Interview: Der Empfinger Zunftmeister möchte der Empfinger Fasnetsgeschichte einen Meilenstein hinzufügen

Empfingen. Die Empfinger Narrenzunft feiert mit den E’pfenger Narrentagen vom 10. bis 12. Februar ihr 66-jähriges Jubiläum. Wir haben mit Zunftmeister Thomas Joachim über die Herausforderung, diese Fasnetssaison zu einer besonderen zu machen, gesprochen.

In Empfingen ist an der Fasnet jedes Jahr viel geboten, von Buntem Abend bis hin zum Umzug. Wie schaffen Sie es, nun im Jubiläumsjahr noch einmal alles zu übertreffen?

Dies wird eine große Herausforderung für uns alle. Auch ist hier jeder Einzelne gefordert. In Empfingen wird die Fasnet, speziell die Straßen- und Fleckenfasnet, von Kameradschaften, Jahrgängen, Cliquen und Vereinen mitgetragen. Die Narrenzunft ist nur ein Teil der "E’pfenger Fasnet" – wenn auch kein unwichtiger. Durch diese tiefe Verwurzelung von gewachsenen Bräuchen und Traditionen ist die Fasnet in Empfingen eine Herzensangelegenheit.

Zusätzlich feiern Sie noch die Narrentage.

Die E’pfenger Narrentage 2017 werden von uns allen, vor allem von dem Organisationsteam, alles abverlangen. Dennoch werden wir die anstehenden Aufgaben mit viel Freude und Idealismus bewältigen. Wir werden einen weiteren großen Meilenstein der Vereinsgeschichte hinzufügen, oder wie ich immer sage: "Do lass mer a Goaßle bocka!"

Was wird den Jubiläumsumzug am 12. Februar vom traditionellen "Nei-da-Flegga-Umzug" unterscheiden?

Beim Jubiläumsumzug werden dem närrischen Besucher Zünfte und Gruppen der Schwäbisch-Alemannischen Fasnacht aus fast allen Landschaften des süddeutschen Raums präsentiert. Weiter ist es uns gelungen, internationale Gruppen wie die Kurenti aus Ptuj in Slowenien oder die Amraser Matscherer aus Tirol nach Empfingen zu holen. Es wird also ein bunter Querschnitt der Schwäbisch-Alemannischen Fasnacht präsentiert, der die große Bandbreite und Vielfalt unserer geliebten Fasnet aufzeigen wird.

Und beim "Nei da Flegga"?

Beim Umzug "Nei da Flegga" wird dem närrischen Besucher neben einigen wenigen Narrenzünften die große Bandbreite der "Original E’pfenger Flegga- und Stroaßafasnet" präsentiert. Hier zeigen die Jahrgänger, Fasnetscliquen und Butzen fantasievolle und originelle Kostüme. Es wird lautstark gesungen, Umzugsbesucher geneckt und auf den Arm genommen, der Narrensamen ist an vorderster Stelle mit dabei und die Strohbären, Reisigbären, Ruaßhexa und die Traditionshäser der Zunft präsentieren sich in ihrer unnachahmlichen Art und Weise – Fasnet in E’pfenga halt.

Welche Gruppen werden in Empfingen noch zu Gast sein und wo werden diese in der Zeit wohnen?

Außer den Kurenti aus Ptuj in Slowenien und den Amraser Matschgerer aus Tirol kommt noch eine Abordnung unserer Partnergemeinde La Roche Blanche aus Frankreich. Weiter kommen Zünfte aus Nürnberg, Freiburg, Markdorf und Seelbach. Um alle unterzubringen, wird es ein Massenlager in der Schulturnhalle geben, und wir haben Narren im Empfinger Hof und in umliegenden Pensionen untergebracht. Unsere französischen Gäste werden privat untergebracht.

Wie sind die Kontakte zu den ausländischen Gruppen ursprünglich entstanden?

Als alter Narr, der schon auf vielen Narrentreffen war, schaut man immer mal wieder, welche Zunft oder Gruppe zu uns passen könnte. In geselliger Runde werden dann erste Kontakte geknüpft. In solchen Runden sind schon viele langjährige Freundschaften entstanden. Daher haben wir auch nicht mit der Gießkanne eingeladen, sondern gezielt Zünfte angesprochen – nicht der einfachste Weg.

Ihr Motto heißt "Alte Fasnet – Junge Zunft". Wie gelingt der Narrenzunft der Spagat, die alten Traditionen aufrecht zu erhalten und trotzdem auch junge Leute zu begeistern?

In der heutigen Zeit ist dies eine hehre Aufgabe. Unsere geliebte Fasnet wird zunehmend als Party oder Event verstanden – die "Generation Fun" lässt grüßen. Fasnet ist nichts Außergewöhnliches mehr – Fasnet ist eine Erlebnisform unter vielen. Diese Bewegung können Narren, die mit Herzblut bei der Sache sind, nicht gutheißen. Fasnet ist und war immer im Wandel.

Wie geht man mit dem Wandel um?

Wir müssen nur diese Veränderungen vorsichtig und vor allem behutsam implementieren. Auch ist es wichtig zu wissen, wo seine Wurzeln sind und wo man herkommt. Fasnet hat ganz stark etwas mit Heimat und Heimatgefühl zu tun. Im heimischen Ort ist die Fasnet immer am schönsten – und das ist gut so. Daher sind wir bestrebt, eine gute und saubere Fasnet zu machen. Wir machen viel mit Kindern und binden diese ein. Betrachtet man die Ergebnisse des Malwettbewerbs, ist mir um die Zukunft der E’pfenger Fasnet nicht Angst. Es ist jedoch eine stetige Aufgabe, bei der man nie am Ende ist.

Als Zunftmeister haben Sie sicherlich sehr viel Arbeit während der Fasnet. Haben Sie da trotzdem noch Zeit, selbst richtig zu feiern?

Aber sicher – ich lasse mir meine Fasnet nicht nehmen. Der höchste Tag im Leben eines richtigen E’pfengers ist der Ruaßiga Dauschtig gefolgt vom Bettla am Fasnets-Metig. Da müsste schon Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, wenn sich hier was ändern würde. Fasnet in ihrer urwüchsigsten Form, derb, wild ond schee. Seit einigen Jahren bin ich in Oberndorf beim Narrensprung als Zuschauer. Eine andere Fasnet, aber auch schön.

Was wünschen Sie sich für die nächsten 66 Jahre der Narrenzunft?

Wenn mich eine Märchen-Fee mit dem Zauberstab berühren würde, würde ich mir folgendes wünschen: Allzeit Männer und Frauen in ausreichender Zahl, die mit Herzblut Fasnet machen; Weitergabe des Wissens über die E’pfenger Fasnet an die Jugend und Vermittlung von Traditionen und Bräuchen; nie endender Ideenreichtum der Fasnetscliquen und Butzen; positiv verrückte Macher, die die Fasnet weiterentwickeln; a scheene ond glückselige Fasnet.