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Line-Dance-Trainerin Nelly Billes sieht ihren Sport auch als Erlebnisprävention

Egal ob 16 oder 80 Jahre alt – beim Line Dance mit Nelly Billes in Wiesenstetten vergessen die Tänzer ihren Alltag. Sie sagt: "Für mich ist das der schönste Sport." Und: Sie sieht in Line Dance großes Potenzial, das eines Tages – so hofft sie – auch Krankenkassen erkennen werden.

Empfingen-Wiesenstetten. Wie gut sie und andere Tänzer sich beim Line Dance fühlen, möchte Nelly Billes uns auch bei einem Treffen im Dorfgemeinschaftshaus in Wiesenstetten vermitteln. Sie sagt: "Für mich kann kein anderer Sport mit Line Dance mithalten. Es ist gelenkschonend, für junge und alte Menschen geeignet, man vergisst während des Tanzens den Alltag und fühlt sich einfach gut."

Den Worten lässt Billes Taten folgen. Sie hat eine Musikanlage mitgebracht und eine Auswahl an Liedern. "Line Dance kann man zu sehr unterschiedlicher Musik tanzen", sagt sie. "Die Originalmusik war Country. Heute geht fast alles. Sogar Helene Fischer oder Weihnachtslieder." Doch wir üben zuerst ein paar einfache Schritte ohne Musik. "Ihr startet mit dem rechten Fuß. Eins, zwei, drei, vier! Der vierte Schritt geht zur Seite." Dort angekommen, schnippt Billes einmal mit den Fingern. Es folgt eine halbe Drehung und die zweite Schrittfolge. Eigentlich ganz einfach. Trotzdem ist Konzentration notwendig.

Als das klappt, macht die Tanztrainerin aus Dommelsberg Musik an. Was aus den Lautsprechern tönt, hört sich für mich wie ein Samba-Rhythmus an. Kann man darauf Line Dance tanzen? Nelly Billes macht es uns vor. Tatsächlich: Das sieht gar nicht so schwierig aus. Doch uns ist das noch zu schnell. Nelly Billes spielt einen langsameren Song ab, bei dem ein Hauch von Western-Feeling aufkommt. Mit ihr als Vortänzerin klappt die Choreografie auch gleich gut. Billes hat Recht. Für ein paar Minuten lässt sich so der Arbeitsalltag vergessen.

Gut für die Gesundheit

Die Tanztrainerin berichtet von zahlreichen positiven Erfahrungen mit Menschen, die in ihre Tanzstunden kommen. Sie habe beispielsweise ältere Leute kennengelernt, die durch das Tanzen gesundheitliche Fortschritte gemacht hätten, was ihre Beweglichkeit angeht.

Billes’ Perspektive auf das Tanzen ist geprägt durch ihre berufliche Vorerfahrung. Ursprünglich habe sie als Arzthelferin gearbeitet, erzählt sie. Später habe sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin gemacht und schließlich ein sogenanntes "Swing & Relax"-Training absolviert, entworfen von einem Chirurgen namens Gerd Schnack. Schnack behandle Musiker, die durch den Gebrauch ihrer Instrumente beispielsweise unter Muskelverkürzungen leiden. Mit all diesem Wissen ausgestattet, sagt sie: "Durch meinen medizinischen Hintergrund sehe ich im Line Dance mehr als nur tanzen." Ihrer Meinung nach stecke der Tanz noch in den Kinderschuhen. Sie könne sich Line Dance auch als eine Art Erlebnisprävention vorstellen. "Die Krankenkassen müssen das Potenzial von Line Dance noch erkennen", sagt sie.

Nicht zu vernachlässigen sei auch der soziale Aspekt des Tanzens. "Ich kann tanzen gehen, ohne dass ich meinen Mann dazu überreden muss", erzählt sie begeistert. Oft gehe man auch abends gemeinsam zu Tanzveranstaltungen.

Aktuell betreut sie in Wiesenstetten drei Gruppen, eine davon ist eine DRK-Gruppe. Anfänger können jederzeit einsteigen. Diese versucht Billes dann zu integrieren. Gebe es einmal genügend Neulinge, sei es auch möglich, einen Kurs speziell für die Anfänger zu gestalten.

Anfängern zu helfen sei ursprünglich auch der Grund gewesen, warum sie selbst anfing, Line Dance zu unterrichten. Als Billes vor drei Jahren mit dem Line Dance in unterschiedlichen Gruppen begann, habe sie eine entscheidende Beobachtung gemacht: "Die Anfänger in der Gruppe haben es oft schwer, da die Übungsleiter in Tanzgruppen nur begrenzt Zeit haben, auf Anfänger einzugehen. Deshalb habe ich den Gruppen angeboten, die Anfänger zu mir zu schicken."

Weitere Informationen: www.linedance-empfingen.de