Die Gemeindeverbindungsstraße zwischen Wiesenstetten und Bittelbronn ist nur rund drei Meter breit. Trotzdem nutzen ihn viele Autofahrer als Abkürzung Richtung Haigerloch. Foto: Begemann

Autofahrer sind äußerst erfinderisch. Auf kleinen Straße zwischen Wiesenstetten und Henstetten herrscht viel Betrieb.

Empfingen/Haigerloch - Wenn wichtige Verkehrsadern gesperrt sind, zeigt sich immer wieder das selbe Phänomen: Autofahrer werden in solchen Situationen plötzlich erfindungsreich und entdecken alle möglichen Abkürzungen. Auch solche, die nicht als Umleitung gar nicht vorgesehen sind.

Zu beobachten ist dies gerade sehr anschaulich zwischen Haigerloch und Empfingen. Bekanntlich werden derzeit auf der B 463 als wichtigster Verbindungsader zwischen den beiden Kommunen auf zwei Streckenabschnitten Fahrbahnausbrüche, Spurrillen, Flickstellen und Setzungen beseitigt. Auf einem etwa 900 Meter langen Sektor zwischen dem Salzbergwerk in Stetten und der Abzweigung bei der Stunzachbrücke nach Haigerloch und auf einem mit 4,3 Kilometer wesentlich längeren Teilstück zwischen der Abfahrt nach Gruol bis hin zum Autobahnanschluss in Empfingen. Kosten für die Straßenbauarbeiten: 1,25 Millionen Euro, die der Bund als Baulastträger der Bundesstraße bezahlt.

Natürlich hat das Regierungspräsidium Tübingen in Abstimmung mit den Landratsämtern, der Gemeinde Empfingen und der Stadt Haigerloch weiträumige Umleitungsstrecken ausgeschildert. Aber alles konnte man dabei nicht bedenken.

Wer derzeit auf vier Rädern von Haigerloch nach Empfingen – selbiges gilt natürlich auch für die umkehrte Richtung – kommen möchte, der hat sein Herz für einen alten Gemeindeverbindungsweg entdeckt.

Verkehr auf "Vizinalstraße"

Es ist nämlich durchaus möglich, von Haigerloch über Weildorf und Bittelbronn über den kleinen Weiler Henstetten nach Wiesenstetten zu gelangen. Von dort sind es nur wenige Meter bis zur Kreisstraße 4768, die fast schnurgerade nach Empfingen führt.

Und so hat sich mit der Eröffnung der B 463-Straßenbaustelle Anfang August ein reger Verkehr auf der kleinen "Vizinalstraße" entwickelt, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand, als Haigerloch noch preußisches Oberamt war.

Dass dort derzeit viel Pendelverkehr herrscht, bestätigen sowohl die Haigerlocher Polizei als auch der Bittelbronner Ortsvorsteher Gerd Klingler. "Wir haben das im Ortschaftsrat fast ein wenig befürchtet", sagt er gegenüber unserer Zeitung. Und auch die Polizei war schon vor Ort, um die Situation zu beobachten.

Verboten ist die Nutzung dieser Verbindung allerdings nicht. Denn die Straße dürfen Fahrzeuge bis zu einem Gesamtgewicht von sechs Tonnen nutzen.

Allerdings ist die schmale Straße mit einem Gefälle von bis zu 18 Prozent hinter Henstetten hinab an ihren tiefsten Punkt im Laibetal alles andere als für täglich fließenden Fahrzeugverkehr in größerem Ausmaß gebaut. Die Straße ist äußerst schmal und bei der Begegnung zweier größerer Autos kann es schon sehr eng werden. Außerdem, dies befürchtet Ortsvorsteher Klingler, werden wohl die Bankette einem Verkehrsaufkommen in diesem Ausmaß über einen längeren Zeitraum nicht stand halten.

Keine Beschwerden

Auf Haigerlocher Seite hat man bereits reagiert und am Verkehrskreisel im Madertal in Richtung Weildorf zwei Schilder aufgestellt, die den Autofahrern suggerieren sollen, dass die Zufahrt nur bis Bittelbronn frei gegeben ist.

Auf Empfinger, beziehungsweise Wiesenstetter Seite, hat es bisher kaum Klagen über den zunehmenden Verkehr gegeben. Adelinde Hellstern vom Empfinger Ordnungsamt sagt unserer Zeitung: "Eigentlich war das ja so zu erwarten. Die Autofahrer müssen dann eben mit den Gegebenheiten zurecht kommen. Beschwerden sind bei uns bisher keine eingegangen." Und selbst wenn es in Empfingen Beschwerden gäbe, könne von Verwaltungsseite nicht viel getan werden. Der einzige Ansatzpunkt sei laut Hellstern die Kontrolle des zulässigen Fahrzeuggewichts auf dem Gemeindeverbindungsweg. Doch eine derartige Maßnahme müsste derzeit wohl die Polizei selbst übernehmen. Denn in Empfingen ist die Stelle des Ordnungshüters seit Juni trotz mehrer öffentlicher Ausschreibungen immer noch vakant. Somit fehlen der Gemeinde jegliche Möglichkeiten der Verkehrskontrolle.

Doch nicht nur der alte Verbindungsweg zwischen den Landkreisen Zollernalb und Freudenstadt haben Autofahrer neu entdeckt: Not macht bekanntlich erfinderisch und deshalb nutzen sie selbst den Radweg, der parallel der B 463 Richtung Empfingen führt. Sätze wie "Mir gehört hier aber ein Stück Wald" oder "Ich muss zum Innovationscampus (befindet sich im Waldgebiet Heinzelberg an der Kreisgrenze)" hat die Polizei bei ihren Kontrollen schon zu hören bekommen.

Laut Bittelbronns Ortsvorsteher Gerd Klingler wurden offenbar auch schon Kraftfahrer gesehen, die einfach die Absperrungen auf der B 463 umgingen und auf dem derzeit abgefrästen Fahrbahndecke unbeirrt nach Empfingen gefahren sind.