Freizeit: Der Seniorenkreis 60Plus besucht jüdische Mikwe in Mühringen

Empfingen. Vor gut einem Jahr besuchte Diakon Ewald Wurster den Seniorenkreis 60Plus und referierte über das jüdische Leben in der Region. Dabei erzählte er auch von der Mikwe, einem jüdischen Ritualbad, das sich in seinem Wohnhaus im Keller befindet. Er lud die Senioren damals ein, sich das vor Ort anzuschauen.

Mittel gegen Unreinheit

Nun folgte also der Gegenbesuch. Die Empfinger Besucher staunten nicht schlecht, was sich im Untergeschoss des heute unscheinbaren Wohnhauses in Mühringen, dem ehemaligen Gasthaus Hirsch, verbirgt.  Die Familien Haigis und Wurster haben den ehemals als Mikwe genutzten Gewölbekeller wieder hergestellt. Ähnlich wird die Mikwe bis 1908 ausgesehen haben. Ab dann wurde sie aufgegeben. Ewald Wurster erklärte in der Remise, dem Besucherraum: "Wenn Menschen jüdischen Glaubens unrein wurden, erforderte dies die Trennung von der Gemeinschaft und die entsprechenden Reinigungsrituale, um den ursprünglichen Zustand wieder zurückzuerhalten."

Frauen betraf das nach der Menstruation, denn während dieser Zeit waren sie aus ritueller Sicht unrein. Auch zur Heilung von bestimmten Krankheiten ging man in die Mikwe. Männern wurde der Besuch vor dem Sabbat oder dem Versöhnungstag Jom Kippur empfohlen. Entsprechende Rituale zur Reinigung seien dann in so einer Mikwe durchgeführt worden. Nur Quell-, Grund- oder gesammeltes Regenwasser komme dafür zum Einsatz. Die  Mikwe wird in Mühringen aus der Sauerbrunnenquelle gespeist.

Auch für Gegenstände

Aber nicht nur Menschen könnten nach jüdischem Verständnis unrein werden, auch Gegenstände.  Deshalb bedurften diese ebenso der rituellen Reinigung, um wieder "koscher" zu werden. Sprichwörtlich sei das geworden, sagte Wurster: "Wenn man einem Menschen nicht vertraut, redet man davon: Der ist nicht ganz koscher." Auf hebräisch meine das Wort "tauglich – sauber – rein". Ewald Wurster erzählte leidenschaftlich und ging auf alle Fragen der Besucher ein. Der Abschluss des Ausfluges nach Mühringen, den Gabriele Philipp und ihr Fahrer-Team vorbereitet hatten, war im Café Theresia.

Der Seniorenkreis 60Plus trifft sich immer am letzten Dienstag im Monat im evangelischen Gemeindehaus in Empfingen. Drei- bis viermal im Jahr unternehmen die Senioren auch Ausflüge in die nähere Umgebung.