Die Hamburg Freezers - hier im Spiel gegen die Wild Wings - haben keine neue DEL-Lizenz beantragt. Foto: Eibner

Eishockey: In Hamburg gehen die Lichter aus. Jetzt hofft Bremerhaven auf DEL-Lizenz.

Am Ende eines letztlich aussichtslosen Rettungseinsatzes herrschte bei Christoph Schubert tiefe Enttäuschung und Frust.

"Eine echte Chance wurde weder uns, euch noch den Hamburg Freezers gegeben", schrieb der Kapitän bei Facebook und bedankte sich für die außergewöhnliche Unterstützung der Fans. Trotz des heldenhaften Einsatzes von Schubert und seinem wacker kämpfenden Team mit Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste sind bei den Hanseaten nach 14 Jahren in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) die Lichter ausgegangen.

Anschutz-Group zieht endgültig den Stecker

Ein Schicksal, das auch anderen Klubs immer wieder drohen könnte. Bei den Freezers hatte Klub-Besitzer Anschutz Entertainment Group (AEG) endgültig den Stecker gezogen, obwohl Schubert und Co. auf ihrer Mission "Rettet die Freezers" Bemerkenswertes geleistet hatten. Beim bisher größten Sport-Crowdfunding in Deutschland sammelten sie 532 952 Euro ein, sie präsentierten einen möglichen Hauptsponsor für die kommenden zehn Jahre sowie Investoren und Partner mit ernsthaftem Interesse – auf insgesamt rund 1,2 Millionen Euro frisch generiertes Kapital konnten sie nach tagelangem Einsatz verweisen.

Die große Welle der Solidarität ausgelöst zu haben, erfüllte Schubert nach dem traurigen Ende dennoch ein Stück weit mit Stolz und Dankbarkeit, auch wenn die AEG die Bemühungen um eine neue Lizenz letzlich nüchtern zurückgewiesen hatte. "In Anbetracht der Tatsache, dass wir in den vergangenen 14 Jahren alleinig alle Verluste geschultert haben, und der Tatsache, dass es unser übergreifendes Ziel war, nur ein Team in der Liga zu besitzen, sind wir nicht weiter bereit, Verluste dieser Größenordnung auszugleichen", wurde AEG-Präsident Tom Miserendino in einer Pressemitteilung zitiert. Die Abhängigkeit von einem großen Geldgeber wurde den Freezers letztlich zum Verhängnis – ein Schicksal, das auch vielen der anderen 13 Klubs einmal drohen könnte.

Entscheidungen und Entwicklungen wie in Hamburg seien "nie auszuschließen", hatte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke kürzlich gesagt. Die Kosten im Eishockey sind eminent hoch, die Einnahmen dagegen überschaubar. Selbst die Eisbären Berlin, seit 2005 siebenmal Meister und mit dem zweithöchsten Zuschauerschnitt in Europa (13 000) gesegnet, schreiben rote Zahlen. Rund 285 000 Euro an TV-Einnahmen aus dem neuen Vertrag mit der Telekom und die Einnahmen aus Sponsoring und Tickets werden auch künftig bei den wenigsten Klubs zur Kostendeckung reichen.

Ein schwieriges Umfeld, das die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven – kurioserweise bislang Kooperationspartner der Freezers – jedoch nicht abschreckt. Der Klub aus der DEL 2 hofft, den freigewordenen Platz in der deutschen Beletage einzunehmen. Den Lizenzantrag für die DEL haben die Verantwortlichen fristgerecht in der Ligazentrale in Neuss hinterlegt – offenbar als einziges Team der zweiten Liga. "Niemand sollte sich über das sportliche Aus eines Klubs freuen, und diesen Umstand möchten auch wir noch einmal deutlich unterstreichen", sagte Pinguins-Teammanager Alfred Prey: "Festzustellen bleibt aber auch, dass, wenn es einen freien Platz zu belegen gibt, wir diese Chance ergreifen müssen. Diesen Schritt sind wir unserer Stadt und unseren Fans schuldig."