Wilfried Rösch und seine böhmischen Freunde gaben für ihr Publikum ein letztes Mal alles. Fotos: Scharnowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Abschiedskonzert von Wilfried Rösch mit seinen böhmischen Freunden in der Tälesee-Halle

Die Tälesee-Halle dürfte an ihrem Besucherrekord gekratzt haben. Sie war voll besetzt bis auf den letzten Platz, selbst Stehplätze waren rar.

Von Marly Scharnowski

Empfingen. Die Parkplätze waren übervoll, die "Wiesenparker" dürften Probleme bei der Ausfahrt bekommen haben, weil es während des Konzertes geschneit hat. Kennzeichen aus der Schweiz, dem Elsass, Norditalien oder Hamburg waren nicht selten; einzelne Fans reisten gar mit dem Wohnmobil an.

Was ist oder war so etwas Besonderes an Wilfried Rösch und seinen Freunden? Sie machen eine Super-Blasmusik im böhmischen Stil. Das können andere auch, aber diese Kapelle reißt ihr Publikum im wahrsten Sinne des Wortes von den Sitzen.

Es ist ein besonderer Sound und Klang, der selten erzielt wird. Dynamik, Tempi, Stilveränderungen und die Abwechslung der Stücke lässt "Ohrwürmer" erst gar nicht aufkommen, dazu kommt eine ausgeklügelte Choreografie, bei der man "nur mit muss". Es entstand der Eindruck, dass jeder im Orchester ein Solist ist und Dirigent Wilfried Rösch überwiegend aus Noten und Takt besteht.

Temperamentvoll und mit vollem Körpereinsatz haben er und seine Freunde den Abend bestritten. Einzelne "Ehemalige" kamen extra angereist. Es war für sie eine Ehre, beim Abschiedskonzert mitwirken zu dürfen. Herzlich wurde allen Wegbegleitern gedankt, die über Jahre hinweg die Kapelle begleitet haben.

Einzelne Musiker mischten sich mit ihren Instrumenten unter das Publikum. Auf den Bänken stehend, hatten sie par excellence mit dem Orchester harmoniert. "Sicher braucht man Wilfried, aus den Augenwinkeln beobachten wir ihn", meinte einer der Musiker schmunzelnd an die Adresse des Dirigenten.

Die Zuhörer waren in Hochstimmung. Mit Klatschen, Singen oder im Takt stampfen gingen sie mit, an Applaus wurde nicht gespart. Bei einzelnen Stücken – das war noch vor der Pause – wurde stürmisch um Zugaben verlangt. Das altersmäßig gemischte Publikum war von den ersten Takten an mitgerissen, die Stimmung stieg rasant.

Moderator Helmut Kiefer gehört zu der Gruppe wie ein Instrument. Er führte durch den Abend mit Ansagen, Witzen und Sprüchen. Applaus war ihm immer sicher und die Lacher hatte er sowieso auf seiner Seite.

In der Pause konnte man einen Wilfried Rösch erleben, der gar nicht so lustig war. Auf die Nachfrage nach dem Ende einer so gefragten Band gab er zu verstehen: "Die einzelnen Musiker leben zu weit auseinander. Es sind große Strecken zurückzulegen bis alle zu einer Probe kommen können. Aus den ehemaligen Burschen wurden Familienväter und ausgewachsene Männer, die nicht einfach mal bei ihrem Job fehlen können. Wir passen und harmonieren zusammen. Jede Neubesetzung kostet viel Zeit und Disziplin der Einzelnen, teilweise passiert es, dass die Neuen überfordert sind und wir wieder nach Ersatz suchen müssen. Das ist ein großes Problem."

Auf die Frage, wie er sich fühlt, wenn er das letzte Mal seine Lieblingsstücke auf der Bühne spielt, antwortete er: "Es tut im Herzen weh, aber wenn wir spielen, denken wir nicht daran. Musik ist und war unser Leben. Wir haben mit dem Herzen gespielt; das Publikum hat es verstanden".

Was wird aus dem Fan-Club und den Musikern? "Manche Musiker hören auf oder sind in Vereinen, möglicherweise schließen sich Grüppchen zusammen. Was den Fan-Club betrifft, bin ich tieftraurig. Seit 14 Jahren hat die Familie Fauser die Fans betreut, heute sind es 140 Mitglieder, vielleicht machen sie ein Jahrestreffen, ich weiß es nicht. Das würde mich aber sehr freuen".

Die böhmische Musik hat es ihm schon lange angetan: "Vor 27 Jahren war ich 13 Jahre lang Musiker bei original Böhmischen Musikanten, dann habe ich meine eigene Kapelle gegründet, die jetzt seit 14 Jahren besteht. Also stehe ich seit 27 Jahren mit meiner Musik auf der Bühne".

So viel Freizeit wird künftig wohl trotzdem nicht bleiben: "Ich habe eine Familie und einen Job, bin gerne bereit, Workshops zu betreuen oder mit einzelnen Kapellen das Know-how auszuarbeiten. Mein Wissen und meine Erfahrungen vermittle ich gerne weiter. Für neue Projekte bin ich immer offen. Außerdem wird sich die Gruppe mindestens einmal jährlich treffen. Wir sind alle freundschaftlich verbunden".

Nicht nur auf der Bühne waren die Künstler aktiv, sondern auch im Tonstudio. Inzwischen gibt es acht CDs.

Die Musiker haben alles gegeben für ein Publikum, das alles haben wollte, das auch bekam und es genossen hat. "Unser Abschiedsgeschenk: Heute Abend spielen wir ›no limit‹", so Rösch, lange bevor die letzte Note verklungen ist.