Der zweite finnische "Iceman": Wild-Wings-Abwehrspieler Jussi Timonen. Foto: Sigwart

Eishockey: Die Zugänge des SERC (8): Jussi Timonen trägt sehr einen großen Namen.

Bei den Wild Wings wächst die Finnen-Connection immer weiter an. Der neueste im Bunde ist Jussi Timonen. Der 34-Jährige bringt einen großen Namen mit nach Schwenningen – und jede Menge Coolness.

"100 Prozent eiskalt." So lautet ein Werbeslogan der Schwenninger Wild Wings. Neuzugang Jussi Timonen packt da noch einmal ein paar Prozentpunkte drauf. Der Abwehrspieler hinterlässt bisher einen dermaßen coolen Eindruck. Er könnte neben seinem Landsmann Kimi Räikkönen der zweite finnische "Iceman" sein.

Mit Jussi Timonen ist die Anzahl der Finnen im Team der Schwenninger auf fünf gewachsen. "Stimmt schon", sagt er. "Wir haben hier ein paar nette finnische Jungs." Neben ihm sind es Kalle Kaijomaa, Markus Poukkula, Co-Trainer Petteri Väliparta und Torwarttrainer Ilpo Kauhanen. "Sie haben mir den Einstieg hier sehr erleichtert", sagt der "Neue". Auch abseits des Eises. Die anderen Spieler haben ihn ebenfalls sehr herzlich empfangen, betont er. "In der Kabine sprechen wir aber hauptsächlich Englisch – und nicht Finnisch", betont Timonen. Man wolle nicht, dass die anderen Spieler sich ausgegrenzt fühlen. Einige seiner Landsmänner im neuen Team kennt der Abwehrspieler noch von früher. Mit Kaijomaa hat er zusammen bei SaiPa gespielt. Kauhanen war Torwarttrainer und Team-Manager von KalPa. Poukkula hat er bei zahlreichen Duellen in der finnischen SM-Liiga das Leben schwer gemacht.

Jussi Timonen bringt eine Menge Routine in die junge Schwenninger Truppe. Er ist ein Spieler, an dem sich die jüngeren orientieren und aufrichten können. "Das kann schon sein", sagt er. KalPa hat er in den vergangenen vier Jahren als Kapitän (und Vize) aufs Eis geführt. "Viel besser wäre es aber, wenn jeder Spieler eine Führungsrolle in der Mannschaft übernimmt und nach seinem Nebenmann schaut", findet der 34-Jährige.

Dass Timonen in der Kabine oder auf dem Eis laut wird, kann man sich kaum vorstellen. Der Finne ist eher ein ruhiger Typ, kein Mann großer Worte. Er strahlt eben eine Menge Coolness aus. Ihn kann scheinbar so schnell nichts aus der Ruhe bringen.

Neun Jahre hat er zuletzt bei KalPa in seiner Heimatstadt Kuopio gespielt. Es war wahrscheinlichs Timonens letzte Chance, in diesem Sommer noch einmal den Schritt ins Ausland zu wagen. "Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als das Angebot aus Schwenningen kam", sagt er. "Ich habe noch nie in Deutschland gespielt. Es ist eine große Herausforderung für mich. Die DEL ist eine sehr starke Liga", erklärt er.

Neben der heimischen Liga hat der wuchtige Finne bereits in Nordamerika gespielt. 2001 wurde er im Draft von den Philadelphia Flyers an 146. Stelle gezogen. Doch erst 2006 haben ihn die Flyers dann ins Team geholt. 14 Mal ist er in der NHL aufgelaufen, spielte ansonsten hauptsächlich für die Philadelphia Phantoms in der AHL.

Nach seiner ersten Saison in Philadelphia haben die Flyers zusätzlich seinen älteren Bruder Kimmo ins Team geholt. "Das hat mich riesig gefreut", blickt er heute zurück. Doch während der eine Timonen eine sagenhafte NHL-Karriere hinlegte, führte der Weg des anderen nach Finnland zurück. Kimmo absolvierte mehr als 1200 NHL-Spiele, ist fünfmaliger All-Star und Stanley-Cup-Sieger (2015 mit den Chicago Blackhawks). Neidisch auf diese Erfolge ist Jussi nicht. Auch hatte er nie das Gefühl, deshalb unter besonders großem Druck oder im Schatten seines Bruders zu stehen. Im Gegenteil: Er ist sehr stolz darauf, was sein Bruder erreicht hat. "Er ist eines der größten Vorbilder für mich", sagt der 34-Jährige. "Aber er ist Kimmo, ich bin Jussi."

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Zur Person

Jussi Timonen

Der neue Schwenninger Abwehrspieler trägt einen großen Namen. Er ist der Bruder des NHL-Stars und Stanley-Cup-Siegers Kimmo Timonen. Seinen beiden Brüdern – Jussi ist der jüngste (geboren am 29. Juni 1983) – hat er es auch zu verdanken, dass er mit dem Eishockey begonnen hat. "Sie haben beide gespielt und mich irgendwann immer mitgenommen", erinnert sich der 34-Jährige an seine Kindheit im finnischen Kuopio zurück. Beim dort ansässigen Klub KalPa spielte er fortan auch in sämtlichen Jugendmannschaften. Er feierte dann sein Debüt in der zweithöchsten Eishockeyliga "Mestis". Zur Saison 2002/2003 wechselte er in die höchste Klasse "Liiga" zu TPS Turku, anschließend 2004/2005 zu SaiPa (nach Lappeenranta). Nach zwei starken Spielzeiten nahmen die Philadelphia Flyers ihr Draftrecht (Timonen wurde bereits 2001 gezogen) wahr und holten den Finnen in die NHL. 14 Mal lief er insgesamt in der stärksten Liga der Welt auf. Die meiste Zeit spielte Timonen beim AHL-Farmteam Phantoms – 60 Mal. Dazu kamen 33 Einsätze für die Iowa Stars. Nach zwei Runden entschied er sich dazu, zurück in die Heimat zu KalPa zu gehen. Dort spielte der Linksschütze zuletzt neun Jahre. Nun möchte er mit 34 Jahren ein neues Abenteuer wagen. Jussi Timonen ist verheiratet und hat drei Töchter. Die Familie lebt jetzt in Villingen, wo die Töchter auch zur Schule gehen sollen. Der 34-Jährige spielt gerne Tennis und ist ein sehr guter Golfer. In seiner Jugend spielte er neben Eishockey auch Fußball und Basketball. "Ich habe mich dann aber ziemlich früh für Eishockey entschieden", sagt er.