit ein Stück Fruchtfleisch aus der Schale. Er reicht mir einen gehäuften Löffel. Ohne die geringste Vorahnung, wie das Fruchtfleisch der Opuntia robusta var. maxima schmecken wird, nehme ich gleich alles, was sich auf dem Löffel befindet, in den Mund. Und bereue es nicht. Der Geschmack ist fruchtig, saftig und von angenehmer Süße. Er erinnert an exotisches Obst, doch welches? Ich kann mich nicht festlegen, dazu ist der Geschmack zu einmalig. Die Frucht erfrischt mich und ich nehme gerne noch einmal nach.

Nebenbei erzählt mir Dopp, dass sich die Früchte der Opuntia robusta var. maxima hervorragend für Marmelade, Saft oder ein Dessert, letzteres beispielsweise in Kombination mit Eiscrème eignen.

Das macht Appetit auf mehr. Und deshalb hat Kakteenexperte Dopp unserer Zeitung gleich auch noch ein Rezept für ein exotisches Weihnachts-Hauptmenü gegeben (siehe Infokasten).

Unser kulinarischer Kakteen-Geheimtipp heißt Nopalitos con carne (Nopalitos mit Hackfleisch). Nopalitos sind die Blätter des Feigenkaktus Opuntia ficus-indica. Die Blätter sind unter anderem in der Stuttgarter Markthalle erwerbbar.

  Zutaten

Zehn Blätter geschnittene Nopalitos, mindestens 300 Gramm gemischtes Hackfleisch oder Schweinemett, drei Esslöffel Olivenöl, drei größere Kartoffeln, eine große Zwiebel, zwei bis drei Tomaten oder eine Dose Tomatenwürfel, zwei bis drei Knoblauchzehen, 20 Gramm gehackte Mandeln, zehn Gramm Zitronat, 30 Gramm Rosinen und etwas Zimtpulver.

  Zubereitung

Nopalitos, Tomaten, Zwiebeln, Zitronat und Knoblauch in kleine Stücke schneiden. Nopalitos und die Kartoffeln in Salzwasser kochen und abtropfen lassen. Das Hackfleisch in einem geschlossenen Topf scharf anbraten, damit nicht zu viel Flüssigkeit verdampft. Die Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Rosinen und die gehackten Mandeln dazugeben. Bei kleiner Flamme köcheln bis das Fleisch gar ist, dabei immer wieder mal umrühren. Anschließend die Nopalitos und den gemahlenen Zimt zugeben und nochmals kurz aufkochen und gut durchziehen lassen. Mit etwas Zitronat anrichten und heiß servieren.