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Frauenärztin Stefanie Zingerle ist schwanger - doch an den Gerüchten, dass sie aufhört, ist nichts dran / Das Baby wird in den Praxisalltag integriert

Eine schwangere Ärztin? Bedeutet das nicht das Ende für die Praxis? Stefanie Zingerle muss lachen – auch wenn falsche Gerüchte schon manchmal nerven können.

Empfingen. Seit Anfang des Jahres gibt es die Frauenarztpraxis in Empfingen. Und man kann mit Fug und Recht behaupten: Der Laden brummt. "Es läuft sehr gut, wir werden prima angenommen", erzählt Stefanie Zingerle. Gerade gibt es einen wahren Schwangerschaftsboom. "Das ist aktuell die Hauptaufgabe. Das macht richtig Spaß", erzählt die Frauenärztin.

Dass sie allerdings nun immer wieder – oftmals von Dritten – hören muss, dass das Ende der Praxis eingeläutet sei, liegt daran, dass die junge Ärztin selbst zum Schwangerschaftsboom beiträgt. Sie ist im sechsten Monat schwanger. Optisch ist das nicht zu übersehen. Und das führt dazu, dass sie auch von der ein oder anderen Patientin angesprochen wird. Dann bekommt sie immer wieder mal zu hören: "Es ist so schade, dass sie schon wieder aufhören. Dabei hat es doch so gut angefangen." Die Generation "55 plus" könne oftmals nicht so ganz verstehen, dass man dann nicht seinen Beruf an den Nagel hängt, erzählt sie.

Für Stefanie Zingerle geht es allerdings weiter. Und das, so ist geplant, nur mit einer kurzen Unterbrechung. Kind Nummer drei der Familie Zingerle wird in den Praxisalltag integriert. "Meine beiden Mädels (die beiden medizinischen Fachangestellten Ines Reschke und Erika Schechtel und die Auszubildende Franziska Lanig, Anm. d. Red.) freuen sich schon richtig drauf. Auch mein Mann, der ja zum Glück in seinem Beruf sehr flexibel sein kann, steht parat. Und zwischendurch wird das Kind eben mal gestillt, und danach geht es weiter. Das klappt schon alles", zeigt sich Zingerle ganz entspannt.

Sie spricht aus Erfahrung. Bei Tochter Emma, die vor Kurzem eingeschult wurde, blieb sie zwar noch ein Jahr zu Hause, arbeitete dennoch dann auch einen Tag in der Woche in der Klinik. Bei Sohnemann Vinzenz war sie nach kurzer Pause im Einsatz. "Mein Mann hat ihn mir sogar nachts zum Stillen ins Krankenhaus gebracht." Bei Lilli Pauline – Kind Nummer drei wird ein Mädchen, der Name ist der aktuelle "Arbeitstitel" – wird es nun sogar entspannter, sind sich Stefanie und Fabian Zingerle sicher. Ein Baby ist in der eigenen Praxis entspannter zu managen als in einer Klinik. "Außerdem muss es weitergehen. Die Praxis muss ja abbezahlt werden. Es wäre ja schön, wenn ich in der kurzen Zeit schon so eine Menge Geld verdient hätte", sagt die 36-Jährige lachend.

Der Praxisbetrieb wird wie bisher weiterlaufen. Ab Weihnachten war sowieso zwei Wochen lang Pause eingeplant. Ab Januar wird es sechs Wochen Vertretungen geben. "Die Versorgung wird ohne Einschränkung weitergehen. Die Frauenärztinnen kommen vom Krankenhaus Balingen. Es werden auf jeden Fall weibliche Vertretungen sein. Und die Patientinnen könne sich sicher sein, dass sie erstklassig betreut werden. Auch die Schwangeren können entspannt sein. Eine bessere Versorgung als von Ärztinnen aus dem Krankenhaus kann es doch gar nicht geben."

Schon seit einigen Monaten verstärkt die Chefärztin der Frauenheilkunde des Zollernalbklinikums in Balingen, Julia Klenske, für einen Tag in der Woche die Praxis in Empfingen.

Übrigens: Auch mit einem weiteren Gerücht kann Stefanie Zingerle aufräumen. Durch die Blume wird sie immer mal wieder gefragt, ob das Kind nicht ein Unfall war. Schmunzelnd erzählt sie: "Ich weiß, wie Verhütung funktioniert. Die Schwangerschaft war geplant und es ist ein Wunschkind."