Die höchsten Feldstärken von elektromagnetischer Spannung sind direkt unterhalb der Leiterseile von Strommasten anzutreffen, heißt es bei der baden-württembergischen Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz. Foto: Fotolia/©Gina Sanders

Jeder dritte Bundesbürger äußert sich besorgt über die Auswirkungen von Handystrahlung, rund drei Prozent stufen sich als elektrosensibel ein. Experten sagen, wo solche niederfrequenten Felder entstehen, wie sie wirken und wie man sich schützt.

Was ist Elektrosmog?
Auch wenn der Begriff Elektrosmog im alltäglichen Sprachgebrauch für die Belastung der Umwelt mit elektromagnetischen Feldern verwendet wird, hört ihn Armin Schuster, stellvertretender Leiter des Instituts für Wohnmedizin und Innenraumhygiene an der Uniklinik Freiburg nur ungern. „Diese Bezeichnung ist sachlich falsch.“ Fachleute wie Schuster unterscheiden bei dieser Thematik zwischen niederfrequenten elektrischen und niederfrequenten magnetischen Feldern. Niederfrequente elektrische Felder entstehen, wenn Strom bereitgestellt und verteilt wird – etwa über elektrische Leitungen im Haus oder über Stromkabel von Elektrogeräten. Die elektrische Feldstärke wird in Volt pro Meter angegeben (V/m). Wird Strom verbraucht, entstehen zusätzlich niederfrequente magnetische Felder, deren Maßeinheit in Ampere pro Meter (A/m) angegeben wird. Oder aber sie wird als magnetische Flussdichte in der Einheit Tesla (T) oder Mikrotesla (µT) angegeben.
Welche Grenzwerte gelten bei Elektrogeräten?
In der Verordnung über elektromagnetische Felder im Bundes-Immissionsschutzgesetz sind für Elektro- und Haushaltsgeräte keine Grenzwerte aufgelistet. „Um die Wirkung der niederfrequenten Felder einzuschätzen, wird der Referenzwert des Rates der EU angesetzt“, heißt es bei der Verbraucher-Initiative Berlin. Daran wird das Risiko einer Belastung mit elektrischen und magnetischen Feldern im Haushalt bemessen. Ungeklärt ist, ob nicht auch unterhalb der Grenzwerte bei einer dauerhaften Belastung gesundheitliche Schäden auftreten können.
Gibt es Risiken für die Gesundheit?
Was wirklich im menschlichen Körper passiert, wenn er elektromagnetischen Feldern verschiedener Stärke ausgesetzt ist, kann nach wie vor nur schwer beantwortet werden. Als gesichert gilt, dass die Felder in den Körper eindringen können und dort zusätzlich zu den körpereigenen elektrischen Strömen, weitere auslösen. Nach Angaben des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungsinstituts Heidelberg (DKFZ) können sehr starke, künstlich erzeugte elektromagnetische Felder Gewebe erwärmen. Das kann den Stoffwechsel beschleunigen. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz gibt an, dass solch starken Felder zu Strömen führen, die Nerven-, Sinnes- und Muskelzellen reizen, Sinnestäuschungen und Muskelkrämpfen herbeiführen oder gar Kammernflimmern auslösen.
Doch bei Elektrogeräten können Umweltmediziner beruhigen: Im Schnitt liegen hierzulande die Feldstärken der niederfrequenten Felder bei etwa 0,1 Mikrotesla. „In diesem Bereich sind derzeit keine gesundheitlichen Schäden zu erwarten“, sagt Armin Schuster von der Uniklinik Freiburg.
Welche Gefahren sind noch denkbar?
Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz bezeichnen sich zwei bis sechs Prozent der Bundesbürger als elektrosensibel. Sie klagen über Kopfschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, die durch niederfrequente Spannungsfelder ausgelöst worden seien. Wissenschaftlich wurde dieser Zusammenhang aber noch nicht belegt.
Ob sich das Krebsrisiko erhöht, wenn Menschen in der Nähe von Hochspannungsleitungen wohnen oder häufig telefonieren, ist ebenfalls strittig. Laut Krebsinformationsdienst gibt es dafür noch keinen wissenschaftlichen Nachweis. „Ausgeschlossen wird es deshalb aber noch nicht.“ Die internationale Agentur für Krebsforschung ist da forscher: Sie schätzt magnetische Felde als „möglicherweise krebserregend“ ein und bezieht sich auf Studien, die zwischen der Entstehung von Leukämie bei Kindern und der elektromagnetischen Belastung einen Zusammenhang ermittelt haben wollen. Dem schließt sich die Weltgesundheitsorganisation WHO an – verweist aber darauf, dass weitere Ursachen bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielen.
Wie schützt man sich vor Elektrosmog?
Grundsätzlich sollte man die Belastung durch niederfrequente Felder so gering wie möglich halten. Dabei lautet die wichtigste Regel: Abstand halten – und zwar mindestens 30 Zentimeter. Elektrische Geräte, die nicht mehr benötigt werden, sollten abgeschaltet und nicht im Stand-by-Modus belassen werden. Das spart obendrein noch Stromkosten. Vor Ausgaben für Elektrosmog-Messgeräte aus dem Baumarkt warnt die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg dagegen: Elektrosmog lasse sich keinesfalls von einem Unkundigen ausloten. Besser ist es, sich bei einem qualifizierten Institut beraten zu lassen.
Infos gibt es beim Bundesamt für Strahlenschutz, www.bfs.de, oder bei der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, www.lubw.baden-wuerttemberg.de.