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Gericht: Schlägerei bei der "Mallorca-Party" wird verhandelt

Em pfingen/Horb. Nicht nur Grapschereien gab es bei der "Mallorca-Party" der Empfinger Kulturgemeinschaft in der Tälessee-Halle, die im April gefeiert wurde. Auch zwei Schlägereien sind gestern vor dem Amtsgericht verhandelt worden.

Wie berichtet, sollen in dieser Nacht nicht nur Mädels gegrapscht worden sein, sondern es wäre auch zuerst vor der Halle und später bei der in unmittelbarer Nähe gelegenen Tankstelle zu zwei Schlägereien gekommen, bei der immer dieselben Gruppierungen aufeinander trafen.

Um was es nun bei diesen Schlägereien ging, die von der Staatsanwaltschaft im ersten Fall als gemeinschaftlich begangene, schwere Körperverletzung und im zweiten Fall sogar als gefährliche Körperverletzung – der Geschädigte musste in der Unfallklinik operiert werden – gewertet wurden, wer angefangen hatte und wie der Streit dann weiterging, das versuchte Amtsgerichtsdirektor Albrecht Trick bei der gestrigen Verhandlung herauszufinden.

Kein leichtes Unterfangen, wie sich schon nach den Einlassungen des heute 24-jährigen Angeklagten herausstellte. Ihm warf die Vertreterin der Staatsanwaltschaft vor, beide Geschädigte tateinheitlich verprügelt zu haben. Dabei seien nicht nur Fäuste geflogen, sondern die am Boden liegenden Kontrahenten mit Füßen in Körper und Gesicht getreten worden. Bei der Keilerei vor der Tälessee-Halle soll der Angeklagte zusammen mit mehreren Helfern seinem Opfer so zugesetzt haben, dass dieses einen Bruch der Schädelaußenwand erlitt und im zweiten Fall soll er seinem Opfer mit voller Wucht ins Gesicht getreten haben. Die Folge davon war eine Oberkiefer- sowie die Wurzelfraktur eines Zahnes. Weiterhin hätten beide Opfer Prellungen und Hämatome zu beklagen gehabt. Beide Geschädigte hätten form- und fristgerecht Anzeige gegen den Beschuldigten gestellt und auch von Seiten der Staatsanwaltschaft wäre hier ein öffentliches Interesse der Strafverfolgung gegeben.

Der Angeklagte, der sich sehr um ordentliches Auftreten bemühte, sah die gesamte Geschichte völlig anders als bisher dargestellt. Nicht er, sondern die Kontrahenten, seien die wahren Täter. Sie hätten ihn grundlos angegriffen, so der Kern seiner sehr ausführlichen Aussage. Er glaubt, dass es seinen Gegnern, einem Brüderpaar, nicht gepasst habe, dass er sich mit einer jungen Dame beim "Malle in der Halle" gut verstanden habe und man vorhatte, die Party gemeinsam zu verlassen. "Als die mitbekamen, dass ich mich intensiver mit der Loretta G. (Name geändert) beschäftigte, habe die ständig zu uns rüber geguckt und mit dem Finger auf mich gezeigt", erklärte er dem Vorsitzenden.

Später, kurz vor Partyende, wäre dann eine Person, die er nur vom Sehen kennt, zu ihm gekommen und hätte ihn mit den Worten: "Draußen warten ein paar Herren auf dich" vorgewarnt. Er habe sich dann an die Security in der Halle gewandt, wäre von denen aber mit dem Hinweis, dass draußen vor der Halle ihre Kollegen sind, beruhigt worden. Genutzt habe es nichts.

Draußen sei er von einem der Brüder angesprochen worden, es sei erst zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen "und dann habe ich aus dem Augenwinkel heraus gesehen, dass mich der andere Bruder von hinten schlagen will". Der Schlag wäre ihm seitlich an den Hals gegangen und die Situation danach schilderte der Angeklagte so: "Ich war ängstlich, enttäuscht und nervös – ich habe nur versucht, mich zu wehren. Was in dem ganzen Tumult um mich herum passiert ist, davon habe ich nichts mitgekriegt".

Nachdem die Security eingegriffen hat, habe sich der Spuk aufgelöst. Das Fräulein Loretta, um die es wahrscheinlich ging, war in der Zwischenzeit weg und deshalb habe er sich mit ein paar Kumpels auf den Weg zur Tankstelle gemacht, um von dort aus mit dem Taxi nach Horb zu fahren. "Außer mir sind alle noch in den Tankshop rein – ich blieb vor der Tankstelle stehen und sah plötzlich ein paar Männer laut schreiend von allen Seiten auf mich zu rennen", so seine weiteren Schilderungen. "Die Brüder und ihre Kumpels haben noch einen Boxer als Verstärkung mitgebracht, und ich hatte alle Hände voll zu tun, um mich gegen dessen Schläge zu verteidigen", erklärte der Beschuldigte, der durch diesen Umstand darlegen wollte, warum er auf gar keinen Fall den zweiten Geschädigten so zurichten konnte, dass dieser ins Krankenhaus musste.

Die Videoaufzeichnung vom Tatgeschehen an der Tankstelle hat man bei Gericht zwar vorliegen, bekommt die Datei, die den Außenbereich zeigt, nicht geöffnet, da das amtseigene Schutzsoftwareprogramm dies nicht zulässt. Amtsgerichtsdirektor Albrecht Trick wird die Datei nun auf seinem privaten Rechner begutachten. Viel weiter kam man auch mit den Zeugenaussagen nicht, zumal die beiden Hauptbelastungszeugen, das Brüderpaar, gestern früh rein zufällig erkrankten und von ihrer Mutter per Anruf beim Gericht entschuldigt wurden. Sollten sie kein ärztliches Attest beschaffen, das ihnen Verhandlungsunfähigkeit bescheinigt, dann kostet sie dieses Missachtung des Gerichts 150 Euro Strafe sowie die Übernahme der weiteren Kosten eines Folgetermins.

Die anderen Zeugen, die man zumindest bis zur Mittagspause hörte, konnten nichts Verwertbares beitragen. Eine junge Dame sagte im Zeugenstand, dass sie Angst vor dem Angeklagten hätte, denn sie habe Gerüchte über ihn gehört. Ein weiterer glaubte zu wissen, dass der Stress wegen einer Zigarette losging, und er habe unter den Schlägern einen 1,90 Meter großen Mann mit brauner Lederjacke gesehen. Der Angeklagte selbst gab an, an diesem Abend eine gelbe Jacke getragen zu haben. Insgesamt also viel vage Aussagen ohne beweiskräftige Substanz. Nun muss man schauen, wie es am zweiten Verhandlungstag weitergehen wird.