Seit 30 Jahren spielt Jutta Müller (Zweite von links) schon in Egenhausen Theater. Seit 25 Jahren stehen Michael Schuler (links), Birgit Bürkle (rechts) und Thomas Brenner auf der Bühne. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Egenhauser Laienschauspieler erfreuen sich großen Andrangs / Buob ist Ehrenmitglied

Von Manfred Köncke

Egenhausen. Ein Blind Date im "Himmelstörle"? Die Marketing-Idee schlägt ein wie eine Bombe. In der Fremdenpension geht es seitdem heiß her – und bei der Kontaktaufnahme von Männlein und Weiblein kommt es zu überraschenden Begegnungen. Die Theatergruppe Egenhausen hat den schwäbischen Zweiakter "Schneetreiben" am Wochenende in der Silberdistelhalle aufgeführt.

Innerhalb von zwei Tagen waren im Vorverkauf alle 320 Karten für die Samstagabendvorstellung abgesetzt. Woran das liegt? Die Zopflerbühne hat – erstens – ein Händchen für Lustspiele, bei denen man von Anfang bis Ende aus dem Lachen nicht herauskommt. Und – zweitens – in ihren Reihen echte Originale und wahre Erzkomödianten. Außerdem ist die Truppe eingespielt – drei Darsteller sind seit 25 Jahren dabei, Jutta Müller sogar seit 30 Jahren. Sie hat sich auch diesmal mehr als 20 Textbücher von verschiedenen Verlagen kommen lassen. Im Oktober wurde mit den Proben begonnen.

Die Pension "Himmelstörle" läuft nicht mehr besonders. Es fehlt an Gästen. Da kommt Pensionswirtin Eva Keck (Birgit Bürkle) auf die Idee, eine Art Kontaktbörse anzubieten. Willi Nägele, (Michael Schuler) ist Chef einer schwäbischen Strickwarenfabrik. Er hofft auf eine prickelnde Abwechslung vom Eheleben. Mitgenommen hat er seinen Stammtischbruder Udo (Jochen Vielfort). Dass Willi dort auf seine Ehefrau (Jutta Müller) trifft, kommt unerwartet. Und auch Udo erlebt eine Überraschung – seine Verlobte (Magdalena Brauckmann) wohnt ebenfalls in der Pension und ist meist nur mit dem Bademantel bekleidet. Was sie mit dem Werbefilmfritzen Wenzel (Thomas Brenner) zu schaffen hat und warum die kernige Pensionsmithilfe Alwine (Sandra Rath) häufig zur Likörkaraffe greift, das erfährt man im Verlauf der Handlung. Die Zuschauer lachten sich kringelig und quittierten jeden Abgang von der Bühne mit Applaus – der besonders lange dauerte, als sich die sieben Darsteller zum Schluss der Aufführung verneigten.

Aber das war am Samstagabend noch nicht alles. Vereinsvorsitzender Bernhard Brenner charakterisierte die einzelnen Akteure des Zweiakters mit witzigen Bemerkungen, bat anschließend Frank Buob auf die Bühne, ernannte den scheidenden Bürgermeister von Egenhausen zum "ersten und einzigen Ehrenmitglied" der Theatertruppe – als Belohnung durfte er die Schauspielerinnen küssen – und ehrte vier langjährige Akteure. Jutta Müller ist seit 30 Jahren "die gute Seele" der Zopflerbühne, Birgit Bürkle, Michael Schuler und Thomas Brenner studieren seit 25 Jahren schwäbische Schwänke ein. Regie führte beim "Schneetreiben" Ute Stickel, für Licht und guten Ton war Dieter Krauß zuständig, Ellen und Viola Käppeler sorgten für die passenden Kostüme, Markus Stikel und Tobias Kalmbach für die Dekoration der diesmal zweigeteilten Bühne.

Das Lustspiel wurde am Sonntagnachmittag an gleicher Stelle wiederholt. Erneut war die Silberdistelhalle bis auf den letzten Platz besetzt. Eintritt wurde nicht erhoben – eine Geste an die ältere Generation. Den Hauptpreis der Tombola – 150 Euro – gewann Helga Kalmbach aus Egenhausen.