War die Kampagne "Empfingen sucht Bürgermeister/in" wirklich eine gute Idee? Daran kommen Zweifel auf. Foto: Hopp

Deutschlandweit beachtete Werbekampagne lockt eher "außergewöhnliche" Kandidaten an.

Empfingen - Verfehlt die außergewöhnliche Bürgermeister-Suche ihre Wirkung und wird nun sogar zum Handicap? Nach Informationen unserer Zeitung sind auch die zwei Bewerber, die ihrer Veröffentlichung noch nicht zugestimmt haben, keine Verwaltungsprofis.

Mit der Werbekampagne wollte der Empfinger Gemeinderat auf Nummer sicher gehen, geeignete Kandidaten für die Nachfolge von Albert Schindler zu finden. Die Sorge: Auch andere Gemeinden hatten in der Vergangenheit mehr und mehr Schwierigkeiten, qualifizierte Bürgermeister zu finden. Die Attraktivität des Berufs hat nachgelassen. Klaus Abberger, bekannt als "Bürgermeister-Macher" (unter anderem auch Wahlkampf-Manager von Horbs OB Peter Rosenberger), hatte auch in der kleinen ZDF-Reportage über Empfingen klar gemacht, warum es nicht mehr so leicht ist. Unangenehme Arbeitszeiten, nie richtig Feierabend. Auch das Umfeld ist anstrengender geworden: Gemeinderäte seien mittlerweile konfliktfreudiger und auch die Bürgerschaft sei kritischer geworden.

Xaver Kleindienst, Gemeinderat und Bürgermeister-Stellvertreter, hatte in der Reportage noch einen weiteren Grund genannt, warum Empfingen diesen besonderen Weg der Bürgermeister-Suche eingeschlagen habe. Man habe auch witzig sein wollen, die normalerweise dröge Suche über den Staatsanzeiger auflockern wollen.

Hat Empfingen nun den Salat? So mancher – nennen wir es freundlich – außergewöhnliche Kandidat scheint dadurch angelockt zu werden. Fünf Bewerbungen gibt es. Neben dem Verwaltungsfachmann Ferdinand Truffner haben sich zwei weitere Kandidaten "geoutet", zwei bleiben weiter im Verborgenen.

Kandidat Christian Nonner hat in der Gemeinde mit seinen Äußerungen bereits für Kopfschütteln gesorgt und deutlich gemacht, dass er sich mit Empfingen überhaupt nicht beschäftigt hatte. Er wolle die Gemeinde schuldenfrei machen. Das führte in der schuldenfreien Gemeinde genauso zu Gelächter wie die Äußerung, er wolle die GEZ-Gebühren abschaffen, was überhaupt nicht in der Macht eines Bürgermeisters steht. In seiner schriftlichen Antwort an unsere Zeitung hatte Nonner es sogar geschafft, Empfingen stets falsch zu schreiben. Ohne das "p". Eine ernst gemeinte Kandidatur mit Satire-Charakter. In Haslach erreichte er bei seiner Kandidatur 0,9 Prozent.

Nie in Empfingen gewesen

Ein Rätsel ist vielen auch die Bewerbung von Dagmar Borrmann aus Wuppertal. Auch die 51-jährige Hausfrau und Mutter wäre eine Quereinsteigerin in den Beruf des Bürgermeisters. In Empfingen selbst war sie noch nie. Eine Schwester von ihr wohnt in Oberwaldach. Ihre berufliche Laufbahn? Maschinistin für Wärmekraftanlagen, Bürokauffrau, Finanzfachberaterin. Dazu war sie auch mal Betriebsratsmitglied und, wie sie betont, ehrenamtlich Vorstand des Kindergartens.

Wer steckt nun hinter den anderen, noch unbekannten Kandidaten? Warum geben sie sich noch nicht zu erkennen? Ein Verwaltungsprofi sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: "Das ist kein positives Zeichen, wenn man seine Kandidatur einreicht, aber dann die Öffentlichkeit im Unklaren lässt. Politprofis sind das sicherlich nicht."

Klar ist für Kenner der Szene auch: Wenn es eine Gemeinde nicht nötig hatte, sich Sorgen um einen geeigneten Nachfolger zu machen, dann Empfingen. "Die Gemeinde ist so attraktiv, so gut aufgestellt. Empfingen bietet Arbeitsbedingungen für einen Bürgermeister, die nur wenige Gemeinden in Deutschland haben", sagt ein Insider. Ferdinand Truffner aus Rottenburg-Bieringen, aktuell hauptamtlicher Ortsvorsteher für die Ortschaft Nabern, hat das mit seiner Bewerbung schon unterstrichen. Er selbst sei nicht durch die Werbekampagne darauf gekommen.

Wie viele "außergewöhnliche" Kandidaten werden sich noch melden? Empfingen steht nun ein vielleicht amüsanter, aber wahrscheinlich auch anstrengender Wahlkampf vor der Tür. Dröge wird er sicherlich nicht...